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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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hatte nichts mehr zu verlieren. Sie war gewiss zu allem fähig!
    Wieder flogen sie dicht aneinander vorbei, und wieder erhob sich Soni über Starke Lady. Philippa schrie Irina zu: »Verschwinde! Bist du verrückt geworden? Lass mich landen!«
    Irina starrte sie nur trotzig an und hob ihre Gerte wie ein Schwert.
    Diese Geste war eindeutig. Soni spürte es ebenfalls, und ihr Körper vibrierte vor trotziger Energie. Philippa hatte dieses Zittern bislang nur einmal erlebt. Damals hatte Soni Recht behalten, und auch diesmal lag sie richtig. Es war ein Kampf auf Leben und Tod, und sie durften ihn auf keinen Fall verlieren, nicht nur ihretwegen.
    Sie flogen noch einen Bogen über das Feld, dann zischten
die Pferde mit angelegten Ohren und gebleckten Zähnen aufeinander zu. Philippa nahm den Kampf an.
    Einer von uns wird heute sterben, dachte sie düster.
     
    Lark saß auf Dorsas einzigem Stuhl, ihr Bein ruhte auf einem Stapel Feuerholz. Dorsa war zu einem Kranken ins Dorf gerufen worden und hatte die junge blonde Frau mit ihrem Kind bei Lark gelassen.
    Der Tag war besser als der davor gewesen. Sie hatte überhaupt kein Mittel eingenommen und zum Mittagessen eine Schüssel Gemüsesuppe zusammen mit mehreren Scheiben von dem dicken braunen Brot und ein Stück Ziegenkäse gegessen. Zum ersten Mal seit ihrem Sturz fühlte sie sich klar. Die junge Frau arbeitete stumm wie immer am Spülbecken, doch ihr kleiner Sohn stand neben Lark und starrte sie an.
    Sie lächelte ihn an. »Hast du denn auch einen Namen?«, fragte sie.
    Er betrachtete sie nur mit offenem Mund. Sie wusste, dass er sprechen konnte, denn sie hatte gehört, wie Dorsa sich mit ihm unterhalten hatte, obwohl sein Gebrabbel kaum zu verstehen war. Sie schätzte ihn auf knapp zwei Jahre, fast so alt wie Tup. Sie hatte keine Ahnung, wann Kinder normalerweise anfingen zu sprechen oder ihren Namen kannten. Dorsa schien sich nicht darum zu kümmern, aber es kam Lark falsch vor, die beiden nur mit Mädchen und Kind anzusprechen; es war irgendwie erniedrigend.
    »Soll ich dir vielleicht einen Namen geben?«, fragte Lark den Jungen.
    Bei ihrer Frage blickte die junge Frau vom Spülstein auf und trat zu ihnen.
    Lark sah sie an. »Ich weiß, dass Sie nicht sprechen können«,
sagte sie. »Aber vielleicht können Sie schreiben? Verraten Sie mir, wer Sie sind und wie Ihr Kind heißt?«
    Das Gesicht der jungen Frau hellte sich fast unmerklich auf. Sehr wahrscheinlich, dachte Lark, kann Dorsa nicht lesen. Viele Bergbewohner konnten weder lesen noch schreiben.
    Sie sah sich um. Vielleicht gab es hier irgendetwas, womit sie schreiben konnte. Die junge Frau folgte ihrem Blick, schüttelte den Kopf und kniete sich vor den kalten Herd, um ein Stück Kohle herauszuholen. Sie beugte sich vor und schrieb etwas auf die Steine des Kamins.
    Lark sah an ihrer Schulter vorbei. B-r-a-n-d-o-h-n. »Brandohn? Er heißt Brandohn?«
    Die junge Frau nickte begeistert. Sie war so lebhaft, wie Lark sie bislang noch nie erlebt hatte. »Er weiß nicht, wie er heißt, oder?«, murmelte Lark. »Natürlich nicht, wenn er seinen Namen niemals gehört hat. Ich bin so …«
    In diesem Augenblick wieherte Tup laut vor der Werkstatt.
    Lark setzte sich auf und zuckte bei dem Schmerz in ihrer rechten Seite zusammen. Vor Angst schlug ihr Herz schneller. Tup wieherte noch einmal; es klang sehr beunruhigend. »Mädchen!«, rief sie. »Sehen Sie nach, ob … nein, helfen Sie mir hoch! Bitte, beeilen Sie sich!«
    Ein weiteres Wiehern schrillte über die Wiese durch die Werkstatt. Als wolle er ihm antworten, wurde der Regen stärker und prasselte auf das dünne Dach der Hütte, spritzte bis in den Kamin hinunter und tropfte in die erkaltete Asche.
    Die junge Frau warf einen besorgten Blick zur Werkstatt und beugte sich dann vor, um Larks Arm über ihre Schulter zu legen. Lark rappelte sich mühsam auf. Ihre rechte
Seite brannte wie Feuer, aber das kümmerte sie nicht. Sie hüpfte auf dem linken Bein zur Tür. Ihr rechtes Bein fühlte sich an, als glühten heiße Kohlen unter dem Verband. Der kleine Junge starrte mit offenem Mund nach oben zu seiner Mutter und zu Lark, die sich unter Schmerzen zur Werkstatt bewegte, und begann plötzlich zu weinen.
    Wenn Lark später an diesen Tag zurückdachte, würde sie sich stets an diese Kakophonie erinnern, bis in die letzte Kleinigkeit. Das Kind, das nach seiner Mutter schrie; der Regen, der auf das Dach der Hütte prasselte. Als sie es endlich bis nach draußen geschafft hatte,

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