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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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wurden ihre kurzen Locken sofort vom Regen durchnässt. Sobald er Lark aus der Hütte treten sah, raste Tup mit erhobenem Kopf und aufgestelltem Schweif über die Wiese und wieherte den Fliegern über ihm laut zu.
    Trotz des grauen Regenschleiers wusste Lark sofort, wer die beiden Fliegerinnen waren. Sie erkannte die schlanke, aufrechte Gestalt von Meisterin Winter im Sattel von Wintersonne. Irina Stark war massiger, hing irgendwie auf ihrer Stute, die sich mühsam durch den Regen arbeitete. Aber was taten sie da? Wieso flogen sie so direkt aufeinander zu, als würden sie …
    »Bei Kallas Zähnen!«, schrie Lark. »Sie kämpfen!« Genau das taten sie. Meisterin Winter und Soni sanken zu der regennassen Wiese herab, doch Irina Stark flog ihnen in den Weg und kam ihnen gefährlich nahe. Sie wä ren sicherlich zusammengestoßen, wenn Wintersonne nicht schnell nach links ausgewichen wäre. Sie schlug so schnell mit den Flügeln, dass es aussah, als schwimme sie durch den Regen.
    In einer abrupten, ungelenken Drehung machte Starke Lady kehrt. An der Art, wie Irina flog, war deutlich ihre
Absicht zu erkennen … Die Reiterin lehnte sich weit in die Kurve und schwang wütend die Gerte über ihrem Kopf.
    »Tup! Komm zurück!«, schrie Lark, doch das Prasseln des Regens unterdrückte ihre Stimme. Tup raste unter Wintersonne über die Wiese, machte kehrt, wenn sie es auch machte, und galoppierte mit gestrecktem Hals über den unebenen Boden. Lark schrie immer wieder seinen Namen, er jedoch folgte seinem Leittier. Er sehnte sich sichtlich danach, endlich zu fliegen.
    Als sich Lark matt vor Angst an die Schulter der jungen Frau sinken ließ, breitete Tup die Flügel aus, erhob sich in die Luft und nahm Kurs auf Wintersonne. Lark sah, dass Meisterin Winter zu ihm hinunterblickte und dann nach vorn zu Irina und Starker Lady starrte, die ihr erneut in den Weg flogen. Meisterin Winter warf einen kurzen Blick in die andere Richtung, und als sie Lark sah, war es, als springe ein Funke über, als verstünden sie sich selbst auf diese Entfernung hin.
    »Ja, o ja!«, stieß Lark verzweifelt hervor. »Bringen Sie ihn in Sicherheit, bitte! Bringen Sie Tup weg!«
    Als sie wieder auf Wintersonne zusteuerte, troff der Regen von den Flügeln von Starker Lady. Tup war hinter Soni und stieg schnell nach oben. Wenn Wintersonne und Starke Lady jetzt zusammenstießen, würde Tup mitten in diesen Aufprall hineingeraten. Lark umklammerte die stützenden Arme der jungen Frau, ihr Mund stand weit offen, Regentropfen hingen in ihren Wimpern und tropften ihr die Wangen hinunter. Die Flieger kamen sich näher und näher, bis Lark dachte, ihr müsse das Herz stehen bleiben. Doch im nächsten Augenblick führten Meisterin Winter und Soni die engste und gefährlichste Wende aus, die Lark jemals gesehen hatte, ja, die sie nie für möglich gehalten hätte.

    Die Große Wende war das schwierigste Flugmanöver der geflügelten Pferde. Sie vollzogen dabei eine Richtungsänderung um einhundertachtzig Grad, während sie gleichzeitig die Flugebene wechseln mussten, das heißt, höher stiegen oder sanken. Es war das perfekte Ausweichmanöver, mit dem ein Bote dem Angriff eines Kämpfers entkommen konnte, denn Boten waren leichter und viel beweglicher als Kämpfer.
    Tup, der Soni folgte, vollführte ebenfalls eine perfekte Große Wende. Er stellte die Flügel schräg und bog seinen kleinen Körper so geschickt in den erforderlichen Winkel, wie es fast nur Vögel vermochten. Die beiden Pferde gewannen rasch an Höhe und wichen nach rechts aus, weg von Irina und ihrem Pferd.
    Starke Lady versuchte, es ihnen gleichzutun; sie neigte sich heftig nach links und schlug hektisch mit den Flügeln, weil sie mit ihrem Gleichgewicht zu kämpfen hatte.
    Irina Stark klammerte sich verzweifelt an den nassen Sattel und an die Mähne, doch der Winkel war zu steil.
    Lark blieb ein Schrei im Hals stecken, als sie beobachtete, wie die Pferdemeisterin den Halt verlor und rücklings über das Hinterteil des Pferdes rutschte. Irina Stark riss noch einmal die Arme hoch, und dann … stürzte sie ab.
    Die Gerte flog ihr aus den Fingern und wirbelte durch den Regen hinter ihr her zu Boden.
    Lark erschauerte vor Schreck; alle Geräusche schienen gedämpft, als wäre sie unter Wasser, als sie beobachtete, wie Meisterin Stark durch die Luft stürzte, auf den nassen Boden aufschlug und regungslos liegen blieb.
    Die nächsten Momente erlebte Lark in einer Art bleiernen Schockzustands. Sie

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