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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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Er war groß, hatte eine breite Brust und die muskulösen Beine eines Kämpfers, doch seine Augen blickten ins Leere, und seine Ohren hingen herunter.
    Rosella lockte das unter Drogen stehende Tier an. Geraldina wartete innerhalb der ausgetrockneten Koppel und hing förmlich am Zaun, als stünde auch sie unter Drogen.
    Philippa Winter wartete neben ihr. Sie legte etwas in Geraldinas Hand und führte sie quer über die Koppel zu ihrem Wallach. Geraldina bewegte sich wie in Trance, aus ihrer Miene sprach die blanke Angst, ihre Augenlider waren rot und geschwollen. In das Gesicht von Meisterin Winter hatten sich tiefe Falten gegraben, sie wirkte um Jahre gealtert. Als Geraldina sich an sie lehnte, zwang sie sie, aufrecht zu gehen, und trieb sie mit dem Arm voran.
    Als sie näher kamen, erwachte Prinz aus seiner Benommenheit, wich zurück und scharrte mit den Hufen die trockene Erde auf. Geraldina weinte mit offenem Mund, und rote Flecken zeichneten sich auf ihrem Gesicht ab. Lark konnte ein kleines Glasfläschchen in ihrer Hand erkennen. Geraldina versuchte, es Meisterin Winter zurückzugeben. Doch Meisterin Winter stieß sie von sich und zog ein wei ßes Tuch aus der Tasche.

    »Geraldina«, ihre Stimme durchschnitt scharf die schmerzvolle Stille.
    Das Mädchen murmelte etwas unter Tränen.
    »Nein«, erklärte Philippa ruhig. »Das kann Ihnen niemand abnehmen. Es ist Ihre Pflicht.«
    Geraldina ließ das Tuch fallen und hielt sich die Hand vor ihre Augen, doch Philippa zog sie weg. Rosella, deren Sommersprossen dunkel aus ihrem leichenblassen Gesicht hervorstachen, bückte sich, um das Tuch aufzuheben. Prinz raschelte mit seinen hängenden Flügeln und warf den Kopf von einer Seite zur anderen, aber seine Bewegungen wirkten benommen und unkoordiniert.
    Lark biss sich auf die Lippe, bis es wehtat. Überall um sie herum vernahm sie leises Schluchzen. Meisterin Winter hob den Kopf und warf den Schülerinnen einen strengen Blick zu. Wieder breitete sich völlige Stille über der Koppel aus. Das einzige Geräusch war das Keuchen von Prinz und das Scharren seiner Hufe, als er versuchte, Abstand zwischen sich und seine Herrin zu bringen.
    »Schnell jetzt«, trieb Meisterin Winter das Mädchen an. »Seien Sie wenigstens gnädig mit ihm.«
    Geraldina entkorkte mit zittrigen Händen die kleine Flasche und goss den Inhalt auf das Tuch. Sie trat auf Prinz zu, und Rosella musste die Hacken in den Boden stemmen, um ihn zu halten. Laut schluchzend hielt Geraldina das Tuch vor die Nase des Pferdes. Es zuckte zurück und warf Rosella um. Geraldina schrie auf und ließ sowohl das Tuch als auch das Fläschchen fallen. Sie drehte sich um und wollte fliehen, doch Meisterin Winter hielt sie mit einem eisernen Griff auf.
    Prinz hatte das Medikament gewittert und wich zurück in Richtung Koppel, getrieben vom Selbsterhaltungstrieb. Die
Schülerinnen schnappten vernehmlich nach Luft. »Rosella!«, stieß Philippa hervor. »Kannst du ihn halten? Geraldina! Hysterische Anfälle werden Prinz auch nicht weiterhelfen!«
    Doch es war klar, dass der verängstigte Prinz nicht so einfach aufgeben würde. Er zog Rosella rückwärts durch den Staub, bis sein Hinterteil gegen den Lattenzaun stieß. Geraldina wehrte sich gegen Philippas Griff. Aus einiger Entfernung rief die Leiterin: »Jemand soll Herbert holen!« Unruhe kam auf, als sich ein Mädchen aus der dritten Klasse durch die Menge drängte und zu den Stallungen rannte.
    Lark sah, wie der Wallach die Augen verdrehte, sah den Schaum vor seinem Maul und den Schweiß, der zwischen Flügel und Brust hinunterrann. Sie konnte es nicht ertragen. Rosella war jetzt mit ihm am Zaun und hielt mit aller Kraft das Seil fest. Prinz bäumte sich auf, seine Flügel schlugen gegen die Flügelhalter. Einer sprang auf und flog durch die Koppel. Ohne nachzudenken, sprang Lark auf den unteren Balken des Zaunes.
    Hester schrie ihren Namen, doch Lark hatte sich bereits auf den obersten Balken hochgezogen. Sie schwang die Beine hinüber und sprang leichtfüßig auf die Koppel. Mit einem Schritt war sie bei Prinz, drückte sich gegen den freien Flügel und krallte ihre Finger in seine Mähe. Sein anderer Flügel war gegen den Zaun geklemmt. Rosella biss die Zähne zusammen. Schweiß rann ihr über die Wangen, als sie versuchte, seinen Kopf zu halten.
    Lark sprach beruhigend auf das Tier ein: »Prinz, Prinz. Armer Prinz. Beruhige dich, mein braver Junge, beruhige dich. Bald hast du es überstanden.«
    Natürlich war er

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