Schule der Liebe
überschritt Hannah niemals die Grenzen der Sittsamkeit. Im Gegensatz zu Morgana.
Aber selbst Hannahs. Stimmung hatte sich in letzter Zeit gewandelt, und ihre Fröhlichkeit wirkte gezwungen. Morgana konnte nur vermuten, dass ihre Cousine befürchtete, Sloane würde möglicherweise doch nicht um ihre Hand anhalten. Allerdings war sie schon seit Langem davon überzeugt, dass Hannah eher in die Aussicht, einen reichen Mann zu heiraten, verliebt war als in den Mann selbst. In der Tat schien sie David den Vorzug vor seinem Onkel zu geben.
Um ihre Gedanken von Sloane abzulenken, ließ Morgana ihre Mädchen nun häufiger ausgehen, allerdings immer mit Hutschleiern, die ihre Gesichter verbargen. In Soho kauften sie von dem Geld, das Morgana ihnen gegeben hatte, kleine Schmuckstücke. Sie besuchten eine Vorstellung in Astley's Amphitheatre. Das war sehr gewagt, denn obwohl Miss Moore, Mr. Elliot und Mr. Duprey sie begleiteten, zogen die fünf hübschen jungen Frauen beinahe ebenso viel Aufmerksamkeit auf sich wie die Reitkünste der Artisten in der Arena:
Robert Duprey war mit jedem der Mädchen einmal im Park spazieren gefahren. Um ihn drehte sich an diesem Morgen die Unterhaltung beim Frühstück.
„Ich werde nie wieder mit ihm ausfahren", erklärte Katy dramatisch. „Er hätte die Karriole beinahe umkippen lassen ..."
„Sei still!", rief Mary. „Ich finde, Mr. Duprey ist ein sehr guter Fahrer. Auf jeden Fall habe ich mich neben ihm keine Sekunde lang gefürchtet."
„Er ist eine Gefahr für alle anderen!", entgegnete Katy. „Um ein Haar wäre er mit einem anderen Burschen in einem Phaeton zusammengestoßen ...
„Einem Herrn, meine Liebe", verbesserte sie Miss Moore.
„Ich hätte mir den Hals brechen können!"
Mary sprang auf. „Ich werde nicht mit anhören, wie du über Mr. Duprey schimpfst! Er ist die Güte und Großzügigkeit in Person, und hochanständig!"
„Wie anständig kann er schon sein, wenn er sich nur mit einem Haufen Flittchen abgibt! ", widersprach Katy mit undamenhaft erhobener Stimme.
Morgana massierte ihre Schläfen. Die Kopfschmerzen, wegen deren sie schon vor dem Morgengrauen erwacht war, quälten sie noch immer, und dieser Streit trug nicht zu ihrer Linderung bei. „Bezeichne dich nicht als Flittchen, Katy. Du bist etwas Besseres."
Katy lachte. „Lieber Himmel, Miss Hart, wir sind doch nichts weiter als etwas vornehmere Flittchen!"
Morgana seufzte. Es wäre sinnlos, mit Katy zu diskutieren. Nachdem sie ihren Tee ausgetrunken hatte, wünschte sie den anderen einen guten Morgen und ging Lucy suchen.
Sie fand die junge Frau im Garten, wo sie gerade Unkraut jätete. Mr. Elliot stand daneben und unterhielt sich mit ihr.
„Guten Morgen, Miss Hart", grüßte Lucy, während sie sich erhob. Mr. Elliot nickte Morgana zu.
Lucy lächelte. „Ich habe Mr. Elliot gerade Neuigkeiten von meiner Mutter erzählt. Hat Amy es Ihnen schon gesagt?"
„Nein." Ihre Zofe hatte in letzter Zeit hauptsächlich über ihre Schwester gesprochen. Sie hatte Angst davor, was Lucy in ihrem neuen Leben erwartete, und sie wünschte sich, Lucy möge sich mit ihrer Stellung als Dienstmädchen zufriedengeben und ihr Ziel, eine Kurtisane zu werden, aufgeben.
Morgana teilte Amys Ansichten. Ihr graute immer mehr vor dem Tag, an dem sie die Mädchen in das Leben entlassen musste, auf das sie sie vorbereitet hatte. Noch vor zwei Monaten war sie davon überzeugt gewesen, dass sie ihnen eine bessere Zukunft ermöglichte. Nun fürchtete sie, dass die vier ihretwegen noch unglücklicher werden würden, ähnlich unglücklich, wie sie selbst im Augenblick war.
„Was gibt es denn für Neuigkeiten, Lucy? Hoffentlich ist niemand krank."
„Nein, nein, Miss." Lucy warf einen raschen Blick auf Elliot, der ihr aufmunternd zunickte. „Der Laden neben dein meines Vaters. Der Knopfhändler. Erinnern Sie sich noch?"
Morgana würde ihn schwerlich je vergessen können. „Allerdings."
„Nun, Mutter hat erzählt, dass er fortgezogen ist. Ganz unerwartet. Ich fragte Mr. Elliot gerade, ob er glaubt, dass Mr. Sloane den Mann vertrieben hat. Was meinen Sie?"
Morgana fühlte, wie diese Nachricht sie belebte. Natürlich steckte Sloane dahinter! Er war heimlich für Lucy eingetreten und hatte sie gerächt. Sloane hatte den Mann fortgejagt.
„Es ist wirklich sonderbar", brachte sie schließlich hervor.
Lucy und Mr. Elliot lächelten
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