Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
aussah, erregte seinen Argwohn. Es war bereit, sich fesseln zu lassen, jedoch nur unter der Bedingung, dass einer der Götter als Geste des Vertrauens eine Hand in sein Maul legte. Tyr war der Einzige, der sich dazu bereit erklärte.«
Max zuckte zusammen. »Was passierte dann?«, fragte er.
»Der Fenris-Wolf konnte die magische Fessel nicht zerreißen«, fuhr sie fort. »Als ihm klar wurde, dass er in der Falle saß, biss er Tyrs Hand ab und schlang sie herunter. Tyr hatte ein gewaltiges Opfer gebracht, aber das Monstrum war auf diese Weise zu Harmlosigkeit verdammt, und zwar bis Ragnarok – bis zum Ende aller Tage.
»Hat sich nicht Elias Bram in Solas geopfert?«, fragte Max. »Damit andere fliehen konnten?«
»Ja, das hat er getan«, antwortete Miss Boon und sah Max forschend an. »Ich nehme an, jetzt ist dir klar, warum ich dir helfen möchte, deine Vision zu verstehen.«
Max war sich nicht so sicher.
»Es ist so, wie ich Ihnen gesagt habe«, erwiderte er. »Es fällt mir schwer, mich daran zu erinnern. Vielleicht sollten wir mit der Direktorin darüber reden.«
Miss Boons Augen weiteten sich für einen Moment, dann schüttelte sie den Kopf.
»Nein, nein! Das ist eine Angelegenheit, die nur uns beide etwas angeht.« Eine Sekunde lang schaute sie ein wenig verlegen. »Mrs Richter weiß nichts von meinen Nachforschungen. Sie könnte denken, diese Arbeit lenke mich von meinen... Unterrichtsverpflichtungen ab. Das verstehst du doch, oder?«
Max blickte mehrmals zwischen ihr und dem Buch hin und her, bevor er schließlich nickte.
»Gut. Ich wusste, dass du das verstehen würdest.« Sie lächelte und stand auf. »Ich werde dir das Buch dalassen und hoffe, dass du es lesen wirst. Vielleicht wird etwas darin deinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen. Wir sehen uns dann morgen.«
Max zögerte, bevor er mit einer letzten Frage herausplatzte.
»Was ist ›Brigits Wache‹?«
Miss Boon drehte sich um.
»Woher kennst du diesen Ausdruck?«, fragte sie und zog neugierig die Nase kraus.
Max geriet in Panik. Er hatte offensichtlich einen schrecklichen Fehler gemacht.
»Mr Morrow hat ihn erwähnt«, log er. »Ich wollte einfach mehr darüber wissen, weil mir dieser Ausdruck noch nie untergekommen ist.«
Miss Boon lächelte und kam noch einmal zurück.
»Klar, dass Byron dieser Ausdruck gefällt – er ist ein Romantiker«, sagte sie. »Komm her, ich werde es dir zeigen. Dies ist eine der wenigen Stellen auf dem Schulgelände, von der aus du ›Brigits Wache‹ richtig gut sehen kannst. Der Mond müsste heute Abend auch hell genug sein.«
Sie führte Max zu einigen kleinen Fenstern am gegenüberliegenden Ende der Bibliothek. Es war dunkel draußen und das ruhige Meer sah aus wie eine Scheibe aus schwarzem Glas. Miss Boon deutete auf einen großen Felsen, der etwa fünfzig Meter vom Ufer entfernt aus dem Wasser ragte.
»Das ist ›Brigits Wache‹«, seufzte sie. »Es gibt eine alte Legende hier in Rowan, aber sie gerät langsam in Vergessenheit. Sie geht auf die Zeit der Gründung dieser Schule zurück. Die Geschichte ist ein wenig traurig und sehr romantisch: Unter den Überlebenden, die an Bord der Kestrel hierhergeflohen sind, befand sich auch Elias Brams Frau. Ihr Name war Brigit. Bevor Elias davoneilte, um sich Astaroth während der großen Belagerung entgegenzustellen, soll er seine Frau angefleht haben, mit den anderen zu fliehen. Sie weigerte sich, ihn zurückzulassen, bis er einen Eid schwor, ihr über das Meer zu folgen, um in diesem neuen Land mit ihr zusammenzuleben. Wie du weißt, war Bram nach dem Fall von Solas spurlos verschwunden. Nachdem die Überlebenden diese Ufer hier erreicht und die Schule gebaut hatten, verbrachte Brigit ihre Tage damit, durch die Brandung zu waten. Den Blick hatte sie immer nach Osten gerichtet. Lange hoffte sie auf die Rückkehr ihres Mannes, aber er kam nicht. Der Legende nach ist Brigit eines Tages verschwunden. Und genau an der Stelle tauchte im Wasser dieser Felsen auf. Leute wie Mr Morrow beharren darauf, dass der Fels einer Frau ähnelt, die im Nachthemd aufs Meer hinausstarrt.«
Max drückte die Nase an das Fenster und blinzelte. Es war zu dunkel, um den Felsen genau erkennen zu können.
»Sosehr ich mich auch bemühe, ich kann in diesem Felsen nichts erkennen – nicht mal bei Tageslicht.« Miss Boon seufzte. »Sag mir Bescheid, falls es dir einmal gelingen sollte. Ich denke, du wirst noch sehr vertraut mit ›Brigits Wache‹ werden, während du in den
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