Schule der Liebe
Gewerbe.
Trigg, der Zuhälter, der das Dienstmädchen hatte entkommen lassen, kam mit einem selbstgefälligen Gesichtsausdruck herein.
„Ich habe Informationen." Er näherte sich ihrem Schreibtisch und beugte sich vor. Sein Geruch widerte sie an. „Eine feine Dame soll die Mädchen bei sich aufgenommen haben."
„Eine feine Dame!" Mrs. Rice klopfte mit den Fingern auf den Tisch. „Das ist diese Frau ", zischte sie. „Die Frau, die so selbstherrlich hier hereinspaziert ist."
Trigg zog die Augenbrauen hoch. „Beschreiben Sie sie."
„Das kann ich nicht", erklärte Mrs. Rice verstimmt. „Sie war verschleiert."
„Eine große Frau?"
„Ziemlich groß, ja."
Er runzelte die Stirn und rieb sich den Kopf. „Dann kenne ich sie."
Kurz darauf machte sich Trigg auf den Weg zu dem Wirtshaus, in dem irgendein Diener angeblich erzählt hatte, bei seiner Herrin seien ein paar Frauenzimmer zu Besuch, die eher wie Dirnen wirkten. Es war eine schwache Spur, und der Diener sollte am folgenden Tag alles wieder abgestritten haben, doch Trigg wollte nur zu gerne glauben, dass es sich um die Dame im Park handelte. Die würde er mit Vergnügen zur Hölle schicken, und zwar so bald wie möglich.
Plötzlich wurde er von hinten am Kragen gepackt und in eine dunkle Ecke gezogen. Eine stählerne Klinge wurde hart an seine Kehle gepresst.
„Wie ich höre, haben Sie sich nach ein paar. vermissten Freudenmädchen erkundigt", ertönte eine unheimliche Stimme.
Trigg hätte sich beinahe übergeben müssen, doch er war klug genug, seine Furcht nicht zu zeigen. „Und wenn schon?", knurrte er.
Die Klinge ritzte seine Haut, und er spürte, wie ihm das warme Blut den Hals hinabrann. „Halten Sie sich aus der Sache raus, falls Ihnen Ihr Leben lieb ist! ", fauchte der Angreifer. Trigg fiel auf, dass er die Stimme irgendwo schon einmal gehört hatte. Das Messer schnitt ihn erneut - zwar nicht tief, trotzdem wagte Trigg sich nicht zu bewegen, aus Angst, es könnte mehr durchtrennen als nur seine Haut.
„Was geht Sie das an?" Trigg bemühte sich, grimmig zu klingen, doch seine Stimme war plötzlich hoch wie die eines Mädchens.
Der Mann lachte. „Sie sind bei mir. Auch das Dienstmädchen und die Frau, die Sie bewusstlos geschlagen hat. Sie gehören mir, und wer sie mir wegnehmen will, der ist des Todes.”
„Wieso sollte ich auf Sie hören? Wer sind Sie?"
Wieder ertönte das gruselige Lachen. „Ich bin der Teufel."
Trigg wurde vorwärtsgestoßen und fiel auf die Knie. Bis er sich aufgerappelt und umgedreht hatte, war der Mann - der Gentleman aus dem Park - verschwunden.
Nachdem Morgana die halbe Nacht darüber nachgegrübelt hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass sie selbst für Sloanes zwanglosen Umgang mit ihr verantwortlich war. Er hatte gesehen, wie undamenhaft sie sein konnte, und hielt sich daher ihr gegenüber weniger zurück, als er es als Gentleman bei anderen Damen tat. Sie konnte sich seiner Gesellschaft erfreuen, doch sie durfte sich niemals einbilden, dass mehr daraus werden konnte. Schließlich beabsichtigte er, Hannah zu heiraten. Sie sollte ihre Kräfte lieber dafür einsetzen, ihren Mädchen zu helfen.
Madame Bisou war gerade gekommen, und sie versammelten sich in der Bibliothek. Beiläufig erwähnte Morgana ihre Einladung nach Vauxhall.
Katy ließ sich auf das Sofa fallen. „Können wir nicht alle mitkommen? Ich werde sterben, wenn ich noch einen einzigen Tag in diesem Haus eingesperrt bleibe!"
Morgana warf Katy einen teilnahmsvollen Blick zu. Ihre Schützlinge waren in der Tat im Haus eingesperrt gewesen und hatten höchstens einmal in den kleinen Garten hinausgehen können.
„Wir dürfen nicht riskieren, dass Mrs. Rice uns sieht, Katy", warf Mary in ernstem Ton ein.
Katy machte eine wegwerfende Geste. „Mrs. Rice wird ja nicht in Vauxhall sein. Außerdem könnten wir Masken tragen. In Vauxhall Gardens trägt man doch Masken, oder?"
„Das stimmt", antwortete Madame Bisou nachdenklich und sah Morgana an. „Wenn ich es mir recht überlege, würde ein wenig Übung unseren Mädchen guttun. Wir sollten sie nicht ohne einen Probeversuch in die Welt entlassen, meinen Sie nicht auch, Miss Hart?"
Wie konnte Morgana diese Meinung teilen; da sie ihre
Weitere Kostenlose Bücher