Schule der Lüfte wolkenreiter1
den Arm von Tups Hals, schlug sich klatschend den Staub von den Händen, wie sie es bei den Händlern gesehen hatte, und trat einen Schritt von der Mauer weg. »Und wie ist Ihr Name, edler Herr?«
Er zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Das spielt keine Rolle. Mein Name sagt Ihnen nichts.«
Die Luft roch intensiv nach Sonne und frischem Grün, doch darunter kitzelte ein anderer, undefinierbarer Geruch Larks Nase. Sie schnupperte mit geweiteten Nasenflügeln und überlegte, was es wohl sein mochte. Als sie zu Tup blickte, sah sie, dass er den Hals so weit er konnte nach oben gebogen hatte und ebenfalls witterte.
»Ich nehme an, Sie sind gekommen, um mein Fohlen anzusehen, edler Herr. Jetzt, wo Sie es gesehen haben, müssen Sie mich entschuldigen. Ich muss Butter schlagen«, sagte Lark.
»Das ist nicht Ihr Fohlen«, widersprach der Mann beiläufig. »Es gehört vielmehr dem Fürsten.«
Lark hob ruckartig den Kopf. »Nicht ganz. Es ist an mich gebunden. Bald gehen wir zusammen auf die Akademie.«
Schlagartig erlosch das Lächeln auf dem Gesicht des Fremden, und jetzt bemerkte Lark seine harten Gesichtszüge, die dünnen Lippen, die eingefallenen Wangen und die lange schmale Nase. »Gebunden? Wer hat das erlaubt?«, wollte er wissen.
Lark atmete ein und hielt die Luft an. Die Haltung und auch die Stimme des Mannes strahlten Autorität aus, aber er wirkte auch irgendwie bedrohlich, ohne dass Lark hätte sagen können, woran das lag.
»Wann wurde es geboren?«, schnappte er. »Wo ist das Muttertier? Und wer hat veranlasst, dass Sie auf die Akademie gehen?« Er beugte sich vor, legte den Kopf auf die Seite und musterte sie aus Augen, die kalt und dunkel waren wie die Nacht. Als er die Gerte in seine geöffnete Hand knallen ließ, wieherte der Fuchs hinter ihm und zerrte an den Zügeln.
Lark kniff die Augen zusammen. Der Geruch, der den Mann umgab, wurde stärker – war das eine Art Parfüm? Sie hatte keine Erfahrung mit solchen Dingen. »Entschuldigen Sie mich, edler Herr. Ich habe zu tun«, sagte sie schnell.
Sie wandte sich hastig nach links, um sich an ihm vorbeizudrängen.
Er streckte die Hand aus und schlug die Gerte quer über ihre Brust.
Lark blieb wie angewurzelt stehen. Das Leder war dünn, aber hart und fest und brannte wie ein glühender Streifen auf ihren Brüsten.
Sie war wie gebannt und konnte sich nicht bewegen.
Tup hatte sich an ihre linke Seite gedrängt, wollte sie nicht allein lassen, wobei er allerdings versucht hatte, einen großen Bogen um den Mann zu machen. Jetzt wirbelte er herum, die Vorderhufe fest in den Boden gestemmt, und sein Schweif peitschte durch die Luft. Molly, die hinter ihm hergetrottet war, wurde von seinem Hinterteil umgesto ßen, landete auf dem Boden und schüttelte ihren spärlichen Bart. Tup legte die Ohren an, zog die Oberlippe nach oben und bleckte die kleinen weißen Zähne.
Die Augen des Mannes verdunkelten sich, bis sie beinahe schwarz waren. Sein widerlicher Geruch wurde stärker, als er sich zu Lark herunterbeugte. »Glauben Sie etwa, Sie könnten sich mir in den Weg stellen? Mir ?«, zischte er.
»Wer sind Sie?«, flüsterte Lark mit trockenen Lippen.
Er ließ die Gerte ein Stück hinabgleiten und strich damit über die Spitzen ihrer Brüste. Sie konnte ein kurzes Keuchen nicht unterdrücken, was er mit einem Lachen quittierte.
Seine Stimme war ein bisschen zu hell und schrill, so wie sein Parfüm zu klebrig-süß war. »Ich bin Ihr Gebieter, Larkyn Hammloh. Ihr Fohlen ist mein Eigentum. Wenn ich wollte, könnte ich diesen Hof nehmen, dieses Haus und … Sie selbst«, sagte er. Er zog die Gerte fest über ihre Rippen, verweilte dort einen Moment und nahm sie schließlich weg.
Lark taumelte nach vorn, als wäre sie durch einen Zaun gebrochen. Wutentbrannt drehte sie sich zu dem Mann um: »Fürst Friedrich ist mein Gebieter, edler Herr!«, schrie sie. »Und Sie sind das nicht, weil er schon ein alter Mann ist! Ich werde nicht zulassen, dass mir jemand Tup wegnimmt!«
Dann rannte sie zum Kühlkeller. Tup folgte ihr in einem steifbeinigen Galopp, und Molly sprang meckernd hinterher. Der Fuchs stampfte und wieherte nervös. Als Molly das große Pferd sah, bremste die Ziege so abrupt, dass sie noch ein Stück rutschte. Lark jedoch lief weiter, hastete die Stufen hinunter und riss die schiefe Tür auf. Tup war dicht hinter ihr. Die beiden kauerten sich neben die Milchkannen und Lark zog mühsam die Tür zu, so dass sie in der kühlen Dunkelheit
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