Schule der Lüfte wolkenreiter1
wiedergewonnen, als sie auf das Ende der Koppel zugaloppierte und schwer atmend neben Goldener Morgen stehen blieb. Auch die nächsten drei mussten schwierige Situationen meistern, gerieten in ein leichtes Schwanken, bevor sie den Boden erreichten. Liliane wurde durch einen Stoß gegen den Hinterzwiesel ihres Sattels geworfen, und Grazias Reittier versetzte ihr mit einem extrem unruhigen Trab einen Schrecken. Zum Schluss kamen Anabel und Chance. Als Chance sich absenkte, beugte sich Anabel zu weit nach vorn. Erst im letzten Augenblick setzte
sie sich wieder aufrecht hin. Einen Atemzug lang sah es so aus, als verliere Chance das Gleichgewicht und würde auf die Knie fallen, doch er landete mit den Vorderläufen fest auf dem Boden und brachte gerade noch rechtzeitig die Hinterläufe in Position. Als er die Koppel hinuntergaloppierte, schien Anabel vor Erleichterung einer Ohnmacht nah zu sein.
Dann kam Tup. Ohne Reiter schwebte er mit wehendem Schweif über das Wäldchen hinweg. Perfekt abgestimmt landeten erst seine Vorderläufe und dann seine Hinterläufe auf dem Boden. Er galoppierte, trabte und tänzelte ein bisschen, bis er schnaubend und mit vor Stolz leuchtenden Augen vor Lark stehen blieb.
»Oh, Tup«, flüsterte Lark. »Oh Tup! Wir schaffen es, du und ich.« Sie öffnete das Tor und packte etwas verspätet die Leine seines Halfters. Dann senkte sie den Blick auf ihre Stiefel und hoffte inständig, Tup schnellstmöglich wegführen zu können, bevor irgendjemand sie ausschimpfte. Natürlich funkte ihr Petra Süß dazwischen.
Ihre Tutorin eilte auf sie zu. »Hammloh!«, zischte sie. »Ihre Heulsuse hätte jemanden das Leben kosten können!«
»Ich weiß. Es tut mir leid«, murmelte Lark zerknirscht.
»Es tut Ihnen leid?« Petra erhob die Stimme. »Was bringt das, hm? Sie sind eine Schande! Nichts machen Sie richtig, Sie sprechen wie ein Bauer und sehen aus wie ein dahergelaufener Gassenjunge. Wenn ich hier Leiterin wäre, würde ich Sie auf der Stelle hinauswerfen!«
Lark versuchte mit aller Macht die Welle von Wut, die ihre Wangen erhitzte, hinunterzuschlucken. Da kam Molly herangetrottet und meckerte erleichtert.
Petra schrie auf. »Oh, bei Kallas Fersen, jetzt jammert die verfluchte Ziege auch noch! Das ist ja wie in einem verdammten
Kindergarten!« Einige Mädchen kicherten. Beere knurrte, und Lark verlor die Beherrschung.
Sie blieb so plötzlich stehen, dass Tup ihr beinahe in die Hacken getreten wäre. Sie hob das Kinn und sah Petra direkt in die Augen. »Offensichtlich sorgen Sie hier für die meiste Unruhe, Süß«, erwiderte sie. »Sie schnattern wie eine Ente, nicht wahr? Haben schlechte Eigenschaften, diese Enten.«
Petras hartes Gesicht lief rot an. »Wie können Sie es wagen!«, setzte sie an, doch ein anderes Mädchen packte ihren Arm und flüsterte ihr etwas zu. Petra sah über Larks Schulter und trat einen Schritt zurück. Lark bemerkte ihr Lächeln, und ihr rutschte fast das Herz in die Hose. Als Petra sie wieder ansah, grinste sie höhnisch und zuckte mit den Schultern. »Viel Glück, Ziegenhirtin. Um nichts in der Welt möchte ich jetzt mit Ihnen tauschen!«
Es war nicht Meisterin Stark, die auf sie zukam, sondern Meisterin Winter. Sie marschierte auf Lark und Tup zu und knetete ihre bedauernswerten Reithandschuhe zwischen den Fingern. Beere trottete neben Lark, Molly schmiegte sich an Larks Oberschenkel, und Tup wieherte, als Meisterin Winter näher kam.
»Larkyn.« Die Stimme der Pferdemeisterin klang eisig. »Schaffen Sie das Fohlen in den Stall, und kommen Sie dann in die Halle. Ich erwarte Sie im Büro der Leiterin.«
Lark nickte stumm. Sie versuchte sich schuldig zu fühlen. Schließlich war es ihr Fehler gewesen, und was immer jetzt kam, hatte sie verdient. Aber, ach, Tup mit den anderen Pferden fliegen zu sehen … war einfach wundervoll gewesen! Sie brachte ihn in den Stall und legte ihre Wange gegen seinen Hals. »Ich komme später wieder, um dich zu striegeln«, versprach sie. »Was auch immer geschieht. Aber
du hast so wunderschön ausgesehen, Tup! So perfekt! Ich wünschte nur, ich hätte mit dir fliegen können!«
Tup warf den Kopf hoch, und seine gefalteten Flügel zitterten vor Erregung.
»Oh, ich weiß«, murmelte Lark. »Du solltest stolz sein. Es war hinreißend!« Sie schlüpfte aus dem Tor und sagte: »Ich komme wieder, sobald ich kann. Jetzt ist Molly bei dir, und Beere ist im Gang. Du bist also nicht allein.«
Als sie die Stallungen verließ, hörte sie sein
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