Schule der Liebe
leichtsinnig geworden. Der Kreis der Personen, die in deinen Plan eingeweiht sind, wird ständig größer. Es kann jeden Augenblick alles ans Licht kommen ..."
„Und dann wäre mein guter Ruf zerstört?", vollendete Morgana den Satz für ihn. „Habe ich dir nicht bereits gesagt, Sloane, dass mir das egal ist?"
Das war gelogen. Ihr graute vor der gesellschaftlichen Achtung. Ihr Vater würde sich von ihr lossagen. Was blieb ihm anderes übrig, da ihre Schande auf seine frischangetraute Gattin zurückfallen konnte? Ihr Vater hatte den Großteil ihres Vermögens unter seiner Kontrolle, mit Ausnahme eines bescheidenen Betrags.
Sie wusste nur zu gut, was mit jungen Frauen ohne Geld und ohne Freunde geschah.
„ Mir ist es aber nicht egal!", schrie Sloane. „Ich werde nicht zulassen, dass du mich mit in den Abgrund ziehst! "
Morgana verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann musst du verhindern, dass meine Schule aufgedeckt wird, nicht wahr?"
Er wirbelte herum und begann, vor ihr auf und ab zu gehen. „Das ist noch nicht alles, Morgana. Dir droht Gefahr, tödliche Gefahr. Deine Auseinandersetzung im Park war harmlos im Vergleich zu dem, was noch geschehen könnte. Die Besitzerin des Handschuhgeschäfts ist dir auf den Fersen, und glaub mir, sie wird nicht eher ruhen, bis sie sich an dir gerächt hat."
Morganas Augen weiteten sich vor Staunen. „Woher weißt du das?"
Sloane hielt in seiner Bewegung inne, und sein Gesicht nahm einen Ausdruck an, bei dem Morgana ein Schauder über den Rücken lief. „Ich habe meine Mittel."
Sie standen nicht mehr als drei Fuß voneinander entfernt, die Blicke starr aufeinandergeheftet. Während der Pause, die nun entstand, musste Morgana daran denken, welche Verantwortung auf ihren Schultern lastete. Sie hätte sich eine andere Möglichkeit einfallen lassen sollen; den Mädchen zu helfen. Sie hätte sie beschützen sollen, anstatt Gefahr und Verderben zu bringen.
Doch sie durfte jetzt nicht schwach werden. Sie richtete sich gerade auf und sah Sloane fest ins Gesicht. „Ich werde diese Sache zu Ende führen. Ich habe keine andere Wahl."
Sein zorniges Funkeln wich einem verletzlicheren Gesichtsausdruck, bis er auch diesen verbannte und eine völlig ausdruckslose Miene aufsetzte. Mit einem knappen Nicken wandte er sich von ihr ab und verließ ohne ein weiteres Wort das Zimmer.
Morgana schlug sich die Hände vors Gesicht und ließ ihrem Kummer freien Lauf. Sie konnte nicht länger leugnen, dass sie ihn liebte. Sie liebte seine Stärke. Sie liebte die verwegene Seite an ihm, die der Welt, der er angehören wollte, trotzte. Der Schmerz, den die Ablehnung seiner Familie ihm zufügte, rührte sie zu Tränen. Sie wusste aus eigener Erfahrung, was Einsamkeit bedeutete.
Am meisten quälte sie das Bewusstsein, dass sie alles, was er sich ersehnte, gefährdete. Sein Kontakt zu ihr, die bloße Tatsache, dass er ihr Nachbar war, würde höchstwahrscheinlich sein Untergang sein.
Aus dem Salon ertönte Gelächter. Morgana hob den Kopf und straffte die Schultern. Sie musste ihren Plan zu einem erfolgreichen Ende bringen, ganz gleich, wie abscheulich er ihr mittlerweile erschien. Sie musste dafür sorgen, dass den Mädchen der Einstieg in die elegante Halbwelt gelang, und hoffen, dass sie Gönner fanden und letztlich wohlhabend und unabhängig wurden. Sie würde die vier verlieren, genau wie sie Sloane verloren hatte.
Morgana kehrte in den Salon zurück. Noch immer war Miss Wilson da, um die sie sich kümmern musste.
Madame Bisou kam auf sie zu, sobald sie sie eintreten sah. „Miss Hart, Harriette hat eine glänzende Idee, wie wir die Mädchen in ihr neues Leben einführen können."
„Ja", bestätigte Harriette Wilson. „Morgen Abend findet in den Argyle Rooms ein Maskenball statt. Es wird ein rauschendes Fest sein, der perfekte Anlass, um Ihre Mädchen der Öffentlichkeit zu präsentieren."
„Ist das nicht brillant?", rief Madame Bisou.
Katy herausfordernder Blick schien auszudrücken, Morgana solle es nur wagen, diesen Vorschlag abzulehnen. Mary sah verängstigt in die Runde. Lucy hatte schicksalsergeben die Lippen zusammengekniffen, während Rose ihre Finger lautlos über die Tasten des Klaviers gleiten ließ und kein Zeichen von sich gab, dass sie dem Gespräch überhaupt zugehört hatte.
„Ich bin mir nicht sicher ... ", begann Morgana.
Doch Madame Bisou unterbrach sie: „Die Zeit ist
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