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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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hat.«
    Parksohn drehte sich um und trippelte doppelt so schnell die Treppe hinauf, wie Andres es geschafft hätte. Dennoch rechnete Philippa damit, einige Zeit warten zu müssen. Wilhelm würde nach einer Möglichkeit suchen, sie nicht sehen zu müssen. Sie ging zu den hohen zweiflügeligen Fenstern und beobachtete durch das polierte Glas hindurch das Kommen und Gehen dort draußen. Währenddessen kreisten zwei Reiterinnen über dem Anwesen und landeten auf der Koppel. Ein junges Stallmädchen, das sie nicht
kannte, kam heraus, um ihnen die Pferde abzunehmen. Die zwei Pferdemeisterinnen trugen Posttaschen und überquerten den Hof in Richtung Südeingang. Philippa sah ihnen nach, bis sie verschwanden, und fragte sich, wer wohl in ihrem alten Zimmer wohnte. Plötzlich vermisste sie Friedrich und seine kluge Herrschaft so stark, dass sich ihr die Brust zuschnürte.
    Sie war überrascht, als Parksohn wenige Augenblicke später zurückkam und sich wieder vor ihr verbeugte. »Meisterin Winter. Durchlaucht lädt sie in seine Gemächer ein und fragt, ob Sie mit ihm einen Kaffee trinken möchten.«
    Philippa hob erstaunt die Brauen. »Kaffee, Parksohn? Ich bin überrascht, dass der Fürst Zeit hat.«
    »Das ist sehr großzügig von Seiner Durchlaucht«, sagte er. »Aber natürlich sind Sie eine seiner Pferdemeisterinnen. Ich nehme an, dass er immer Zeit für Sie haben wird.« Er wandte sich ab, bevor er Philippas skeptischen Blick sehen konnte. »Wenn Sie bitte hier entlangkommen.« Er führte sie den Weg zurück zur Treppe. Diesmal ging er etwas langsamer und blickte über die Schulter zurück, um sicherzugehen, dass sie ihm folgte. Wilhelms Sekretär kam auf seinem Weg nach unten an ihnen vorbei, und hinter ihm folgte der widerliche Slathan. Er beäugte Philippa unter seinen schweren Augenlidern und nickte ihr zu. Sie warf ihm einen kühlen Blick zu, als sie an ihm vorbeiging.
    Bevor sie die Räume betrat, die bis vor kurzem noch Friedrichs Gemächer gewesen waren, sammelte sie sich und bereitete sich auf noch mehr Veränderungen vor. Doch als sie durch die Tür trat, fand sie alles genauso vor wie zu Friedrichs Zeiten. Derselbe Samt und Damast, das Mobiliar, die langen Vorhänge, die Fenster, durch die frische
Frühlingsluft hereinwehte, all das Vertraute hieß sie willkommen. Nur der Bewohner war ein anderer.
    Wilhelm stand allein an einem der Fenster und blickte hinunter auf den Hof. Der Lärm hatte etwas nachgelassen, und Philippa schritt durch den Raum, sah, dass die Kutsche weg und nur noch zwei Karren übrig waren. Wilhelm wandte sich vom Fenster ab und schenkte ihr ein kühles Lächeln.
    »Philippa«, sagte er. »Was für eine nette Überraschung für uns.«
    Sie presste die Lippen aufeinander und verkniff sich die Frage, ob vielleicht noch jemand im Raum sei, den sie übersehen hatte. Schließlich war Wilhelm jetzt ihr Lehnsherr. Zum Wohle der geflügelten Pferde würde sie versuchen müssen, ihn als solchen zu betrachten. »Durchlaucht«, sagte sie mit einem kaum wahrnehmbaren Anflug von Ironie in der Stimme. »Danke, dass Sie mich empfangen.«
    »Ich habe bereits Kaffee und Kekse geordert. Höchste Zeit, dass ich eine Pause mache. Mein Sekretär hat darauf bestanden, dass ich heute Morgen zwölf Briefe diktiere.«
    »Es geht alles sehr schnell, nicht wahr? Dabei sind Sie noch gar nicht offiziell in Ihr Amt eingeführt worden.«
    »Mag sein«, erwiderte Wilhelm und strich seine Weste glatt. »Es gilt ein Fürstentum zu regieren, Philippa. Die Geschäfte warten nicht auf die Zeremonie.«
    Sie musterte ihn. Auch an seinem Äußeren hatte er nichts verändert. Er trug immer noch die engen schwarzen Hosen, die polierten schwarzen Stiefel, das langärmelige Hemd und diese reich bestickte Weste, die er in letzter Zeit nicht mehr abzulegen schien. Die weißblonden Haare hatte er mit einem dünnen schwarzen Band ordentlich zurückfrisiert, und Wangen und Kinn waren so glatt, als hätte er sich
gerade frisch rasiert. In der linken Hand hielt er eine Gerte und strich mit den Fingern der Rechten über das geflochtene Leder.
    »Sehe ich wie ein Fürst aus, Philippa?« Er lächelte freudlos. »Es ist gut für Oc, einen jungen und kräftigen Führer zu haben, der mit seiner Macht umzugehen weiß. Denken Sie nicht?«
    »Macht ist eine zweischneidige Angelegenheit. Ihr Vater hatte stets Respekt vor ihr«, antwortete sie.
    Wilhelm kicherte; es klang fast perlend. »Denken Sie, ich respektiere sie nicht?«
    »Ich glaube, Sie haben

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