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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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wurde sie aufs Neue von dem unvergleichlichen Wunder seiner Existenz überwältigt.
    »Tup!«, flüsterte sie. »Oh, Tup!«
    Die sechs Arbeiter waren kräftige Gestalten mit schweren Stiefeln und Schlapphüten. Zwei von ihnen traten heran, um dieses Wunder aus der Nähe zu betrachten. Tup wimmerte, stellte sich mit den Vorderläufen auf die Küchentreppe und schob die Schnauze in Larks Schürze.

    Sie hob abwehrend die Hand. »Bitte, kommt nicht näher«, flehte sie die Männer an.
    »Wir wollten nur einen Blick auf dein Fohlen werfen«, erwiderte einer von ihnen ehrfürchtig. Er nahm den Hut ab und drehte ihn verlegen in den Händen. »So etwas habe ich im Hochland noch nie gesehen.«
    »Ich weiß. Aber die geflügelten Pferde … mögen keine Männer …«, erklärte sie. Sie blickte dabei unverwandt auf Tup und vergaß, weiterzusprechen.
    Die zierlichen Knochen seiner Flügel erinnerten sie an das feine Skelett eines Vogels. Die Membrane, die von ihnen gespannt wurde, war fast durchsichtig und so zart wie das Augenlid eines Neugeborenen. Plötzlich überfiel Angst Lark wie eine Woge, und sie biss sich auf die Lippe. Die Flügel schienen so empfindlich zu sein, lediglich ein zarter Fächer, über den eine hauchdünne Schicht Seide gespannt war! Wie sollten diese Flügel ihn, geschweige denn sie beide jemals in die Luft tragen können? Sie hatte Philippa Winter in den Himmel hinaufsteigen sehen, hoch über den Stall, die Bäume, die Hügel! Wenn Tup nun nicht kräftig genug war? Oder wenn sie einen Fehler machte? Dann könnten sie beide abstürzen!
    Tup spürte ihre Furcht, wimmerte erneut und schmiegte sich noch dichter an sie.
    »Nein, schon gut, mein Kleiner«, murmelte sie. Sie sah zu den neugierigen Männern und schüttelte den Kopf. »Er ist nur ängstlich. Ich bringe ihn zurück in den Stall. Broh kommt sofort.«
    Sie spürte ihre Blicke auf sich ruhen, als sie Tup quer über den Hof lockte. Er ließ die halb geöffneten Flügel achtlos über den Boden schleifen, als er willig neben ihr her trippelte. Als sie ihn in den Stall ließ, faltete er die Flügel zusammen.
Sie raschelten wie die Seidenröcke vornehmer Damen.
    »Also, Tup, du wartest hier. Ich komme wieder, wenn sie zur südlichen Weide gegangen sind«, erklärte sie.
    Als Molly im Gang meckerte, ließ Lark die Ziege ebenfalls in den Stall und streichelte im Vorübergehen ihren knochigen Rücken. Sie waren schon ein seltsames Trio, ein Fohlen, eine Ziege und ein Mädchen. Darüber würde man in Willakhiep gewiss noch lange tuscheln. Am Ende des Sommers würde Tup acht Monate alt sein, und dann würden sie die Flugakademie besuchen. Es war ein Wunder. Kallas Wunder.
    Die Männer warteten immer noch. Sie nickte ihnen zu und ging in die Küche, um Broh zu rufen. Während sie auf ihn wartete, strich sie mit den Fingern über den alten Eichentisch, an dem sie fast alle Mahlzeiten ihres bisherigen Lebens eingenommen hatte. Sie berührte den Wäscheschlegel, der über der Spüle hing, und auf einmal überkam sie eine ungeheure Sehnsucht. Sie spürte ihre tiefe Liebe zu dieser einfachen Küche, zu den vertrauten, ausgetretenen Treppenstufen unter ihren Füßen, zu den Jahreszeiten des Hochlands. Wie würde sie wohl mit den vornehmen Mädchen an der Akademie zurechtkommen? Sie würde sich zwischen diesen Adligen bestimmt genauso fehl am Platze fühlen wie Tup zwischen den Ochsen von Willakhiep.
    Als Broh an ihr vorbeistapfte, schob sie die düsteren Gedanken beiseite. Sie musste die Arbeiter verpflegen, die Kühe melken, Butter schlagen und die Eier einsammeln. Und so folgte sie ihrem großen Bruder hinaus in den strahlenden Sonnenschein und sah zu, wie die Arbeiter ihr Werkzeug zusammenpackten.

    Edmar hatte das Haus bereits in der Dunkelheit verlassen, als die anderen noch schliefen. Er und die Arbeiter aus dem Steinbruch wollten möglichst jede Minute des Tageslichts nutzen. Nikh war mit dem Ochsenkarren unterwegs, um leere Milchflaschen einzusammeln. So hatte Lark den Unteren Hof ganz für sich.
    Tup und Molly folgten ihr durch den Stall und über den Hof. Sie füllte die frische Milch in die Kannen, entrahmte die Milch vom Vortag und goss sie zur späteren Bearbeitung ins Butterfass. Rasch schloss sie die schiefe Tür des Kühlkellers, damit die Sonne nicht hineinschien, verriegelte sie und musste das Fohlen und die Ziege zur Seite scheuchen, damit sie die Treppen hinaufkam.
    Es war zwar Zeit, den Braten vorzubereiten, doch Lark ließ sich von der Sonne

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