Schule der Lüfte wolkenreiter1
gesagt!«, stieß sie triumphierend über dieses unwiderlegbare Argument hervor. Dann bat sie Philippa in die Hütte und schlurfte über die groben Bodendielen. »Weiß nicht, wie sie heißt, interessiert mich auch nicht«, warf sie über die Schulter zurück. »Sie lebt hier, trägt ihren Teil zur Arbeit bei und behelligt mich nicht mit Geplapper!«
Philippa musterte Pamella, die mit einem Kleinkind auf der Hüfte neben dem Spülstein stand und starr auf ihre Füße blickte. Sie wandte sich wieder an die alte Frau.
»Sie scheinen nicht zu begreifen, in welchen Schwierigkeiten Sie sich befinden«, begann sie, doch da mischte sich Larkyn ein.
»Meisterin Winter«, ihre Stimme klang ein bisschen zittrig, aber Philippa bemerkte das nur zu vertraute vorgereckte Kinn. »Bitte schelten Sie Dorsa nicht. Sie hätte eine Nachricht gesandt – zumindest an Broh, aber ich hatte Angst, dass er … dass der Fürst …«
Philippa registrierte, wie geflissentlich Pamella ihren Blick mied und dass sie noch kein Wort gesprochen hatte. »Prinzessin Pamella«, begann sie und mühte sich um einen gemäßigten Ton. »Niemand hat erwartet, Sie lebendig wiederzusehen, Hoheit.«
Pamella öffnete den Mund, und ihre Lippen arbeiteten, doch sie brachte keinen Ton heraus. Das Kind, ein kleiner Junge, hatte das blonde Haar aller Fleckhams, und auch seine Augen, deren Blick starr auf Philippa gerichtet war, schimmerten dunkel wie die Nacht.
»Sie spricht nicht, Meisterin Winter«, erklärte Lark ruhig. »Sie kann allerdings schreiben. Ihr Kind heißt Brandohn.«
Dorsa drehte sich herum und schenkte Larkyn ein erfreutes Lächeln. »Brandohn? Was für ein Wunder, hm? Über ein Jahr ist sie nun bei mir, und das habe ich nicht gewusst! Und Pamella, Pamella … nun, ein hübscher Name!« Sie wirbelte herum, dass sich ihre schmutzigen Wollröcke bauschten, und machte sich daran, Feuer im Herd zu entfachen. »Also, macht es euch alle bequem. Es tut mir leid, Meisterin, dass ich nur den einen Stuhl besitze und den braucht Larkyn. Ich habe allerdings noch einen Hocker, wenn Sie sich damit bescheiden mögen.«
»Nein, danke. Ich stehe lieber«, erwiderte Philippa kühl. Sie blickte sich in dem winzigen Raum um, musterte das schmale Bett und die Werkstatt, in der Bündel mit Trockenblumen hingen, vermutlich irgendwelche Heilkräuter und dergleichen. »Prinzessin Pamella hat doch nicht etwa hier … gehaust?«
Dorsa richtete sich auf und blickte ihr in die Augen. »O doch«, erwiderte sie. »Sie wusste nicht wohin, das arme schwangere Ding.«
Pamellas Augen schwammen in Tränen, als sie den kleinen Jungen fest an sich drückte. Philippa legte ihre Reitkappe ab, streifte die Handschuhe ab und trat zu ihr. »Pamella, ist das Ihr Kind?«, fragte sie. »Wieso sind Sie nicht nach Hause gekommen?«
»Ach, das wird sie Ihnen nicht erzählen«, mischte sich Dorsa ein. Sie pumpte Wasser in einen Teekessel und drehte sich mit dem Kessel in der Hand um. »Sie hat noch nie ein Wort gesagt, solange sie hier ist.«
Doch im nächsten Augenblick öffnete Pamella die Lippen. Philippa konnte sehen, wie ihre Zunge arbeitete, als sie versuchte, Worte zu formen. Dorsa setzte an, etwas zu sagen, aber Philippa hob rasch eine Hand.
»Seien Sie still«, befahl sie.
Das Feuer knackte im Herd, und das Teewasser begann zu dampfen. Der kleine Junge wand sich in Pamellas Armen, und sie setzte ihn auf den Boden. Sie schien sich sehr anzustrengen, denn an ihrem schlanken Hals über dem Kragen des abgetragenen Wamses traten deutlich die Adern hervor. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, und Philippa beugte sich zu ihr vor.
»Vater«, stieß sie schließlich aus, ließ den Kopf sinken, schlug die Hände vor das Gesicht und schluchzte leise.
Philippa schob den Hocker nach vorn und setzte die weinende Prinzessin darauf. Dann warf sie einen Blick auf Larkyn, die staunend zusah und ihren Arm um den kleinen Jungen gelegt hatte. Dorsa goss gerade kochendes Wasser in die Teekanne, stellte sie auf den schäbigen Tisch und schwenkte einen Fetisch darüber.
»Der Tee ist fertig«, sagte sie, als wären die Ereignisse des Tages ohne Bedeutung. »Trinken wir eine Tasse und überlegen dabei, was zu tun ist!«
Philippa versuchte lange herauszufinden, was Pamella zugestoßen war, wie sie hierhergekommen war und warum sie in der Hütte des Kräuterweibs in Clellum lebte, gab dann jedoch auf. Es war schmerzlich, dem Mädchen bei ihren Sprechversuchen zuzusehen, und sie bekam
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