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Schule der Lüfte wolkenreiter1

Schule der Lüfte wolkenreiter1

Titel: Schule der Lüfte wolkenreiter1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: bishop
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leises Weinen, und sie wusste, dass er sie bei sich haben wollte, um ihn zu beruhigen, nachdem er von dem heutigen Abenteuer ganz aufgewühlt war. Es war ein großer Tag für Tup. Auch für sie, trotz der Standpauke, die sie jetzt zweifellos erwartete.
    Als sie über den Hof ging, versuchte sie sich etwas zu ihrer Verteidigung zurechtzulegen. Schließlich hatte sie Meisterin Winter und der Leiterin gesagt, dass Tup fliegen wollte. Und sie hatte recht behalten! Dennoch, er hätte sich oder ein anderes Pferd verletzen können, da gab es nichts zu beschönigen. Und sie hatte ihre Lage sicher nicht gerade verbessert, als sie ihre Tutorin beleidigt hatte. Und sich die Haare abgeschnitten hatte und es einfach nicht schaffte zu lernen, wie man mit dem Flugsattel umging …
    Sie ging immer langsamer, dennoch erreichte sie irgendwann unausweichlich die Halle. Sie musterte das Portal der Doppeltür und machte sich Mut. Dann setzte sie den Fuß auf die unterste Stufe und beschloss, die Schelte einfach über sich ergehen zu lassen und ihre vorwitzige Zunge im Zaum zu halten. Sie hatte Meisterin Winter schon genug Probleme bereitet. Zumindest dieses eine Mal würde sie versuchen, es nicht noch schlimmer zu machen.

Kapitel 21
    W ilhelm hatte miserable Laune. Er hatte im Stroh ge schlafen oder es zumindest versucht, und jetzt tat ihm schon den ganzen Tag der Rücken weh. Der Stallbursche hatte ihm etwas zu essen gebracht, doch bis er sich damit von der Küche aus auf den Weg gemacht und es durch den Buchenhain bis zum Stall getragen hatte, war es kalt. Der Kaffee war lauwarm, und die Flasche Branntwein war leer. Seine Kleidung war dreckig von Stroh und Mist.
    Und trotz all dieser Opfer wollte das Fohlen nicht auf ihn reagieren. Es zuckte zusammen, wenn er es berührte, zog sich zitternd und winselnd in eine Ecke zurück und weigerte sich zu trinken. Hätte Wilhelm an die Pferdegöttin geglaubt, müsste er annehmen, dass sie ein grausames Spiel mit ihm trieb.
    Er konnte sich nicht mehr daran erinnern, wie Philippas Wintersonne als Neugeborenes ausgesehen hatte. Als er das kleine schwarze Fohlen von dem Unteren Hof gesehen hatte, war es bereits einige Monate alt gewesen, war sauber und glänzend, gut gepflegt und genährt gewesen. Aber dieses Fohlen hier …
    Wilhelm wusste nicht, ob etwas mit ihm nicht stimmte oder ob Neugeborene einfach immer so aussahen. Seine zierlichen Beine bogen sich wie Weiden im Wind, und die Ohren hingen ihm seitlich am Kopf herunter, was ihm ein dümmliches Aussehen verlieh. Es verdrehte die Augen, so
dass das Weiße zu sehen war, und sabberte aus seinem schlaffen Maul. Das Fell des kleinen Apfelschimmels war dank der Fürsorge seiner Mutter trocken, fühlte sich jedoch rau an. Wilhelm konnte nichts Anziehendes an ihm finden, nichts, was auf die atemberaubende Schönheit eines geflügelten Pferdes hindeutete.
    »Hoheit.« Jinson blieb vor dem Stalltor stehen und musterte das zitternde Fohlen besorgt.
    Wilhelm saß mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf einem Stapel Decken und blickte finster auf das bibbernde Häuflein Pferd in der Ecke. Er warf dem Stallburschen einen wütenden Blick zu. »Was gibt es denn?«, fragte er.
    Jinson schluckte und sprach mit deutlicher Zurückhaltung. »Wenn das Fohlen nicht bald trinkt, stirbt es, Hoheit.«
    »Ach wirklich?«, zischte Wilhelm. Er stand auf und stöhnte, als sein Rücken zu brennen schien. »Dann unternimm verdammt noch mal etwas dagegen! Ich habe schon alles Erdenkliche versucht.« Er machte einen Schritt auf das Gatter zu, woraufhin das Fohlen rückwärts gegen die Wand taumelte und auf die Knie sackte. Wilhelm wirbelte herum und starrte es an. »Irgendetwas stimmt nicht mit ihm«, stellte er fest.
    »Er … er …« Jinson sprach nicht weiter, trat einen Schritt vom Gatter zurück und wich Wilhelms Blick aus.
    Wilhelm war wütend. Das Fohlen rappelte sich wieder auf, und das Muttertier stellte sich mit angelegten Ohren zwischen Wilhelm und ihr Junges. »Sag schon, Jinson«, fauchte Wilhelm verbittert. »Raus damit!«
    »Es liegt an Ihnen«, brach es aus Jinson heraus. »Es tut mir leid, aber das Fohlen wird nicht trinken, solange Sie hier sind.«

    »Wie, zur Hölle, soll ich es denn an mich binden, wenn es mich nicht erträgt?«, zischte er. Die Stute drehte den Kopf und bedachte ihn mit einem bösen Blick.
    »Aber Hoheit«, flüsterte Jinson, »es ist doch ein geflügeltes Pferd .«
    Wilhelm warf Jinson über die Schulter hinweg einen kühlen Blick zu.

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