Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
unbewegter Miene. »Deine Ergebnisse sind... höchst ungewöhnlich. Bist du dir im Klaren darüber, dass 95 noch nie gemessen wurden?«
»Nigel hat etwas Derartiges erwähnt«, sagte Max, ohne auf die Blicke seiner Klassenkameraden zu achten.
»Bist du faul?«, fragte der Lehrer herablassend.
»Ich glaube nicht.«
»Wir werden sehen«, überlegte Monsieur Renard laut und machte dann auf dem Absatz kehrt. Es war eine harte Stunde mit schwierigen Übungen. Cynthia brach in Tränen aus. Und als Omar bei der Klappmesser-Übung nicht mehr konnte, stieg Monsieur Renard mit Verachtung einfach über ihn hinweg. Als der Unterricht schließlich zu Ende war, rannten die Schüler los, um vor ihren ersten regulären Unterrichtsstunden noch zu duschen und zu frühstücken.
Mit einer Scheibe Toast in der Hand eilte Max, so schnell seine müden Beine es zuließen, Maggies Steintreppe hinauf. In der Schuluniform war es ihm viel zu heiß. Schüler verschwanden schon in den Klassenzimmern und die ersten Türen wurden bereits geschlossen.
Dieser Unterrichtsraum war kleiner und behaglicher als der Gymnastikkeller im Herrenhaus. Pulte und Sitzbänke waren in einer Art kleinem Amphitheater montiert. Man konnte also von oben auf Lehrerpult und Tafel blicken. An den vertäfelten Wänden hingen alte Drucke, Wandteppiche und üppige Gemälde von Landschaften und berühmten Schlachten. Trotz der warmen, salzigen Brise, die durch die offenen Fenster vom Meer hereinwehte, roch der Raum stark nach Tabak. Auf einem rissigen Ledersessel neben der Tafel saß ein rundlicher alter Mann, der eine Meerschaumpfeife paffte und den eintretenden Erstklässlern zunickte. Als alle ihre Plätze eingenommen hatten, begann er, mit einem tiefen Bariton zu sprechen.
»Keine bekannten Gesichter hier. Gut. Dann muss ich wohl im richtigen Klassenzimmer sein. Willkommen im Fach Geisteswissenschaften für Schüler der ersten Klasse. Ich bin Byron Morrow und euer Lehrer in diesem Fach.«
Lucia hüstelte und hob die Hand. »Mr Morrow? Werden Sie in jeder Stunde Pfeife rauchen?«
»Ja, das werde ich, junge Dame«, brummelte er und zog eine Augenbraue hoch. »Haben Sie etwas dagegen?«
»Ich bin allergisch gegen Rauch.«
»Dann stehe Ihnen der Himmel bei in Magie!«, rief er. Er kicherte und machte eine weit ausholende Handbewegung, wodurch der Pfeifenrauch abrupt nach unten absackte und sich in einem gewundenen Pfad über den Boden schlängelte, bis er zum Fenster hinaus verschwand. »Besser?«, knurrte er.
Lucia riss die Augen auf und nickte.
Während der Unterrichtsstunde gab Mr Morrow Max und seine Klassenkameraden in seinem dröhnenden Bariton einen faszinierenden Überblick über den Kurs. Gelegentlich watschelte Mr Morrow in jähen Anfällen von Leidenschaft um sein Pult, dann setzte er sich wieder und lehnte sich in seinem Sessel zurück, um die Fragen der Schüler zu beantworten, während er ausgiebig an seiner Pfeife zog. Sie würden in seinem Fach Themen aus Geschichte und Literatur behandeln, etwas über Schreibkunst und Mythen erfahren. Es würde ein anspruchsvoller Kurs werden, versprach er, aber diejenigen Schüler, die zusätzliche Hilfe benötigten, würden ihn stets in seinem kleinen, weißen Cottage hinter den Dünen des Sanktuariums finden können.
Die Fächer Mathematik, Physik und Biologie waren unkomplizierter und vertrauter, wenn auch durchaus einschüchternd. Die Mathestunde verbrachten sie mit einem Einstufungstest, mit dem ihre Kenntnisse überprüft wurden. Max gab den Test nach nur zehn Minuten ab. In vielen Fragen kamen Symbole vor, die er noch nie gesehen hatte.
Der Biologieunterricht war kaum besser als Mathe, denn sie bekamen als Hausaufgabe ein langes Kapitel in ihrem Lehrbuch auf und wurden nachdrücklich ermahnt, sich bis zur nächsten Stunde gründliche Kenntnisse über die wichtigsten Ökosysteme der Erde anzueignen.
Max, der sich vor dem Fremdsprachenunterricht eine kleine Verschnaufpause gönnte, schaute aus dem Fenster und betrachtete die weißen Gischtkämme draußen auf dem Ozean. Bei Tageslicht wirkte die Kestrel wie ein hübsches altes Schiff – nichts erinnerte an den schaukelnden Albtraum, von dem sie am frühen Sonntagmorgen geflohen waren. Plötzlich tippte ihm jemand auf die Schulter. Er drehte sich um und vor ihm stand Julie Teller.
»He, du«, sagte sie mit einem Lachen und hielt ihm ein Blatt hin, »willst du das Foto sehen? Ich finde, dafür hätte ich den Pulitzer-Preis verdient.«
»Oh. Hi«,
Weitere Kostenlose Bücher