Schule der Lüfte wolkenreiter1
glich, aber Lark war überglücklich, wieder ein Pferd unter sich zu spüren. Sie
achtete weder darauf, das Pony zu führen, noch nahm sie Herbert wahr, der in der Mitte der Koppel stand und aufpasste, und es fühlte sich wunderbar an.
Schweinchens Schritt war zwar eher ein Trampeln statt ein elegantes Federn, aber das war ihr gleichgültig. Die Wärme des Pferdekörpers unter ihren Schenkeln und die raue Mähne unter ihren Händen fühlten sich einfach richtig an. Sie kümmerte sich nicht weiter um die Zügel und ließ sie locker herunterhängen. Sie dachte nicht darüber nach, wie sie Schweinchen vermitteln musste, was er tun sollte. Er tat es einfach von allein. Es war genauso wie mit Char, und bei der Erinnerung an ihre Stute wurde sie ganz wehmütig und bekam feuchte Augen.
»Was, in Kallas Namen, tun Sie da?«
Lark erschrak und drehte sich auf Schweinchens Rücken zum Eingang der Koppel um. Sie hatte Meisterin Stark erwartet und war auf Ärger gefasst, weil sie ohne Sattel ritt. Stattdessen sah sie Petra Süß, die hocherhobenen Hauptes dastand und die Hände in die Hüften gestemmt hatte. Herbert hielt unsicher den Sattel in den Händen und ließ die Gurte im Dreck schleifen. Beere, der ein Stück neben Schweinchen herlief, damit Lark ihn neben dem dicken Bauch sehen konnte, wirbelte herum und knurrte.
Lark holte tief Luft, zog die Zügel an und flüsterte: »Bleib stehen, Schweinchen.«
Das Pony hielt an. Lark schwang ihr rechtes Bein über seinen Widerrist und glitt auf den Boden. Als sie Petra gegenüberstand, klopfte sie die Rückseite ihres Reitrockes ab und war sicher, dass sie voll brauner und weißer Ponyhaare war. »Ich … ich sollte das Pony reiten«, sagte sie.
» Mit einem Sattel , Ziegenhirtin. Nicht wie ein Bauer aus dem Hochland«, sagte Petra verächtlich.
Lark schob ihr Kinn vor und entgegnete scharf: »Ich bin eine Bäuerin aus dem Hochland, und der Sattel passt dem armen Schweinchen nicht. Ich kann ihn nicht schlanker zaubern, also habe ich getan, was ich konnte.«
»Zaubern? Sind Sie vielleicht so etwas wie eine Hexe?« Petra Süß lachte höhnisch. »Passen Sie lieber auf, dass die Pferdemeisterin Sie nicht so reden hört. Hier hält niemand etwas von Alberglauben.«
Herbert räusperte sich und ging zu Lark, um ihr Schweinchens Zügel abzunehmen. »Das Training hat ihm gut getan«, sagte er ruhig, während er Petra den Rücken zukehrte. »Ich suche einen besseren Sattel für ihn, einverstanden?«
Lark antwortete mit klarer, fester Stimme: »Ja, danke, Herbert. Ich werde versuchen, ihm ein bisschen Fett abzutrainieren.«
»Das ist wirklich vollkommen«, warf Petra Süß ein. »Das Schweinchen und die Ziegenhirtin.«
Lark drehte sich auf dem Absatz um und ging quer über die Koppel zu den Ställen. Beere trottete schwanzwedelnd neben ihr her, wobei ihr seidiger Kopf Larks Arm streifte. Petra Süß rief ihr etwas hinterher, doch Lark tat, als höre sie nichts. Sie hatte schon genug von ihrer Bosheit abbekommen. Es gab keinen Grund, die Dinge noch zu verschlimmern.
Philippas Klasse bot einen traurigen Anblick. Sie hatten ihre Flugformationen umgestellt, um das Fehlen von Prinz und Gerlinda auszugleichen, doch sie hatten offenbar wenig Freude am Fliegen. Philippa hoffte, dass die Zeit Kummer und Schock heilen würde und dann die Freude zurückkäme. Auch ihr war schwer ums Herz, als sie mit
ihnen die Grazien trainierte. In der Nacht hatte sie von Alana Rose geträumt und noch einmal durchlebt, wie die Reiterin die Kontrolle verloren hatte. Sie hörte den Schrei ihrer Stute und sah das blanke Entsetzen auf Alanas Gesicht, als sie abgestürzt waren. Philippa hatte den Flug geleitet. Sie war als Erste bei ihnen gewesen, hatte Alanas schlaffen, zermalmten Körper und die verdrehten Beine ihres Fohlens gesehen. Sie hatte sich von jemandem ein Messer geben lassen, um das Leiden von Sommerrose zu beenden. Philippa hatte gedacht, dass sie ihre Alpträume über den Angriff auf den Südturm schon lange überwunden hätte. Doch einige Erinnerungen wurde man wohl niemals los.
Jetzt gab Philippa ein Zeichen, und die Reiterinnen formierten sich zur Offenen Kolonne. Zumindest war Alanas Tod ehrenhaft gewesen, ein Opfer im Dienste des Fürsten, um das Fürstentum und seine geflügelten Pferde zu schützen. Doch jetzt? Jetzt drohte Wilhelm das alles zu entweihen, setzte die Ehre und den Ruf der Blutlinien aufs Spiel, und Philippa wusste nicht einmal, warum.
Ihr kam es so vor, als hätte
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