Schule der Lüfte wolkenreiter1
ein.
»Wir wissen es nicht, Hester.« Philippa schob die Handschuhe ungeduldig in ihren Gürtel. »Ist noch jemandem aufgefallen, dass sie nicht da ist?«
»Alle denken, sie wäre mit Meisterin Stark unterwegs. Die haben wir heute auch noch nicht gesehen und ihre Stute ebenfalls nicht. Und wir wissen alle, wie sehr sie Schwarz zusetzt.«
Philippa nickte energisch. »Sehr gut. Dann werden wir bei dieser Version bleiben. Wir wissen, dass Schwarzer Seraph verschwunden ist, dass ihn jemand mitgenommen und Rosella niedergeschlagen hat, als diese versuchte, die Entführer aufzuhalten.«
Hesters Blick zuckte zwischen der Leiterin und Philippa hin und her. »Hat Meisterin Stark ihn vielleicht … mitgenommen?«
Philippa blieb unvermittelt stehen. »Wie kommen Sie denn darauf?«
Hester zuckte mit den Schultern. »Mamá weiß alles über Starks Familie und ihre … Schwierigkeiten. Ein geflügeltes Pferd kann nur von einer Frau mitgenommen werden. Und als sie zur Seniorlehrerin ernannt wurde, habe ich angenommen … Es besteht eine Verbindung zu Fürst Wilhelm, nicht?« Es war keine Frage.
Vorsichtig antwortete Philippa: »Vielleicht. Wir sind uns noch nicht sicher.«
»Jemand hat Schwarzer Seraph gestohlen.« Hester runzelte die Stirn. »Und jetzt ist Lark hinter ihm her, genauso wie ich es tun würde, wenn jemand Goldie gestohlen hätte. Es könnte gefährlich werden, für beide! Wir müssen etwas unternehmen!«
Bebend warf Margret ein: »Darüber hatten wir gerade gesprochen. Ich kann mir nicht vorstellen … Ich weiß nicht …«
»Überlass das mir, Margret«, erwiderte Philippa sanft.
»Und mir!«, setzte Hester nachdrücklich hinzu. Margret seufzte und nickte zustimmend. Philippa wandte sich an das Mädchen. »Ihnen ist zweifellos klar, dass hier äußerste Diskretion vonnöten ist, Hester.«
»Selbstverständlich.«
»Ich kann nur vermuten, wo Schwarzer Seraph hingebracht worden ist.«
»Aber wieso? Was nutzt er dem Fürsten denn ohne seine Reiterin? Und woher soll Lark wissen, wo sie ihn findet?«, fragte Hester.
Philippa schüttelte den Kopf. »Ich kann auch nur Spekulationen anstellen. Versuchen wir erst einmal, Seraph zu finden und Larkyn aufzuhalten, bevor etwas Schreckliches geschieht.«
Lark packte Beeres Fell, um den Oc-Hund daran zu hindern, auf das freie Feld zu preschen. Der Hund winselte, setzte sich unter dem Druck von Larks Hand jedoch auf seine Hinterläufe. Sie ließ das niedrige Gebäude auf der anderen Seite der breiten, sanft abfallenden Weide nicht aus den Augen. Lark kniete sich neben den Hund und versuchte herauszufinden, wo sie sich eigentlich befanden.
Es war spät, so viel wusste sie. Die Sonne berührte bereits die westlichen Bergspitzen. War Tup etwa in diesen Ställen auf der anderen Seite der breiten Weide? Und wenn ja, wer war bei ihm?
Sie legte den Arm um Beeres Hals, während sie sorgfältig beobachtete, ob sich dort etwas bewegte. Ein Pferd, ein ungeflügelter Apfelschimmel, graste auf der saftigen Weide. Ein weiteres Pferd war an einen Pfahl gebunden. Ein kleiner Buchenhain trennte die Ställe von den Parkanlagen. Über den Baumwipfeln konnte Lark gerade noch die Dächer eines großen, lang gezogenen Hauses erkennen. Weiter hinten führte ein breiter Weg zur Hauptstraße. Auf der Straße fuhren von Ochsen gezogene Karren, und ein oder zwei Kutschen schaukelten hinter einem trabenden Pferd her. Das große Haus an sich wirkte merkwürdig still, als sei es verlassen. In der Luft hing eine gedämpfte Frühlingsstimmung. Weder sangen Vögel im Wald, noch hörte Lark das Bellen von Hunden oder das Blöken von Schafen.
Dann jedoch vernahm sie in der Stille auf einmal ein vertrautes Geräusch. Ein Wimmern, dann noch einmal. Dem ein krachender Tritt zweifellos hübscher schwarzer Hufe gegen eine Stallwand folgte.
»Tup!«, flüsterte sie. Er witterte sie.
Beere winselte, sprang auf und versuchte sich aus Larks Griff zu befreien.
»Ja, Beere, du hast es geschafft! Wie schlau du bist! Aber es ist gefährlich für uns, einfach dort hineinzurauschen. Wir müssen erst abwarten, ob …«
Doch der Oc-Hund war bereits unterwegs. Ein silbergrauer Pfeil schoss die Böschung hinunter und über das Feld. Lark rappelte sich auf und stolperte mit schmerzenden Füßen hinter ihm her.
Wilhelm ließ seine schlechte Laune an einem Leihpferd aus, das er mit der Gerte antrieb, bis es geradezu schäumte, als er es über den festgestampften Feldweg nach Fleckham jagte. Dabei stellte er
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