Schule der Liebe
Lage keine Sorgen machen. Auch darum werde ich mich kümmern."
Ihre Miene hellte sich hoffnungsvoll auf. „Das können Sie für ihn tun?"
Er lächelte. Es würde ihm größtes Vergnügen bereiten, seinen Vater dazu zu zwingen, dass er David sein Vermögen früher als geplant übergab. „Sogar liebend gern."
„Oh, ich danke Ihnen, Mr. Sloane!", jubelte Hannah und fiel ihm um den Hals. „Ich kann es kaum erwarten, das alles David zu erzählen!"
„Aber nur David", warnte er sie, während er sich aus ihrer Umarmung löste. „Keinem anderen Menschen, sonst wird mein Plan vielleicht nicht gelingen."
Sie nickte und schenkte ihm noch ein strahlendes Lächeln, dann eilte sie aus der Bibliothek.
Morgana stand zufälligerweise nahe bei der Tür des Salons, als Hannah mit geröteten Wangen und leuchtenden Augen hereinkam.
„O Morgana!" Sie drückte die Hand ihrer Cousine. „Ich bin ja so glücklich! Den Grund dafür darf ich dir noch nicht verraten, aber du wirst früh genug alles erfahren."
Morgana lächelte pflichtschuldigst. Sie konnte sich denken, weswegen ihre Cousine so aufgeregt war. Sie hatte bemerkt, dass Sloane und Hannah zur selben Zeit nicht im Salon gewesen waren. Zweifellos hatte er ihre Cousine abgefangen und ihr unter vier Augen einen Heiratsantrag gemacht.
Nun, sie hatte es doch von Anfang an gewusst, dass er Hannah zur Frau nehmen wollte. Dennoch fühlte Morgana sich, als habe sich mit einem Schlag eine Tür vor ihr verschlossen. Nun bestand keine Hoffnung mehr, dass Sloane und sie je wieder so vertraut miteinander umgehen würden, wie sie es eine Zeit lang getan hatten. Wie sollte sie das bloß ertragen?
Nach einer Weile trat Sloane ins Zimmer. Morgana hatte gerade ihre Tante bei der Aufgabe abgelöst, den Gästen Tee einzuschenken, da sie sich nach einer Beschäftigung sehnte, die sie von ihren trüben Gedanken ablenkte. Als Sloane auf sie zukam und sich von ihr eine Tasse reichen ließ, konnte sie an ihm dieselbe verhaltene Erregung wahrnehmen, die Hannah anzumerken war. Ein warmer, sanfter Ausdruck lag in seinen grauen Augen.
Wenn diese Wärme doch ihr gelten könnte!
Fünfzehntes Kapitel
Als Morgana in seine Kutsche stieg, war sie ihrer Gefühle wieder Herr geworden. Es drohten ihr keine Tränen mehr zu kommen, die sie in Verlegenheit bringen würden, und Sloanes aufgeräumte Stimmung schmerzte sie nicht mehr - nicht allzu sehr.
Amy hatte bereits auf der Bank mit dem Rücken zum Kutscher Platz genommen. Sloane ließ sich neben Morgana nieder und gab das Zeichen zum Aufbruch.
„War dein Besuch schön, Amy?", erkundigte sich Morgana. Lieber wollte sie sich mit ihrer Zofe unterhalten, als Sloanes seliges Schweigen zu ertragen.
„O ja, Miss, sehr schön", antwortete Amy. „Und ich habe nichts von dem Maskenball verraten."
„Wovon?", dröhnte Sloanes Stimme durch den engen Raum der Kutsche.
Amy schlug sich die Hand vor den Mund und sah Morgana erschrocken an, die jedoch nicht in der Stimmung war, sich wieder einmal von Sloane Vorwürfe machen zu lassen.
Sie reckte trotzig das Kinn empor. „Dem Maskenball in den Argyle Rooms morgen Abend. Dort wollen wir die Mädchen der Öffentlichkeit präsentieren."
Er durchbohrte sie mit seinem Blick. „Das hast du doch nicht ernsthaft vor, oder?"
Morgana konnte ihm nicht erklären, dass sie auch um seinetwillen diesem Plan zugestimmt hatte. Wenn die Kurtisanenschule nicht mehr existierte, war sein Glück - oder Hannahs - durch nichts mehr bedroht.
„Früher oder später müssen sie ihr neues Leben beginnen." Sie klang genau wie Madame Bisou, doch das war ihr in diesem Moment gleichgültig. „Der Maskenball ist eine perfekte Gelegenheit dazu, meint Harriette Wilson."
„Harriette Wilson", stieß Sloane aus. „Ich verfluche sie für ihren Besuch bei dir."
Amy verfolgte ihren Wortwechsel mit offenem Mund.
„Ich fand sie ganz reizend", behauptete Morgana. „In gewisser Weise hat sie mich zu der Idee angeregt, die Schule ins Leben zu rufen. Daher finde ich es angebracht, dass wir ihren Ratschlag annehmen."
Sloane ergriff ihre Hand. „Morgana, sag nicht, dass du auch auf den Ball gehen willst! Ich verbiete es dir!"
Sie riss sich von ihm los.
Verbieten? Er hatte kein Recht, ihr Vorschriften zu machen! Sie war nicht mit ihm verwandt. Sie war nur die
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