Schule der Liebe
der Musiker, die hier spielen."
Morgana war aus allen Wolken gefallen, als plötzlich ein fremder Mann auf Rose zukam. Sie hatte den Mädchen das Versprechen abgenommen, sich bei diesem ersten Auftritt in der Öffentlichkeit auf keine Tändeleien einzulassen. Schon wollte sie den Mann wegschicken, da hatte Rose ihr gesagt, wer er war.
Sloane schüttelte Mr. O'Keefes Hand. „Tatsächlich?"
Madame Saquis Ehemann und Sohn schlossen sich ihr auf dem Seil an, und die Menge klatschte begeistert Beifall. Morganas Interesse galt jedoch Sloane, der sich ebenso ungezwungen mit dem Musiker unterhielt wie mit einem Gentleman bei Almack's. Dies war eine Gabe, die sie sehr an ihm bewunderte.
Schließlich entfernten sich Rose und ihr Vater, und Sloane flüsterte Morgana ins Ohr: „Was ist bloß in dich gefahren, dass du die Mädchen hierhergebracht hast? Ihr erregt einiges Aufsehen, glaub mir! Ihr seht aus wie eine Gruppe von Kokotten!"
„Wir sind eine Gruppe von Kokotten", entgegnete sie, ohne im Geringsten reumütig zu klingen. Immerhin bereiteten er und sie die jungen Frauen auf eine solche Zukunft vor. Damit musste er sich abfinden - genau wie sie selbst. „Madame Bisou meinte, ein wenig Übung würde ihnen guttun."
Unter weiterem Applaus und Bravorufen endete die Vorstellung, und die Menge begann sich zu zerstreuen.
Rose kam wieder zu ihnen herüber. „Darf ich noch ein wenig bei meinem Vater bleiben, Miss Hart? Er wird mich dann zur Laube zurückbegleiten."
„Sehr schön", sagte Morgana lächelnd. Sie sah zu, wie Mr. O'Keefe seine Tochter zu dem zweistöckigen Pavillon führte, in dem das Orchester hoch über den Gästen sitzend musizierte. „Stell dir vor - Rose' Vater!"
„Er hat einen anständigen Beruf", ergänzte Sloane. „Warum zum Teufel ist sie in deiner Kurtisanenschule?"
„Das habe ich mich auch gefragt." Morgana atmete tief durch.„Ich sollte jetzt wieder in unsere Laube zurückkehren.”
Als sie das Bogengewölbe in der Nähe von Morganas Pavillon erreichten, eilte ihnen Mary mit Robert Duprey entgegen. „Miss Hart! Miss Hart!"
Morgana wollte die junge Frau gerade bitten, nicht so laut ihren Namen zu rufen, da sprudelte Mary hervor: „Lucy ist davongelaufen! ".
„Wie bitte?" Morgana blieb abrupt stehen.
Mary knickste flüchtig, als sie Sloane bemerkte. „Guten Abend, Sir."
Duprey nickte. „Äußerst sonderbar. Erst ist sie fröhlich und munter, und im nächsten Augenblick schreit sie: ,Er ist hier!" und flüchtet."
„Mr. Elliot ist ihr hinterhergerannt", fügte Mary hinzu.
„Elliot?", rief Sloane. „Was zum Teufel hat er hier zu suchen?"
Morgana bedeutete ihm mit einer Geste, zu schweigen. „Wohin ist sie gelaufen?"
„Auf den Dunklen Pfad zu. Den allerübelsten Ort. Nicht ungefährlich", antwortete Duprey.
Lucy hatte so große Fortschritte gemacht! Hin und wieder hatte sie sogar glücklich gewirkt, war aufgeblüht, genau wie ihr Garten. Morgana konnte den Gedanken nicht ertragen, dass irgendjemand dem Mädchen Angst eingejagt hatte.
Sie wandte sich an Sloane. „Würdest du mich begleiten? Ich wage nicht, mich allein auf die Suche zu begeben."
Sloane zögerte nur einen kurzen Augenblick. „Komm mit."
Zwölftes Kapitel
Der Dunkle Pfad war zwar nicht gänzlich unbeleuchtet, aber es hingen dort deutlich weniger Lampions, und entlang dem Weg gab es hier und da dunkle Alkoven und kleine Gelasse, wo man ungestört sein konnte. Morgana war froh, Sloane an ihrer Seite zu haben.
„Ich frage mich, ob sie vielleicht den Mann aus dem Hyde Park gesehen hat", sagte sie. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine andere Person sie derart in Schrecken versetzen würde. Lieber Himmel, sie war maskiert! Er hätte sie ohnehin nicht erkannt."
„Ich habe eure Verkleidung ja auch durchschaut", rief Sloane ihr in Erinnerung.
„Ja", räumte sie ein. „Aber erst nach Katys alberner Bemerkung."
Er zwang sie, stehen zu bleiben und ihm ins Gesicht zu sehen. „Morgana, wann wirst du endlich einsehen, dass du dich nicht hinter einer Maske oder einem Hutschleier verstecken kannst? Wenn du einen unschicklichen Ort aufsuchst, besteht immer die Möglichkeit, dass jemand dich dabei ertappt."
Morgana wandte den Blick ab. Ihr war wohlbewusst, dass Sloane die Wahrheit sprach.
Er fasste sie am Kinn und hob ihren Kopf. „Du setzt deinen guten Ruf aufs Spiel. Dein Name ist
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