Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
und Wellen plätscherten sanft gegen den Rumpf der Kestrel, die sich schwarz und groß über die Wasseroberfläche erhob. Connor schaltete seine Taschenlampe ein und rannte zur Anlegestelle. Das Licht hüpfte wild auf und ab, während die anderen hinter ihm her trotteten. Dann blieb er abrupt stehen. Max hörte ihn fluchen. Als sie ihn einholten, sah Max den Grund dafür: Es baumelte zwar tatsächlich eine Strickleiter an der Bordwand der Kestrel , aber das Schiff selbst hatte sich an seiner Kette etwa fünf Meter vom Steg entfernt. Sie würden wahrscheinlich hinüberschwimmen müssen. Das Wasser glänzte tiefschwarz und schien kalt zu sein. Connor trat gegen einen Holzpfosten.
»Das hätten sie uns auch sagen können!«, wütete er.
»Vergessen wir das Ganze«, murmelte Rolf und blickte zu den in die Klippe eingelassenen Stufen.
»Ich schwimme nicht mitten in der Nacht im Meer herum!«, sagte ein Mädchen und sah schaudernd auf die dunkle Wasseroberfläche.
»Ja«, pflichtete ein anderer Junge ihr bei. »Ich bin dafür, dass wir umkehren.«
Max stand schweigend dabei und beobachtete die Kestrel, während die anderen darüber diskutierten, was sie tun sollten. Ihm fiel auf, dass sich das Schiff schaukelnd dem Steg näherte. Max ging auf dem Steg einige Schritte zurück. Dann beobachtete er die Bewegungen des Schiffs. Als er sah, dass die Kette noch weiter durchhing, nahm er kurz Anlauf und sprang auf die Bordwand mit der Strickleiter zu. Einen Moment lang glaubte er, er hätte die Sache falsch eingeschätzt. Max fiel schon in Richtung Wasser und ruderte wild mit den Armen, um die Strickleiter zu fassen zu bekommen. Plötzlich ging ein Ruck durch seinen Arm. Seine Finger schlossen sich um eine Sprosse und Max prallte gegen die Bordwand. Während er mit den Füßen Halt suchte und die Leiter hinaufzuklettern begann, kamen von der Anlegestelle überraschte Ausrufe und Beifall. Schließlich schwang sich Max über die Reling, fiel auf das Deck und rollte über etwas, das sich hart anfühlte. Als er sah, was es war, lächelte er und legte die Hände trichterförmig um den Mund.
»He!«, rief er zu den anderen hinüber. »Hier liegt eine Laufplanke auf Deck. Niemand muss schwimmen!«
Die anderen begannen aufgeregt durcheinanderzuplappern. Max, der unter dem Gewicht des Holzes ächzte, schob die Laufplanke langsam über den Süllrand zum Anlegesteg hinüber, wo Sarah und Rolf sie annahmen. Nachdem er die Gangway in einer eigens dafür vorgesehenen Aussparung eingehakt hatte, gab Max seinen Gefährten ein Zeichen, dass sie kommen konnten. Im Gänsemarsch gingen sie einer nach dem anderen über die Planke. Connor, der den Anfang machte, trug Max’ und seine eigenen Sachen.
»Du hast eine ganz schöne Sprungkraft, was Max?« Connor warf grinsend ihre Ausrüstung auf Deck und sah sich um.
»Ja, ich werde Max in meine Basketballmannschaft aufnehmen!«, bemerkte David und begann, Rolfs Rucksack nach Snacks zu durchwühlen, was Rolf ganz und gar nicht passte.
Dann schwärmten die Schüler aus, um das Schiff zu erkunden. Einige spielten abwechselnd mit dem Steuerrad. Lucia und Cynthia kletterten ins Krähennest hinauf und ließen Bonbons auf diejenigen herabregnen, die gerade Decken und Schlafsäcke ausbreiteten. Connor schlenderte zur Kabine hinüber und kehrte aber kurz darauf mit enttäuschter Miene zurück.
»An allen Türen und Luken sind Schlösser angebracht. Es sieht so aus, als müssten wir auf Deck bleiben.«
»Mir soll’s recht sein«, piepste ein Mädchen aus Dänemark. »Da unten ist es sicher furchtbar unheimlich!«
»Ich wette, da ist es schön kühl«, meinte Connor sehnsüchtig. Dann setzte er sich auf eine Decke und schaltete ein Radio ein. Er drehte die Lautstärke hastig zurück, da eine Opernsängerin gerade ein beeindruckendes Tremolo hinlegte. Dann begann er, einen anderen Sender zu suchen.
Schon bald hatten sie es sich alle auf ihrem improvisierten Lager gemütlich gemacht. Dicht zusammengedrängt spielten sie auf dem sanft sich wiegenden Schiff Karten, verschlangen Rolfs Süßigkeiten und erzählten einander von ihren Heimatstädten und Familien. Omar unterhielt sie gerade mit einer Geschichte von seinem kleinen Bruder daheim in Kairo, als ein heftiger Ruck durch das Schiff ging. Spielkarten rutschten über das Deck, die Masten knarrten laut. Die Kinder verstummten. Einen Moment lang war alles still. Dann hob eine gewaltige Welle das Schiff hoch und ließ es erzittern. Die Kinder suchten
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