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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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Vater jetzt nicht damit behelligen.«
    Als hätte er Schwierigkeiten, den Blick auf ihr Gesicht zu fokussieren, wandte Friedrich seine Aufmerksamkeit langsam Philippa zu. »Womit?«, fragte er.
    »Ein geflügeltes Fohlen, Friedrich«, erklärte sie. »Es wurde außerhalb der Saison geboren, in …«
    In Friedrichs Augen schien für einen kurzen Moment Interesse aufzuflackern, doch bevor Philippa ihren Satz beendet hatte, goss Wilhelm das Wasser aus dem Glas in seiner Hand über die Miniatur.
    Friedrich stieß einen leisen Schrei aus, und plötzlich drängten sich Diener um sie. Entschuldigungen wurden gemurmelt, das Porträt musste getrocknet und eine frische Decke für Friedrich besorgt werden. Als alles erledigt war, versuchte Philippa das Thema des Fohlens wieder aufzunehmen, doch Wilhelm stand mit verschränkten Armen hinter Friedrichs Sessel und ließ Philippa nicht aus den Augen.
    Das Interesse, das kurz in Friedrichs Blick aufgeflackert war, war verschwunden. »Immer etwas riskieren«, murmelte er und streichelte die Miniatur. »Immer etwas wagen, die Erste, die über ein Hindernis sprang, die Letzte auf der Tanzfläche, die meisten Verehrer …« Seine Stimme verlor
sich, und er ließ den Kopf erschöpft gegen die Lehne des Sessels sinken.
    »Ich habe Ihnen ja bereits gesagt, dass mein Vater jetzt nicht beunruhigt werden sollte«, sagte Wilhelm kühl.
    »So viele Sorgen«, klagte Friedrich. »Der eine Sohn zu weich, der andere zu hart.«
    Philippa erschrak, als sie bemerkte, dass Wilhelm die Lider senkte und sich von seinem Vater abwandte. Er verzog das Gesicht und runzelte die Stirn. Fühlte er sich durch diese Worte verletzt?
    »Lieber Friedrich …«, hob Philippa an.
    Wilhelm unterbrach sie barsch: »Ich glaube, mein Vater sollte sich jetzt ausruhen, Philippa. Sagen Sie ihm Lebewohl. Wir erwarten gleich seine Ärzte.«
    Wenig später fand sich Philippa auf der Türschwelle wieder, Andres reichte ihr Mütze und Gerte, und Soni wartete am Fuß der Treppe auf sie. Es war beeindruckend, wie rasch und gründlich Wilhelm vorgegangen war. Verwirrt und enttäuscht zog sie ihre Handschuhe über, setzte die Mütze auf, ging die Stufen hinunter, ohne auf Andres’ Abschiedsworte zu reagieren, und sprang in den Sattel, ohne den Steigbock zu beachten, den man für sie bereitgestellt hatte. Sie trieb Soni im Galopp Richtung Park und brachte sie schnell, fast ein bisschen grob dazu, sich in den klaren Himmel zu erheben. Sie war wütend, weil der schöne Morgen für sie nun vorbei war.

Kapitel 6
    D as Mädchen auf dem Bett war gertenschlank und fein gliedrig, ja sogar ausnehmend hübsch. Ihre braunen Haare fielen weich über die schlanken Schultern, während sie das Gesicht im Kopfkissen vergraben hatte und von heftigen Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Auf Rücken und Beinen begannen sich überall blaue Flecken abzuzeichnen. So mochte Wilhelm sie am liebsten.
    »Bei Zitos Zipfel, wirst du wohl mit der Heulerei aufhören!«, schnauzte er sie an. Doch tatsächlich überlief ihn bei jedem ihrer Schluchzer ein angenehmer Schauer. Diese Macht auszuüben war das Einzige, was ihm Befriedigung verschaffte, und er genoss es. Er ließ die Gerte auf seinen Oberschenkel knallen und erhielt zur Belohnung ein panisches Quieken, während die Kleine verzweifelt in dem Bett herumkroch und nach etwas suchte, mit dem sie sich schützen konnte.
    Wilhelm lachte. »Nein, jetzt ist Schluss, du dummes Huhn. Ich habe nach Slathan schicken lassen. Er bringt dich dorthin zurück, wo auch immer du hergekommen bist. Los, steh auf und zieh dich an. Es ist schon spät.«
    Er kehrte ihr den Rücken zu und trat ans Fenster. Eine silbrige Mondsichel leuchtete zwischen den Wolkenfetzen, doch die Sterne verblassten bereits. Mit einem kurzen Blick auf die silberne Uhr auf dem Kaminsims stellte er fest, dass es beinahe vier Uhr morgens war. Wenigstens
waren seine Begierden befriedigt worden, jedenfalls soweit das möglich war. Er würde Slathan auftragen, ihn um zehn Uhr zu wecken, dann konnte er sich auf den Weg ins Hochland machen. Er hatte vor, in Clellum haltzumachen und ein kleines Geschenk vorbeizubringen, wenn er schon in der Gegend war. Er lächelte sein verschwommenes Spiegelbild in der Fensterscheibe an. Jetzt fühlte er sich schon besser. Er hatte eine rasende Wut auf Philippa Winter gehabt; sie war so überheblich und wagte es, sich einfach einzumischen … Es wäre natürlich weit befriedigender gewesen, die Gerte an Philippa selbst zum

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