Schule der Liebe
es auch schwergehabt, und ich finde, wir sind nicht schlechter als manch andere, die es schafft, die Geliebte irgendeines feinen Herrn zu werden."
Die Frau mit dem Schal fügte hinzu: ,,Wir glauben, dass es das Beste wäre, unter dem Schutz eines Gentlemans zu stehen. Wenn Sie uns beibringen können, wie man das erreicht, würden wir Ihnen aus Dankbarkeit jeden Preis zahlen, den Sie verlangen."
„Nicht jeden Preis, Mary", rief ihre rothaarige Freundin. „Sei doch nicht dumm! Wir müssen genug Geld zurücklegen, um irgendwann alle Männer zum Teufel jagen zu können."
„Sprich vor Miss Hart nicht in einem solchen Ton!", protestierte Lucy. „Es tut mir schon leid, dass ich euch hierhergebracht habe."
Morgana hob die Hand. „Schon gut, Lucy." Sie betrachtete alle vier. Es war leicht zu erkennen, wieso sie im Bordell begehrt waren. Sie waren hübsche Mädchen mit hübschen Figuren, die noch-in der Blüte der Jugend standen. Doch wie würden sie in ein paar Jahren aussehen? Etwa ... etwa so wie das portugiesische Mädchen, völlig verbraucht und vorzeitig gealtert?
„Na, mir tut es auch leid, dass ich gekommen bin", gab die Rothaarige zurück. „Die Dame hier wird uns nämlich zurückschicken, und ich freue mich nicht gerade auf die Schläge, die es von Mrs. Rice' Mann setzen wird."
Schläge? Morgana stand auf und ging zum Fenster hinüber, wo sie erst vor kurzem. Sloane in der Dunkelheit hatte verschwinden sehen. An Schläge hatte sie überhaupt nicht gedacht. Sie hatte sich nur vorgestellt, dass die Mädchen die Hintertreppe des Handschuhgeschäfts hinaufsteigen und sich in kleine Schlafzimmer zurückziehen würden, um Nacht für Nacht einen Mann nach dem anderen zu empfangen. Würde sie jemals wieder in den Spiegel sehen können, wenn sie diese jungen Frauen einem solchen Schicksal überließ?
„Niemand wird zurückgeschickt", sagte Morgana ruhig.
Sechstes Kapitel
Zwei der jungen Frauen stießen Freudenschreie aus und machten Luftsprünge. Die dritte sank auf einen Stuhl. Morgana ließ sie alle Platz nehmen.
„Ich kann Ihnen nichts versprechen", gab sie zu bedenken. „Es ist mir noch nicht gelungen, eine anständige Lehrerin zu finden ...", eine unanständige , sollte sie eigentlich sagen, „aber ich selbst kann Ihnen beibringen, vornehm zu sprechen, sich anmutig zu bewegen und sich elegant zu kleiden. Ich kann Ihnen zeigen, wie man mit Geld umgeht und woran man den echten Wert von Gegenständen erkennt. Aber was die Kunst, den Männern zu gefallen, betrifft, gibt es Dinge, von denen ich nichts verstehe ..."
„Oh, wir wissen, was den Männern gefällt." Das kecke Mädchen kicherte.
„Ja, natürlich ..."Morgana, die ihre Verlegenheit nicht verbergen konnte, blinzelte verwirrt. „Also, dann ... stellen Sie sich bitte vor."
Das kecke Mädchen sprach als Erste. „Ich heiße Katy Green und bin aus Derbyshire." Sie wies auf die dunkelhaarige Schönheit. „Und das ist Rose O'Keefe."
„Ich gehöre eigentlich nicht zu Mrs. Rice' Mädchen, Miss", erklärte Rose in einem angenehm melodischen irischen Tonfall. „Ich habe diese beiden über ihren Plan reden hören. Wahrhaftig, habe ich mir da gesagt, das möchte ich auch!"
Der reizvolle Gegensatz zwischen Rose' dunklem Haar und ihrem hellen Teint machte sie zu einer bezaubernden Erscheinung. Wenn sie sich entsprechend kleidete, würden sich überall, wohin sie ging, alle Köpfe nach ihr umdrehen. Ihr Erfolg als Kurtisane schien bereits ein fait accompli zu sein.
„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Miss Green und Miss O'Keefe." Sie wandte sich der dritten jungen Frau zu. „Und wie heißen Sie?"
„Mary Phipps, Miss."
Morgana lag ein Dutzend Fragen auf der Zunge, die sie dieser jungen Frau gerne gestellt hätte. Was war mit ihr geschehen? Wieso gehörte sie zu den Mädchen in Mrs. Rice' Handschuhgeschäft? Wie konnte jemand, der offensichtlich aus guten Kreisen stammte, in die Prostitution herabsinken? Doch die arme Mary war erschöpft. Morgana würde sich ihre Fragen für später aufheben.
„Auch Ihre Bekanntschaft freut mich, Miss Phipps."
Mary schlug beschämt die Augen nieder.
Katy warf ihr einen freundlichen, beinahe mütterlichen Blick zu, obwohl Mary eindeutig die ältere von beiden war. „Mary ist ein bisschen still, Miss. Wir müssen zusehen, dass sie etwas lebhafter wird. Männer mögen Temperament, sage ich immer."
„Ja, natürlich." Morgana
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