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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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schien wie von allein zu verschwinden. Als die Dienerin kam, um die leere Schüssel abzuräumen, hob sie den Kopf. Zum ersten Mal bemerkte sie die Ruhe im Speisesaal, blickte sich um und fragte sich, was los war.
    Der nächste Gang bestand aus einem winzigen, kunstvollen Salat mit Körbchen aus Heferöllchen, die gerade die Größe von Larks Daumen hatten. Den Salat hatte sie mit drei Bissen verschlungen, ebenso die Scheibe pochierten Fisch. Als geröstetes Hühnchen serviert wurde, nahm sie widerwillig Messer und Gabel in die Hand. Hühnchen war
ihr alles andere als fremd, doch zu Hause hätte sie es mit den Fingern auseinandergenommen, diesen überaus praktischen Werkzeugen, die ihr die Natur geschenkt hatte. Hier musste sie Besteck benutzen. Sie beobachtete Hester, um zu sehen, wie das wohl ging.
    Hester nahm das Messer, legte es dann wieder hin und schüttelte den Kopf.
    »Hester«, murmelte Lark. »Was ist? Wieso sind alle so still?«
    Hester sprach leise. »Hast du es noch nicht gehört?«
    »Was gehört?« Sie folgte Hesters leichtem Nicken in Richtung des langen Tisches, an dem die Mädchen aus der dritten Klasse saßen. Am einen Ende saß ein Mädchen, das gar nichts aß. Sie saß mit hängendem Kopf und Schultern da. »Wer ist das? Was hat sie?«, erkundigte sich Lark flüsternd. Hester nahm ihr Messer wieder in die Hand und rammte es halbherzig in das Hühnchen auf ihrem Teller. »Das ist Geraldina. Beim Flugunterricht heute Morgen hat sie die Kontrolle über Prinz verloren … Meisterin Winter musste ihnen helfen. Beinahe wären sie abgestürzt.«
    »Abgestürzt?« Lark presste unwillkürlich eine Hand auf den Mund.
    Hester lehnte sich zurück. »Ja. Der Rest der Klasse war zu Tode erschrocken.«
    »Sind deshalb alle so bedrückt?«
    Hester beugte sich vor und nahm wieder ihre Gabel. »Iss, Hammloh. Ich erkläre es dir später. Dies ist kein guter Zeitpunkt.«
    Lark kämpfte mit dem Hühnchen und ließ große Fleischfetzen an den Knochen auf ihrem Teller zurück. Sie aß zwei Wecken und wollte gerade einen dritten verschlingen, als der Brotkorb weggenommen wurde. Der Tisch wurde wieder
abgeräumt und ein Eis serviert. Als sich die Leiterin erhob und damit das Ende des Abendessens anzeigte, verließen die Mädchen beinahe schweigend den Saal. Sie strömten in verschiedene Richtungen davon, einige zum Schlafsaal, andere zu den Ställen, wieder andere zu den Jährlingen auf der Weide, um sie über Nacht in die Stallungen zu bringen.
    Lark blieb auf den Stufen stehen. »Ich muss in die Bibliothek«, erklärte sie Hester. »Meisterin Stark hat mir aufgetragen, zehn Generationen der Boten-Linie auswendig zu lernen.«
    Hester sagte einen Augenblick lang nichts. Sie stand eine Stufe unter Lark und blickte hinaus über den Hof zu den friedlichen Weiden. Im Osten glitzerten weiß die Türme von Oscham. Im Westen glühte der Himmel noch von der untergehenden Sonne.
    Lark berührte ihren Arm. »Hester. Willst du mir nicht erzählen, was passiert ist?«
    »Reden wir in der Bibliothek.«
    Hester führte sie den Weg die Stufen hinunter in die Halle und um die Ecke zu der winzigen erleuchteten Bibliothek. Sie war leer, die Bücher standen ordentlich in den Regalen, ein kleines Feuer brannte im Kamin. Hester zog ein Buch heraus und legte es auf den Studiertisch. Lark nahm einen Stuhl und zog das Buch zu sich, schlug es jedoch nicht auf. Sie sah zu Hester auf und wartete.
    »Natürlich weißt du, dass unsere Pferde den Geruch von Männern nicht ertragen«, sagte Hester. Lark nickte. »Und wenn sich der Geruch einer Reiterin verändert … verwirrt das die Pferde ebenfalls.«
    »Ist das Geraldina passiert?«
    Hester seufzte schwer und ließ sich ihr gegenüber nieder.

    »Es gab Gerüchte über Geraldina. Ich glaube, sie stammt aus einer vornehmen Familie, Barone, und ich habe gehört, dass sie recht wild war.« Hester runzelte die Brauen. »Ich weiß natürlich nicht, ob alles wahr ist, aber es heißt, dass ihre Familie sehr erleichtert war, als sie sich an ein geflügeltes Pferd gebunden hat.« Sie seufzte noch einmal schwer. »Und jetzt ist sie in … Schwierigkeiten.«
    »Sie ist … schwanger«, stellte Lark fest.
    »Ja.«
    Lark hatte das Kinn auf die Hand gestützt. »Ich wusste immer genau, wenn die Ziegen oder die Kühe auf dem Unteren Hof trächtig waren. Sie haben anders gerochen. Irgendwie stärker. Intensiver.«
    »Was auch immer es sein mag, die Pferde wittern es jedenfalls. Sie wissen auch andere Dinge …

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