Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
In der Nähe des Eingangs führte eine schmale Wendeltreppe in einen dunklen Raum hinauf, in dem das Uhrwerk und die Glocken untergebracht waren. Max ging hastig daran vorbei. Der Alte Tom war ihm immer schon wie ein lebendiges Wesen erschienen. Und der dunkle Ort hatte etwas an sich, was ihm Unbehagen bereitete.
Max ließ sich auf einem klapprigen Holzstuhl an einem langen Tisch nieder. Er schaltete eine Tischlampe ein und musste niesen, als er eine Staubschicht von der Oberfläche wischte. Für Max bestand kaum ein Zweifel, dass Ronin den Aufruhr in der Konditorei veranstaltet hatte, um ihm die Nachricht in die Tasche zu schieben. Ronins Anweisung war knapp gewesen, aber relativ klar: ›RHBF‹ konnte nichts anderes bedeuten als ›Rowan-Handbuch bekannter Feinde‹. Mit einem Gefühl der Beklommenheit öffnete er seine Tasche, nahm das schwere Buch heraus und entdeckte zwischen seinen Seiten einen weiteren zusammengefalteten Brief. Max klappte den Bogen auseinander und überflog die in zittriger Schrift geschriebenen Worte.
Lieber Max,
ich schreibe in größter Eile und Bedrängnis. Der Feind hat eine große Operation in Gang gesetzt, bei der die verschwundenen Potentiellen nur ein kleiner Teil sind. Der Feind glaubt, dass es in unserem Orden wieder Alte Magie gibt und dass dies die Möglichkeit eröffnet, Astaroth zurückzuholen. Max, der Dämon ist nicht tot, sondern in einem Gemälde gefangen! Außerdem glaubt der Feind, bereits im Besitz dieses verfluchten Dings zu sein. Viele Kunstwerke, die heute in den Museen hängen, sind raffinierte Fälschungen. Die gestohlenen Gemälde, die in den Zeitungen erwähnt werden, dienen nur dazu, die Aufmerksamkeit Rowans von anderen Diebstählen abzulenken, die unbemerkt geblieben sind ... Man munkelt, dass es ein einzigartiges Kind geben soll – ein Kind, dessen Erscheinen der Feind vorhergesehen hat und dessen Hilfe er benötigt, um den Dämon zu befreien. Es ist von größtem Interesse für den Feind, einen Beweis dafür zu erhalten, dass dieses Kind tatsächlich existiert, und seine Identität zu ermitteln.
Max, Dein Name ist bekannt und ist bei Versammlungen des Feindes viele Male gefallen. Sei auf der Hut! Es gibt mindestens einen Verräter unter Euch. Rowan ist nicht sicher. Ich bin in der Nähe und bewache Dich. Halte an ›Brigits Wache‹ Ausschau nach mir. Verbrenne diesen Brief!
Ronin
Max überflog den Brief noch mehrere Male und prägte sich die entscheidenden Einzelheiten ein. Mit »Brigits Wache« konnte er nichts anfangen, aber ein großer Teil des Briefes ergab auf beunruhigende Weise einen Sinn. Er musste sofort mit David sprechen. David handelte in der Annahme, dass die vier Gemälde, die er identifiziert hatte, nach wie vor in ihren jeweiligen Museen hingen und dort jetzt aufmerksam bewacht wurden. Und auch David könnte durchaus das einzigartige Kind sein, nach dem der Feind suchte.
Max zerknüllte den Brief in seiner Faust und verbrannte ihn mit einer dunkelblauen Flamme zu Asche. Während seine Blicke einem zu Boden gleitenden Ascheflöckchen folgten, erbebte der Raum plötzlich unter dem ohrenbetäubenden Lärm der Glocken des Alten Tom. Max hielt sich die Ohren zu und krümmte sich auf seinem Stuhl zusammen. Während er die Augen fest geschlossen hielt, klapperte das Dachgebälk, und sein Trommelfell schien zu platzen. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, bis die Glocken endlich den achten Schlag getan hatten.
Max öffnete die Augen und stieß einen Schrei aus, als er bemerkte, dass er nicht allein in der alten Bibliothek war. Miss Boon stand etwa drei Meter von ihm entfernt und hielt ein Buch vor die Brust.
»Tut mir leid, dass ich dich erschreckt habe«, sagte sie. »Ich nehme an, dies ist dein erster Besuch in der Dachbalken-Bibliothek?« Sie holte tief Luft und sah sich um. »Ich bin auch immer hierhergekommen, wenn ich allein sein wollte.«
Max nickte, während das Läuten in seinem Kopf langsam verebbte.
»Ein paar Schüler meinten, sie hätten dich hier hinaufgehen sehen«, erklärte sie und deutete auf das Treppenhaus. »Ich hoffe, ich störe dich nicht.«
Max schloss nervös den Reißverschluss seines Rucksacks und machte Anstalten, sich zu erheben.
»Nein, aber ich habe bereits gesagt, dass es mir leid tut«, erwiderte er leise.
Miss Boons Mundwinkel erstarrten für einen Moment, bevor sie sich zu einem erheiterten Lächeln verzogen.
»Ich bin nicht hier, um mit dir über dein, ähm, Benehmen heute Nachmittag
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