Schule der Lüfte wolkenreiter1
ebenso selbstlos waren wie die von Friedrich. Und dessen war sich Friedrich seit Wilhelms früher Kindheit bewusst gewesen, was ein großes Problem für die Thronfolge bedeutete.
Als Philippa zur Flugkoppel ging und ihre Handschuhe überzog, tauchte auf einmal das Bild in ihrem Kopf auf, an das sie sich zuvor nicht hatte erinnern können. Friedrich besaß ein sehr, sehr altes Gemälde, das in der Bibliothek des Palastes hing. Niemand wusste mehr, wer der Künstler war. Im Laufe der Zeit war das Gemälde nachgedunkelt und fast
unkenntlich geworden. Auf der riesigen Leinwand wurde eine Flugformation der berühmten Alten dargestellt, deren Nüstern rot glühten, während sie mit weit ausgebreiteten, schuppigen Flügeln einen Gletscher überquerten.
Es waren die Augen der Alten, die Philippa schon immer gefesselt hatten. Es waren schmale schwarze Augen, deren Funkeln trotz der verblassenden Farbe noch immer deutlich zu erkennen war.
Es waren Wilhelms Augen.
Kapitel 14
L ark starrte Herbert entgeistert an. »Bei Zitos Ohren, darauf reite ich nicht!«
Der Stallknecht erwiderte ihren Blick, ohne auch nur einen Muskel seines wettergegerbten Gesichts zu verziehen. »So lautet mein Auftrag. Sie bekommen ein Pony, bis Sie geübter sind.«
Das fragliche Wesen war braun-weiß gescheckt, hatte helle Wimpern und dicke rosa Lippen. Es war so ziemlich das fetteste Tier, das Lark je gesehen hatte. Sein Bauch war so rund wie der einer trächtigen Kuh, es hatte ein dickes Hinterteil und einen kurzen, kräftigen Hals. »Pony?«, kreischte sie. »Es sieht aus wie ein Schwein, das für den Markt gemästet worden ist! Da reite ich ja auf unserem Ochsen noch besser!«
Sie ging um das Pony herum, betrachtete seine dicken Hufe und das gespreizte Sprunggelenk. Auf seinem Widerrist lag ein Flugsattel mit einem hohen, schmalen Vorderzwiesel. Er wirkte ziemlich unbequem.
Das Pony legte die Ohren an, drehte den Kopf und schnappte mit gefletschten Zähnen nach ihr. Lark schrie auf und brachte sich mit einem Sprung in Sicherheit. Mit aufgerichteten Ohren und erhobenem Schwanz fegte Beere um den Stall herum zur hinteren Koppel. Herbert deutete mit einem Nicken auf den Hund. »Beere gefällt Ihr Ton nicht, und mir übrigens ebenso wenig«, brummte er.
Lark sah auf den Hund hinunter. »O nein, der Hund regt sich nicht meinetwegen auf!« Beere schien ihre Worte zu bestätigen, indem er sich zwischen sie und das Pony schob.
Was Herbert geflissentlich ignorierte. »Ich habe das Pony gesattelt und vorbereitet, und ich erwarte, dass Sie wie verlangt mit ihm eine Runde auf der Koppel drehen.«
»Ich verstehe nicht, wozu das gut sein soll.« Lark streckte ihr Kinn vor. »Ich möchte auf einem richtigen Pferd reiten.«
Herbert blickte sie finster an. »Jetzt hören Sie mir mal zu, junge Dame. Wenn Sie in Ihrer Klasse aufholen wollen, sollten Sie besser tun, was Ihnen gesagt wird. Also los, machen Sie schon. Meisterin Stark möchte, dass Sie reiten. Auf dem Pony können Sie genauso gut ein Gefühl für den Sattel entwickeln.«
Lark sah sich noch einmal um und war erleichtert, dass sie wenigstens niemand beobachtete. Sie näherte sich erneut dem Pony. Ein Ausritt auf dem Tier war sicher nicht mit ihren Ritten auf Char zu vergleichen. Die Stute hatte so süß gerochen, war mit ihren sauberen Hufen den Feldweg entlanggeklappert, und wenn Lark mit ihr gesprochen hatte, hatte sie stets mit den zierlichen Ohren gezuckt.
Plötzlich kam ihr in den Sinn, dass bereits ein Jahr vergangen war, seit sie die kleine Stute in den Untiefen des Flusses gefunden hatte. Selbst hier, in der Nähe der Weißen Stadt, kündigte sich der Herbst an. Zu Hause würden sie jetzt das Schilf schneiden und die Blutrüben auf Karren stapeln, um sie auf dem Markt feilzubieten. Sie konnte den Rauch der verbrannten Spreu fast riechen. Die tief stehende Sonne wärmte ihr Gesicht. Es wurde Herbst, und sie war schon drei Monate auf der Akademie. Tup würde bald neun Monate alt.
Herbert beugte sich hinunter, um den Steigbügel für Lark zu richten. Das Pony schnappte mit den Zähnen nach den Gesäßtaschen des Stallburschen, doch Herbert schubste seinen Kopf mit dem Handrücken zur Seite.
Lark beobachtete die beiden aus respektvollem Abstand. »Wie heißt er denn?«
Herbert stellte den Steigbügel ein, ohne allerdings den Kopf des Ponys aus den Augen zu lassen. »Wir nennen ihn Schweinchen. Ich weiß nicht, warum. Irgendjemand hat das Tier auf dem Markt in Oscham gekauft, und da
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