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Schule der Liebe

Schule der Liebe

Titel: Schule der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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ließ ihn sich die Kehle hinabrinnen und seine Brust innerlich mit Wärme erfüllen. Er fragte sich, ob Morganas Schlafzimmer Wand an Wand zu seinem lag. Entkleidete sie sich in diesem Augenblick, um zu Bett zu gehen? Saß sie vielleicht in einem hauchzarten Nachtgewand vor dem Spiegel und bürstete ihr langes, seidiges Haar? Sloane stellte sein Glas so energisch auf den Tisch zurück, dass sich einige Köpfe zu ihm umwandten.
      Er durfte sich nicht mehr solchen unzüchtigen Fantasien hingeben.
      In diesem Augenblick betraten drei Herren das Kaffeezimmer. Der eine von ihnen war groß, aber hager, mit etwas abfallenden Schultern und grauem Haar. Obwohl er sich auf einen Stock stützte, umgab ihn immer noch eine Aura der Macht. Seine beiden Begleiter wirkten neben ihm wie Monde, die einen Planeten umkreisten. Als der alte Mann sich im Raum umsah, entdeckte er Sloane.
      Sloane nickte ihm zu.
      Sein Vater, der Earl of Dorton, blieb regungslos stehen.
      Sloane wusste, was nun geschehen würde. Der Earl würde langsam seinen Blick von ihm abwenden und ihm den Rücken zukehren, als hätte er seinen missratenen Sohn nicht bemerkt. Er würde sich so verhalten, wie er es Sloanes ganzes Leben lang getan hatte, und so tun, als existiere er gar nicht.
      Doch Sloane irrte sich. Der Earl kam direkt auf ihn zu. Sloanes Bruder, Viscount Rawley, und seinem Neffen David stand vor Verblüffung der Mund offen, als sie sahen, auf wen der Earl zusteuerte.
      Sloane erhob sich, ohne dem Blick seines Vaters auch nur eine Sekunde lang auszuweichen. „Guten Abend, Vater. Mochtest du nicht Platz nehmen?"
      Wortlos gab der Earl seinem Sohn und seinem Enkel ein Zeichen, sich zu setzen. Er selbst stützte sich schwer auf seinen Stock, während er sich auf einem Stuhl niederließ. Dass dies ihm Mühe machte, entging Sloane keineswegs. Doch als sein Vater ihm dann einen stählernen Blick zuwarf, glich er wieder dem Mann, der früher das Herz eines kleinen Jungen mit Schrecken hatte erfüllen können.
      Doch diese Zeiten waren vorbei.
      Endlich begann der Earl zu sprechen: „Ich möchte wissen, was du vorhast, Junge, und zwar jetzt sofort."
      Über die Bezeichnung „Junge" musste Sloane im Stillen lächeln. Er war schon seit seinem zehnten Lebensjahr kein Junge mehr, als dieser Mann dafür gesorgt hatte, dass ihm bezüglich der Umstände seiner Zeugung die Augen geöffnet wurden. „Was ich vorhabe, Vater?"
      „Du weißt genau, was ich meine." Der Earl stieß mit seinem Stock auf den Teppich. „Was führst du im Schilde? Ich sage dir, ich werde nicht zulassen, dass du ehrbaren jungen Damen den Hof machst und dir von deinem unrechtmäßig erworbenen Geld Stadtresidenzen in gediegenen Vierteln leistest." Der Earl beugte sich zu Sloane vor. ,,Du sollst Irwin um sein letztes Hemd gebracht haben. Der Mann ist völlig ruiniert."
      „Irwin?" Sloane zog die Augenbrauen hoch. Irwin war der ehemalige Besitzer seines Hauses, der sich in verzweifelten Geldnöten befunden hatte. „Du bist leider falsch informiert. Ich würde eher sagen, dass ich ihn gerettet habe."
      „Das stimmt, Großvater", meldete sich David. „Irwin hat sein Vermögen bei Madame Bizou beim Glücksspiel verloren. Onkel Cyprian hatte überhaupt nichts damit zu tun."
      Da brach der Zorn des Earls über seinen Enkel herein. „Und was weißt du bitte schon über dieses Etablissement?" Er hob die Stimme. „Ich werde nicht dulden, dass du deine Apanage mit Karten und Frauenzimmern verschleuderst! Denk daran, ich kann deine Zuwendung um die Hälfte kürzen."
      Sloane bebte innerlich, als sei er immer noch das Kind, das so oft auf dieselbe Weise zurechtgewiesen worden war. „Sprich leise, Vater", sagte er gedampft und in festem Ton. „Du erregst Aufsehen."
      Sein Vater brauste heftig auf. „Ich - Aufsehen erregen?" Seine Stimme wurde noch lauter.
      Sloane beugte sich zu ihm vor. „Hör sofort damit auf, oder verlasse den Tisch." Irgendetwas in seinem Blick musste den alten Mann von seinem Ernst überzeugt haben, denn er schloss den Mund.
      Sloane lehnte sich zurück und trank gemächlich einen Schluck von seinem Brandy. „Schon besser."
      Der Earl schien nahe daran, vor Zorn zu explodieren. „Du bist hier nicht willkommen, Cyprian", stieß er zwischen den Zähnen hervor. „Kehre wieder in die Jauchegrube zurück, aus der du gekrochen bist!"
      Jeder einzelne Muskel in seinem Körper war angespannt. Sloane war nicht

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