Schule der Lüfte wolkenreiter1
links ab und reihte sich hinter den anderen ein.
Die jungen Pferde drifteten nach hier und dort und versuchten, eine gerade Linie zu bilden. Wenn ein Paar ins Schwanken geriet, lief ein Raunen durch die Zuschauer. Lark holte ihre Figur aus der Tasche und drückte sie an die Brust. Es schien ihr, als stabilisiere sich die ganze Klasse auf einmal. Sie flogen in einer langen, beinahe geraden Linie und beschrieben einen großen Bogen über den Anlagen der Akademie.
Molly meckerte klagend. Lark drehte sich um und stellte fest, dass Tup nicht mehr neben ihr stand. In ihrer Sorge um Anabel hatte sie seine Leine fallen lassen.
Sie wirbelte herum, stolperte über Beere und fing sich gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Tup mit hoch erhobenem Kopf und aufgestellten Ohren über den Zaun sprang. Er raste über das Gras, an der Gruppe der Zuschauer vorbei und sauste mit fliegender Halfterleine auf das Wäldchen am Ende der Flugkoppel zu. Lark schrie auf, als sich seine Flügel öffneten. Nicht nur, dass sie seine Leine hatte fallen lassen – sie hatte auch noch vergessen, seine Flügel zu befestigen!
Seine Hufe trommelten immer schneller und schneller über das Gras. Selbst als er sich dem Wäldchen näherte, machte er keine Anstalten, das Tempo zu verlangsamen, sondern zog kurz davor die Hinterläufe an und schlug mit den Flügeln. Er erhob sich mühelos in die Luft, seine schmalen Flügel bewegten sich ohne sichtliche Anstrengung. Lark beobachtete mit trockenem Mund und klopfendem Herzen, wie er der Klasse nachflog. Den schlanken
Hals hatte er lang gemacht und trat mit den Hufen. Die Leine des Halfters verfing sich, vom Flugwind gepeitscht, in seiner Mähne. Die Lehrerinnen und älteren Mädchen neben Lark schrien erschrocken auf, doch Lark hörte sie nicht. Sie war vollkommen in Tups wunderbaren Flug versunken.
Er flog so wunderschön. So schön, dass es beinahe wehtat und man es nicht beschreiben konnte. Sie hätte nicht die Kontrolle über ihn verlieren dürfen, sicher, aber im Augenblick konnte sie nur daran denken, wie vollkommen er in der Luft wirkte. Der Himmel war seine natürliche Heimat, jene Umgebung, für die Kalla ihn geschaffen hatte. Sie hielt die Figur umklammert und beobachtete die schlanke schwarze Gestalt ihres Fohlens, das am blauen Himmel hinter den anderen herflog.
Tup neigte die Flügel und schob die Nase nah an den Schweif von Chance. Anabel drehte sich um und riss vor Überraschung weit den Mund auf. Sie hielt sich unwillkürlich am Sattel fest und verlor nicht noch einmal den Halt. Angeführt von Meisterin Tänzer, flog die Klasse einen großen Kreis. Tup folgte ihnen und schlug mit sichtlichem Vergnügen und voller Leichtigkeit mit den Flügeln.
Als sie auf der anderen Seite des Kreises zurückflog, entdeckte ihn Meisterin Tänzer. Auch ihr fiel fast die Kinnlade herunter, und sie schrie etwas. Dann hob sie den Arm und machte eine Geste mit der Reitgerte, als wolle sie etwas befehlen.
Tup schwankte kurz, kam aus dem Rhythmus und schlug verzweifelt mit den Vorderläufen in der Luft. Lark schrie auf und presste Kalla an ihre Brust. Tup warf den Kopf hoch, so wie sie es von ihm kannte, und bog den Hals. Er hörte auf, mit den Flügeln zu schlagen, sank fünf Meter,
zehn Meter, fünfzehn Meter, bis er weit unter der Klasse schwebte. Dann schlug er erneut mit den Flügeln, aber viel schneller als zuvor. Er stieg hoch, immer höher, weit über die anderen hinweg, bis er über ihren Köpfen kreiste. Lark meinte in seinen aufblitzenden Zähnen ein Lachen zu erkennen und sah seinen wehenden Schweif. Er drehte verspielt Kreise über der Klasse, schoss hinunter auf die anderen Flieger zu, hob sich, berauscht von seiner eigenen Energie und Kraft, im letzten Moment wieder hoch in die Luft und genoss seine neu gewonnene Freiheit.
Es konnte nur eine kurze Zeit gedauert haben, doch der Flug erschien Lark unendlich. Mit wutentbranntem Gesicht führte Meisterin Tänzer die Pferde zur Landung. Alle Zuschauer wandten sich der Landekoppel zu, um zu sehen, wie sie auf den Boden zurückfanden.
Himmelstänzer schwebte hoch oben, während Meisterin Tänzer Anweisungen gab. Hester und Goldener Morgen landeten so geschmeidig auf dem Boden, als hätten sie es bereits hundertmal gemacht. Sie glitten über die Baumwipfel hinweg und galoppierten die Koppel zu den Ställen hinunter. Das nächste Pferd stolperte, fing sich jedoch wieder. Beatrice klammerte sich zwar an die Mähne, hatte aber ihre Haltung
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