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Schule der Liebe

Schule der Liebe

Titel: Schule der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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tun?"
      Sloane betrachtete sie lange. „Nein." Dann fasste er sie plötzlich am Arm und forderte sie auf: „Komm mit."
      Anstatt Morgana zu ihrer Laube zurückzubringen, führte er sie zu einem der kleinen Restaurants entlang der Kolonnade und wählte einen Tisch in einer Ecke, wo sie relativ ungestört waren. Er bestellte Wein für sie beide.
      „Ich muss mit dir sprechen, Morgana", hob er in ernstem Ton an. „Ist dieser Vorfall kein Beweis dafür, wie gefährlich dieser Ausflug ist? Angenommen, der Mann hätte Lucy erkannt - was hätte dann geschehen können?"
      Morgana wich seinem Blick aus. „Aber er hat sie nicht gesehen, ebenso wenig wie Miss Poltrop oder Varney uns gesehen haben."
      Sloane machte eine wegwerfende Geste. „Und wenn ich nicht da gewesen wäre? Hättest du dich dann allein auf den Dunklen Pfad begeben, um nach Lucy zu suchen?"
      In diesem Augenblick brachte ein Kellner den Wein, und Morgana wartete mit ihrer Antwort, bis der Mann gegangen war. „Ich hätte Mary und Mr. Duprey aufgefordert, mich zu begleiten."
      „Nein, das hättest du nicht. Du wärst allein gegangen. Du bist leichtsinnig, Morgana." Er trank einen Schluck Wein, bevor er weitersprach. „Überhaupt ist deine ganze Unternehmung zu riskant!"
      Sie funkelte ihn zornig an. „Es ist zu spät, um mich dafür zu tadeln! Ich werde die Mädchen jetzt nicht im Stich lassen." Doch plötzlich stieg Übelkeit in ihr hoch. War es denn ein so großer Unterschied, ob sie Lucy, Katy, Rose und Mary beibrachte, sich Männern feilzubieten, oder ob dieser Kuppler Lucy anderen Männern zuführte?
      „Gib es auf", forderte Sloane.
      Sie hoffte, dass er ihr ihren Schmerz nicht ansah. „Wie könnte ich das?"
      Er antwortete nicht. Morgana überkam ein bitteres Gefühl des Scheiterns, ein Gefühl, als habe sie seine Freundschaft verloren und als seien all ihre Träume zerschlagen worden. Noch schlimmer wäre nur, wenn er erkannte, dass ihr bewusst war, wie gründlich sie versagt hatte.
      Sie setzte eine trotzige Miene auf. „Weißt du, dass ich diese Mädchen beneide? Sie werden sich von keinen Konventionen einschränken lassen. Sie werden tun und lassen können, was sie wollen!"
      Sloanes Augen blitzten zornig auf. „Für sie werden Einschränkungen anderer Art gelten."
      Darin stimmte Morgana ihm insgeheim zu, aber sie konnte sich nicht davon abhalten, zu entgegnen: „Gerade du musst so etwas sagen, Sloane! Du kennst die Freiheit aus eigener Erfahrung. Dass du wieder ein ehrbares Mitglied der Gesellschaft werden willst, ist für mich ein größeres Rätsel als mein Wunsch, ihre Ketten zu sprengen."
      Ein Muskel in seiner Wange zuckte. „Ein Dasein als Außenseiter bedeutet nicht unbedingt Freiheit, Morgana."
      Sie trank einen Schluck von ihrem Wein. Ihr kurzes Aufflackern von Trotz hatte nur dazu geführt, dass sie Sloane unabsichtlich verletzte. Dies machte sie erst recht unglücklich.
      „Willst du nicht eines Tages heiraten, Morgana?”
      Mit dieser Frage traf Sloane einen weiteren empfindlichen Nerv in ihr. „Du etwa?"
      Er senkte den Kopf. ,,Ja. Das gehört zum ehrbaren Leben dazu." 
      Sie hätte beinahe die Augen verdreht. Dann beschloss sie, seine Frage aufrichtig zu beantworten.
      „Ich habe mich schon längst damit abgefunden, dass kein Mann eine Frau wie mich zur Gattin will. Und ich würde mich wahrscheinlich gegen die Fesseln sträuben, die eine Ehe mir auferlegen würde. Aber ich verstehe nicht, wie man die eigene Freiheit so bereitwillig aufgeben kann. Mir ist nicht klar, wieso Ehrbarkeit dir so viel bedeutet."
      Mit verblüffender Zärtlichkeit nahm er ihre Hand. „Weil ich die andere Seite kennengelernt habe. Deswegen mache ich mir ja Sorgen um dich, Morgana."
      Sie hatten ihre Meinungsverschiedenheit keineswegs beigelegt, doch in Sloanes Blick lag so viel Wärme, dass Morganas Traurigkeit plötzlich verflog. Sie lächelte. „Ach, lass uns nicht streiten, Sloane! Nicht hier, an solch einem schonen Abend."
      Der Klang der Musik mischte sich mit dem Lärm der ausgelassenen Besucher. Die Lampions leuchteten, und die Luft war erfüllt von allerlei Düften. Das Orchester stimmte ein neues Lied an, und eine hohe, klare Stimme durchdrang die frische Abendluft:

                     
           „Wartet nicht ab, bis ich den Pfad
          Der Falschheit und Lüge betrete,
          Bis meine Gedanken ich nicht mehr verrat'
        

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