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Schule der Liebe

Schule der Liebe

Titel: Schule der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diane Gaston
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hatten nach Morganas Entwurf jedem Mädchen ein verführerisches Gewand und eine Maske genäht. Die Kostüme waren schlicht geschnitten und klassisch weiß, mit Stoffstreifen an den Ärmeln, die an Flügel erinnerten. Die Masken waren aus weißer Seide und mit Federn besetzt. Die Mädchen sollten die Sirenen aus der griechischen Mythologie verkörpern, die mit ihrem Gesang Seeleute in ihr Verderben lockten. Harriette Wilson hatte arrangiert, dass alle gemeinsam den Ballsaal betreten und dabei ein Lied singen würden, mit Rose als Solistin. Es würde ein großartiger Auftritt werden.
      Morgana wollte einen weiten goldenen Domino tragen, den sie in einer Truhe auf dem Speicher gefunden hatte, zusammen mit einer dazu passenden goldenen Maske. Entgegen ihrer Behauptung Sloane gegenüber wollte sie den Ball bloß als Zuschauerin besuchen. Nach diesem Abend würde sie jedes Mädchen in einer eigenen Wohnung unterbringen. Selbstverständlich würde sie in der ersten Zeit alle Ausgaben tragen, bis die Mädchen genug Geld von ihren Gönnern bekamen. Doch jedes Mal, wenn Morgana so weit vorausdachte, beschlich sie ein mulmiges Gefühl.

                                           
    Es war an der Zeit, zum Ball aufzubrechen. Morgana ging zu den Mädchen in die Eingangshalle, wo Cripps mit zusammengekniffenen Lippen bereitstand, um ihnen behilflich zu sein.
      Katy tanzte ausgelassen umher. Miss Moore, die sich niemals hätte träumen lassen, eines Tages in einem grauen Domino einen Maskenball zu besuchen, war beinahe ebenso aufgeregt wie die junge Frau. Mary, Rose und Lucy waren ruhiger. Sie warteten auf Robert Duprey und Madame Bisou, die sie in einer Droschke abholen wollten, und auf Mr. Elliot, der in einer zweiten Mietkutsche kommen würde.
      „Vergesst nicht", raunte Morgana den Mädchen zu, sodass Cripps sie nicht hören konnte. „Ihr sollt euch heute Abend noch nicht mit irgendwelchen Herren einlassen. Dafür seid ihr zu wertvoll. Denkt daran, was Miss Wilson gesagt hat, wartet, bis die Herren sich nach euch verzehren."
      Die Worte hinterließen einen bitteren Nachgeschmack in ihrem Mund. Schließlich waren die vier keine Gegenstände, die bei einer Auktion versteigert werden sollten, sondern junge Frauen, die sie wie Schwestern lieb gewonnen hatte. Aber es gab kein Zurück mehr.
      „Die Droschken sind da", rief Amy ihnen vorn Salon aus zu, wo sie am Fenster stand. Sie eilte herbei, um sich unter Tränen von ihrer Schwester zu verabschieden. Lucy, die selbst alles andere als fröhlich wirkte, umarmte sie fest.
      Kurz darauf kamen Mr. Duprey und Mr. Elliot in die Eingangshalle, und die Mädchen machten sich zum Aufbruch bereit. Während sie das Haus verließen, verdrängte Morgana die Furcht, was wohl die Nachbarn denken würden, wenn sie sie zu dieser späten Stunde ausgehen sahen. Wirklich wichtig war Morgana nur Sloanes Meinung. Sie hatte beobachtet, dass er zu einem früheren Zeitpunkt ausgegangen war, und ihn noch nicht zurückkehren sehen. Er musste wohl zu dem Konzert gegangen sein, das Hannah und ihre Eltern besuchen wollten. Morgana hatte ihrer Tante abgesagt, die sie pflichtschuldigst eingeladen hatte, ebenfalls mitzukommen.
      Morgana fuhr mit Lucy, Mr. Elliot und Rose in einer Droschke. Mr. Elliot kannte gewiss Sloanes Pläne für diesen Abend, doch sie wagte nicht, sich danach zu erkundigen.
      Sie erreichten die Argyle Rooms binnen kürzester Zeit und wurden unverzüglich eingelassen. Harriette Wilson kam persönlich in die Eingangshalle, um sie zu begrüßen.
      „Ihr seht großartig aus!" Sie lächelte charmant in die Runde. „Es ist alles vorbereitet. Wir müssen nur noch auf die Musik warten."
      Als das Orchester zu spielen begann, öffnete sie die Tür und führte die Mädchen in den Saal. Sie sangen:
                     
„Süß ist der keimende Frühling der Liebe,
Wenn blühende Hoffnung die Angst vertreibt ..."
                     
    Morgana, Miss Moore, Madame Bisou, Elliot und Duprey folgten ihnen. Rose' glockenhelle Stimme stach in dem Chor hervor, und ein aufgeregtes Raunen ging durch die Menge.
      Nach dem Lied, sobald die Bravorufe verklungen waren, verkündete Harriette: „Ladies und Gentlemen, dies sind die Sirenen. Hüten Sie sich vor ihren Reizen!"
      Die Sirenen, die eindeutig für. eine Sensation gesorgt hatten, wurden sogleich von zahlreichen Bewunderern umringt. Als das Orchester wieder

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