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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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brannten ihr Tränen in den Augen. »Sie verstehen es nicht«, flüsterte sie ihm zu. »Sie verstehen es einfach nicht!«

Kapitel 20
    Ü ber Wilhelms Kopf funkelten hell die Sterne des he raufziehenden Winters, als er über die abschüssige Wiese von Fleckham hastete und dabei die Knöpfe des dicken Wollhemds zuknöpfte. Ansonsten trug er nur Stiefel und eine enge Hose, die er hastig dort aufgelesen hatte, wo er sie ein paar Stunden zuvor achtlos hatte fallen lassen.
    Mit einer schaukelnden Öllampe in der Hand hastete der Stallbursche vor ihm her. Einer der Oc-Hunde bellte, doch als Wilhelm einen Befehl zischte, winselte der Hund und schlich zurück in seine Hütte.
    Der Stall hinter dem Buchenhain roch immer noch nach frischer Farbe. Drei Stuten schoben die Köpfe aus ihren Ställen. Das Licht der Laterne spiegelte sich in ihren Augen. Wilhelm ignorierte sie. Was er wollte und worauf er seit Monaten gewartet hatte, befand sich in dem letzten Stall auf der linken Seite.
    »Verschwinde, Jinson«, befahl er harsch. »Überlass das hier mir.«
    »Hoheit«, antwortete der Stallbursche ängstlich. »Ich glaube nicht, dass er das aushält.«
    »Es ist doch ein Fohlen?«, erkundigte sich Wilhelm eifrig. »Ein Hengst?«
    »O ja, Hoheit, und ein Hübscher dazu. Aber ich glaube nicht, dass er Ihnen erlauben wird zu …«

    »Keine Angst, Jinson. Bei mir ist das etwas anderes, verstehst du das? Es wird alles ganz anders sein.«
    Der Stallbursche, ein Jüngling an der Schwelle zum Mann, hob die Lampe, hielt sich jedoch von dem Stall fern. Wilhelm ging auf die Box zu und verlangsamte ganz bewusst seine Schritte, um den Augenblick zu genießen. Dieses Verlangen war wie die Sehnsucht nach einer Gefährtin. Es war reine Begierde; sie trocknete seinen Mund aus und erregte seine Lenden, wie keiner Frau das jemals gelingen konnte. Dies hier war der Sieg über die Fesseln der Tradition. Das Fohlen würde ihn sowohl von der sklavischen Ergebenheit eines alten, der Vergangenheit verhafteten Mannes befreien als auch von der Herrschaft der Pferdemeisterinnen von Oc …
    »Häng die Lampe an den Haken, Jinson. Geh zurück ins Haus und hol mir Bettzeug, ein Nachthemd und eine Flasche Branntwein. Ich werde heute hier nächtigen.«
    Jinson sah seinen Herrn zweifelnd an, tat jedoch, wie ihm geheißen wurde. Als er in der Dunkelheit verschwunden war, trat Wilhelm in den dämmrigen Lichtschein und spähte in die Stallbox.
    Das Fohlen war so hell, dass es in der Dunkelheit fast so aussah, als leuchteten Sterne auf seinem Fell. Sein Vater war ein eleganter Apfelschimmel. Wilhelm kannte ihn wie auch den anderen Hengst, und er wusste, dass er geflügelte Fohlen von nicht geflügelten Stuten zeugte. Und dieses Fohlen, dieses zitternde, geheimnisvolle Silberwesen, auf dessen Fell noch feucht die Nachgeburt schimmerte, hatte richtige kleine Flügel auf beiden Seiten.
    Wilhelm glitt durch das Gatter, lehnte sich an die Wand der Box und bestaunte das Wunder. Das Fohlen suchte die Zitze der Mutter, während die Stute damit beschäftigt war,
ihr Kleines sauber zu lecken. Sie beide waren so versunken, dass sie Wilhelm kaum bemerkten; die Stute spitzte lediglich kurz die Ohren, entspannte sie aber gleich wieder.
    Wilhelm wusste genau, was er zu tun hatte. Er war neugierig und wütend um Philippa Winter herumgeschlichen, damals, als sie noch Insehl geheißen hatte und in einer eisigen Frühlingsnacht in den Ställen des Fürsten an ihr neugeborenes Fohlen gebunden worden war. Fürst Friedrich war so stolz gewesen, als wäre Philippa seine eigene Tochter. Wie immer hatte er Wilhelm zugunsten von allem, was mit den geflügelten Pferden zu tun hatte, vernachlässigt. Und dieser Mistkerl Mersin, Philippas Bruder, hatte grinsend daneben gestanden und sich wegen seiner ausgezeichneten Beziehungen zum Fürsten in Selbstzufriedenheit geaalt. Wilhelm hatte sich geschworen, dass Mersin nie wieder einen Fuß in den fürstlichen Palast setzen würde, sobald er selbst Fürst war.
    Jetzt aber trugen seine Pläne Früchte. Bald war er Eduard Krisps Einmischungen ledig, war frei von der Kritik seines Vaters und hatte diese verfluchten Pferdemeisterinnen vom Hals, die Macht über alles und jeden zu haben schienen, sogar über den Fürsten. Schnell rief er sich ins Gedächtnis, was zu tun war. Das letzte Fohlen war ihm zwar durch die Finger geglitten, aber dieses war hier, in seinem eigenen Stall. Es war unter seiner Kontrolle.
    Er kniete sich behutsam ins Stroh und raunte dem

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