Schule der Lüfte wolkenreiter1
köstlichen Tee zubereitet und schien ganz und gar nicht daran interessiert, in die Kälte hinauszugehen. Stunden später, so kam es Lark jedenfalls vor, machte sie sich mit Tup auf den Heimweg. Unterwegs sollten sie Nikh mit dem Ochsenkarren treffen.
Tup jammerte zum Herzerweichen, als sie ihn von Silberwolke wegholte, und auch Silberwolke wirkte nicht gerade glücklich. »Es tut mir leid für euch beide«, erklärte Lark.
Tup nickte mit dem Kopf, als verstünde er, doch kaum hatte sie die offene Straße erreicht, tänzelte er und zog an der Halfterleine. Seine Flügel raschelten unter der Decke.
Lark sah sich sehnsüchtig nach dem Ochsenkarren um, doch so weit ihr Blick reichte, war die Straße verlassen. Es war ein kühler Nachmittag und noch zu früh, als dass die Arbeiter aus dem Steinbruch, den Getreidespeichern oder aus den Werkstätten zurückgekommen wären. Sie musterte den Weg vor sich, doch auch von dort kam niemand. Tup folgte ihrem Blick, als wüsste er genau, was ihr durch den Kopf ging.
»O nein, Tup, das wäre doch dumm, oder? Ich meine, ich bin noch nie … und du hast noch nie …«
Tup wieherte. In Larks Ohren klang das wie ein Lachen.
»Nein, wir werden nicht fliegen!«, sagte sie streng. »Hast du das verstanden? Die Halter bleiben dran!«
Er schüttelte den Kopf, ließ die Halter klappern und stupste sie bei jedem Schritt mit der Nase an. Sie lief ein Stück weiter und war hin- und hergerissen. Wenn sie nun zu schwer war … oder wenn sie herunterfiel …
Doch sie fiel ja nur von Sätteln herunter! Und die Sandsäcke, die er getragen hatte, wogen doppelt so viel wie sie,
das wusste sie genau. Sie lachte, als ein wundervoll unbekümmertes Gefühl sie packte, schlang die Halfterleine um ihre Hand, trat an Tups linke Seite und griff in seine seidige schwarze Mähne.
Sein Widerrist befand sich genau auf der Höhe ihrer Nase. Tup war nur unwesentlich größer als das gefürchtete Schweinchen, und Lark hatte nie Rosellas Hilfe gebraucht, um auf das Pony zu steigen. Tup drehte den Kopf, um sie zu beobachten. Er hatte die Ohren aufgestellt, und seine Augen glühten in freudiger Erwartung.
»Du Frechdachs denkst wohl, das wäre deine Idee, stimmt’s?« Sie holte tief Luft, schob ihren rechten Arm weit über sein Rückgrat und sprang auf.
Kurz wippte sie auf ihrem Bauch, bevor sie es schaffte, ihr rechtes Bein über seinen Rücken zu schwingen. Tup schwankte unter dem unerwarteten Gewicht, fing sich jedoch sogleich. Sie saß rittlings auf ihm, ihre Beine passten genau über die Knorpel seiner Flügel, die wie Fächer unter ihren Waden lagen. Sie blickte nach vorn. Tup drehte die Ohren in ihre Richtung und wartete auf ein Zeichen. Er bog den Hals, und sie fand, dass die Linie seiner Schultern vor ihren Knien das schönste und natürlichste war, das sie jemals gesehen hatte. Sie passten so gut zusammen, als wären sie füreinander geschaffen. Sie strich über die Kalla-Figur auf ihrer Brust. Tatsächlich, Kalla hatte sie genau so geschaffen!
Sie hob das Seil des Halfters und presste die Hacken ganz leicht gegen seine Rippen. »Los, Tup«, sagte sie. »Reiten wir nach Hause!«
Bereitwillig lief er los. Sie achtete sorgsam auf alles, das darauf hindeuten könnte, dass ihr Gewicht seinen Gang störte oder dass er sich unter ihr unwohl fühlte, aber sie
konnte nichts entdecken. Anders als Schweinchen, der von einer Seite auf die andere schaukelte, wenn sie auf ihm ritt, war Tups Gang gleichmäßig und leicht. Nach einer Weile spürte sie, dass er gern schneller laufen wollte. Sie presste die Schenkel fester an seinen Bauch und ließ die Halfterleine lose baumeln. Tup fiel in einen geschmeidigen Trab. Lark hielt sich mit sicherem Griff an seiner Mähne fest, doch sie hatte keine Angst, herunterzufallen. Es war ja so leicht! Sie spürte jede Bewegung seiner Muskeln und Gelenke. Sie wusste im selben Augenblick wie er, wo er hintreten und wie lang seine Schritte sein würden. Sein Rhythmus war ihr Rhythmus, und das leichte Nicken seines Kopfes war genauso ein Teil ihrer selbst wie die Biegung seines Rückgrats. Ach, wenn doch nur Meisterin Stark sie so sehen könnte! Doch sie würde sie natürlich nur ausschimpfen, weil sie Tup erstens ohne Erlaubnis und zweitens ohne Sattel ritt!
Lark lachte laut in die heraufziehende Dämmerung, und Tups Ohren zuckten vor und zurück, während seine Schritte länger wurden. Sie würden lange vor Nikh zu Hause sein.
Als sie sich Willakhiep näherten, zog Lark an
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