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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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nötig gewesen, aber es war immer gut, ein Druckmittel in der Hinterhand zu haben.
    Seltsamerweise sah er bei diesem Gedanken das ernste, kontrollierte Gesicht von Philippa Winter vor sich, das eine Autorität ausstrahlte, die ihn rasend machte. Was würde sie wohl sagen, wenn sie erführe, dass er in Wahrheit genauso enthaltsam war wie sie? Er konnte es sich vorstellen. Sie würde die Lippen schürzen und ihm ihren berühmten verächtlichen Blick aus ihren eisblauen Augen zuwerfen. Er hätte sich Philippa schon vor Jahren vornehmen sollen, als sie so hart daran gearbeitet hatte, sich bei seinem Vater einzuschmeicheln. Sie hatte vorgegeben, dieselben Bücher wie Friedrich zu mögen, und hatte In teresse an der Arbeit des Rates der Edlen geheuchelt. Er hatte damals einen schweren Fehler gemacht, und das nur, weil sein Vater Philippa und Pamella ihm und Frans vorgezogen hatte. Er hätte voraussehen müssen, dass Friedrich Philippa an ein geflügeltes Pferd binden würde, doch als es ihm endlich klar wurde, war es bereits geschehen. Aus Philippa Insehl wurde Philippa Winter, eine Pferdemeisterin, mit allen Privilegien und der damit verbundenen Macht.
    Kurz wünschte sich Wilhelm, das Mädchen wäre noch da und er könnte seine Wut an ihrer weißen Haut auslassen … aber nein. Er war müde. Es war genug. Es würde andere Nächte mit anderen Mädchen geben, dann konnte er an Philippa denken. Und ganz gewiss würde der Palast in nicht allzu langer Zeit ihm gehören. Dann würde er schon dafür sorgen, dass die Pferdemeisterinnen ihm den Respekt zollten, den er verdiente.

    Er wandte sich vom Spiegel ab, streifte Hemd und Hosen herunter, schlüpfte in sein Bett, legte sich auf den Rücken und starrte an die Decke. Er machte Fortschritte, daran sollte er immer denken. Dieses Fohlen aus dem Hochland war ein Beweis dafür. Er durfte auf keinen Fall zulassen, dass sich ihm irgendetwas in den Weg stellte.

Kapitel 7
    N achdem sich der Frühling zunächst geziert hatte, brach er jetzt mit aller Macht über das Hochland herein. Auf Hügeln und Feldern sowie in den Gärten breitete sich ein wahres Farbenmeer aus. Der Rautenbaum trug ein üppiges grünes Kleid, und über den blühenden Hecken kreisten Drosseln und Goldammern, beladen mit ihrer zierlichen Fracht aus Zweigen und Moos. Bobbins, die kleinen Hochlandblumen, bildeten rosa, fliederfarbene und violette Sprenkel in dem frischen Gras der Weiden.
    Tup schien ebenfalls aufzublühen. Jeden Morgen, wenn Lark zu ihm eilte und ihn begrüßte, schien er ein Stück gewachsen zu sein. Sein Kopf reichte schon bis zu ihrer Schulter, und nach und nach verschwand auch der raue Babypelz und wich glänzend schwarzem Fell. Seine Beine waren kräftiger geworden, der Körper runder, und auch Schweif und Mähne wuchsen rasch. Schon bald zog er das Kraftfutter Mollys Milch vor und zupfte mit seinen kleinen, perlenartigen Zähnen an dem frischen Gras.
    Und an dem Tag, an dem gerade einige Leute aus dem Dorf gekommen waren, um Broh bei der Rübensaat zu helfen, öffneten sich die Flügel des Fohlens.
    Jeder Bewohner von Willakhiep wollte sich früher oder später mit eigenen Augen von dem Wunder überzeugen, dass eines der geflügelten Pferde des Fürsten auf dem Unteren Hof zur Welt gekommen war. In der ruhigen Art der
Menschen aus dem Hochland kamen sie allein, zu zweit oder zu dritt, begrüßten Lark und beobachteten aus einiger Entfernung, wie sie mit dem Fohlen im Kielwasser über den Hof lief. An diesem Tag kamen Brohs Helfer gerade durch das Tor, und Tup trottete mit Molly im Schlepptau hinter Lark her. Da rief einer der Arbeiter: »Seht nur! Die Flügel!«
    Als Lark diese Worte hörte, wirbelte sie erschrocken herum.
    Tup erschrak beim Klang der lauten Stimme ebenfalls, scheute und suchte rasch Schutz unter dem spärlichen Dach, das die Zweige des Rautenbaumes bildeten. Lark stand in der Küchentür und starrte ihn an.
    Seine Flügel waren in den letzten Tagen zwar lockerer geworden, doch er hatte sie schon früher gelegentlich ein wenig gelupft und einen Fingerbreit angehoben, bevor er sie wieder fest gegen die Rippen geklemmt hatte.
    Lark war mit ihren Pflichten wie Nähen, Bettzeug waschen und zusammenlegen und weiteren Vorbereitungen für ihre Abreise derart beschäftigt, dass sie sich an diese Übungen gewöhnt und ihnen keine große Bedeutung zugemessen hatte.
    Doch jetzt blieb ihr vor Verwunderung der Mund offen stehen. Als sie sah, wie das Fohlen seine Flügel halb ausbreitete,

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