Schule der Liebe
Cousine seiner Verlobten. „Selbstverständlich werde ich mitgehen! Ich freue mich sogar darauf."
Sloane neigte sich dicht an sie heran, bis sie seinen Atem auf ihrem Gesicht spüren konnte. „Morgana, es ist schon schlimm genug, dass du zulässt, dass diese jungen Frauen Kurtisanen werden, aber diesen Maskenball darfst du nicht besuchen. Du hast ja keine Ahnung, wie es bei solchen Anlässen zugeht!"
Sie wich vor ihm zurück, doch es war eher seine Nähe, die sie außer Fassung gebracht hatte, als seine Warnung. Sie war erfahren genug, um zu wissen, dass es auf dem Ball wild und ausgelassen zugehen würde. Sie wollte daran teilnehmen, um über die Sicherheit ihrer Mädchen zu wachen, weiter nichts. Das müsste Sloane doch eigentlich verstehen. Hingegen konnte er wohl kaum fassen, dass sie in einem Wirbel der Gefühle gefangen war, dass es schon ihre Sinne erregte, wenn sie neben ihm saß.
„Du tust wirklich nicht gut daran", fuhr Sloane fort.
Nein, sie tat nicht gut daran, sich in den Mann zu verlieben, dem ihre Cousine versprochen war. Und ebenso schlecht war ihr Wunsch, mit ihm all die Dinge zu tun, die, Harriette Wilson und Madame Bisou zufolge, Mann und Frau höchsten Genuss verschafften.
„Ich halte es für eine sehr gute Idee." Zorn stieg in ihr hoch, zusätzlich zu den zahlreichen anderen Gefühlen, die sie quälten. Verlust, Sehnsucht, Einsamkeit - Gefühle, die sie dazu trieben, Sloane noch mehr schockieren zu wollen. „Ich finde überhaupt, dass du dich irrst, was die Zukunft meiner Mädchen betrifft. Ich bin davon überzeugt, dass ein Leben als Kurtisane genau das Richtige für eine Frau ist. Bedenke, wie viel Freiheit es bietet, wie viel Spannung. Soll ich dir etwas sagen, Sloane? Ich habe beschlossen, genau wie meine Mädchen eine Kurtisane zu werden."
Amy stieß einen Laut des Entsetzens aus.
Sloane packte Morgana am Arm. „Das ist nicht dein Ernst!"
Natürlich nicht! Sie litt nur an einem gebrochenen Herzen und bemühte sich verzweifelt, es sich nicht anmerken zu lassen.
„Ich versichere dir, es ist mein voller Ernst!"
Die Kutsche hatte die Culross Street erreicht und hielt an. „Gehen Sie vor, Miss Jenkins", forderte Sloane die Zofe auf. „Miss Hart wird gleich nachkommen."
Hastig stieg Amy aus.
Sloane schüttelte Morgana. „Ich glaube dir kein Wort!"
„Mir ist völlig egal, was du glaubst. Bildest du dir etwa ein, dass ich ein genauso ödes Leben führen will wie meine Cousine Hannah?" Sie lachte auf. „O nein! Ich sehne mich nach Abenteuern! Ich möchte ebenso viele Männer um mich scharen wie Harriette Wilson. Und das wird mir auch gelingen."
„Sei keine Närrin!" Sloane war ihr nun so nahe, dass sie beinahe seine Lippen auf ihrem Mund spüren konnte.
„Traust du es mir nicht zu? Harriette hat uns gut geschult. Heute Abend habe ich dich dazu gebracht, zu mir zu kommen, obwohl du im, vergangenen Monat kaum noch mit mir gesprochen hast."
„Das hast du nicht!"
„Ich kann dich auch dazu bringen, mich zu küssen."
Sloane sah Morgana fassungslos an. Sie hob den Blick und befeuchtete langsam ihre Lippen mit der Zunge. Dann öffnete sie verführerisch ihren Mund eine Spur und schloss die Augen.
Ungestüm zog Sloane sie an sich und küsste sie begierig. Sie erwiderte seinen Kuss mit derselben Inbrunst, wollte seine Liebkosung in vollen Zügen auskosten. Ein letztes Mal.
Doch dann schob er sie jäh von sich weg. „Lass mich los, Morgana, bevor ich etwas tue, das wir beide bereuen würden."
„Ich würde es nicht bereuen", murmelte sie und küsste ihn ein weiteres Mal.
Seine Hände strichen über ihren Rücken und glitten zu ihrem Busen. Seine Berührung ließ sie vor Genuss aufseufzen. Sie wollte seine Hände auf ihrer nackten Haut spüren.
Stattdessen wich er von ihr zurück. „Nein, Morgana." Er öffnete die Kutschentür, stieg aus und reichte ihr die Hand. Hastig strich Morgana ihr Kleid glatt und legte sich ihre Stola um die Schultern. Dann nahm sie seine Hand, doch keine Sekunde langer, als sie zum Aussteigen brauchte. Ohne abzuwarten, was er als Nächstes tun würde, hastete sie die Stufen zum Portal hinauf und suchte im Innern ihres Hauses Zuflucht.
Am folgenden Tag stellte sich heraus, dass Morgana, Amy und Miss Moore hervorragende Schneiderinnen waren. Die Gesellschafterin und die Zofe
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