Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
Max zu. Sie bettete den weichen, silberfarbenen Kopf an seine Hüfte, reckte den Hals und sah ihn mit goldenen Mandelaugen an. Max’ Stimmung besserte sich sofort. Müdigkeit und Kummer fielen langsam von ihm ab und ein Gefühl des Friedens und des Wohlbehagens durchströmte ihn.
»Was genau ist Maya noch einmal?«, fragte Max und kraulte sie hinter den Ohren.
»Sie ist ein Ulu«, sagte David, während er Max und Maya zur Tür führte. »Ulus schenken Ruhe und Verständnis. Vielleicht ist sie die Letzte ihrer Art. Ulus sind im neunzehnten Jahrhundert beinahe ausgestorben, weil ihr Fell und ihre Hörner so schön sind. Ihr Blut birgt angeblich das Geheimnis zu jeder Sprache. Sammler, Gelehrte und Wissenschaftler wollten sie haben.«
Max war fassungslos. Er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand ein so anmutiges und liebevolles Geschöpf jagen, verletzen oder töten könnte. Maya erschauerte kurz, als sie zaghaft in den Schnee hinaustrat, dann senkte sie den Kopf in die kleine Kiste mit Früchten und Gräsern.
Als Maya fertig war, unternahmen David und Max mit ihr einen langen Spaziergang im Sanktuarium und wählten dabei Pfade, die Max noch nie zuvor gegangen war. Sie stiegen hoch in den Wald hinauf und lauschten auf das Tropfen des Wassers und die eigenartigen Rufe verschiedener Vögel. Plötzlich rutschte ein großes Schneebrett einen Hang hinunter.
Max blickte auf und hielt die Luft an. YaYa lag auf einem Felsen über ihrem Pfad. Ihr schwarzes Löwengesicht war blutverschmiert. Dampf stieg von ihrem Körper auf. Unter ihr war im rosa verfärbten Schnee der Hufabdruck eines sehr großen Tiers zu sehen. YaYa spähte zu ihnen hinunter und schnupperte die frische Luft. In ihren riesigen Perlmuttaugen sah Max sein eigenes Spiegelbild, als sie mit ihrer seltsamen Stimme, die so klang wie mehrere Frauenstimmen, zu sprechen begann.
»Ein frohes Fest wünsch ich dir, Maya. Und euch auch, Kinder.«
Sie neigte zum Gruß das abgebrochene Horn auf ihrem Kopf.
»Guten Tag, YaYa«, sagte David. »Ich hatte gehofft, dich zu finden.«
Max sah seinen Zimmergenossen verwundert an. David hatte ihm gegenüber nichts Derartiges erwähnt.
»Hast du das, Kind? Lass mich herunterkommen.« Das riesige Ki-Rin stand auf, rieb sich das Gesicht im Schnee sauber und kam den Hang herunter. Max stand schweigend da. Er hatte YaYa bislang nur im Vorbeigehen gesehen, während sie unter ihren Decken in der Aufzuchtstation schnarchte. Es war etwas ganz anderes, ihr in der Wildnis zu begegnen.
»YaYa, wurde Astaroth vernichtet?«, fragte David.
YaYa trat vor. Ihr mit Schnurrhaaren bedecktes Kinn befand sich jetzt direkt über Max’ Kopf.
»Warum fragst du YaYa das?«, fragte YaYa mehrstimmig.
»Weil du die Große Matriarchin von Rowan bist. Nur du kannst dich an Solas in all seiner Pracht erinnern. Nur du kannst dich an das Licht erinnern, das sich gegen die Dunkelheit erhoben hat, als Astaroth kam.«
Die Worte flossen in einem Singsang aus Davids Mund, der Max ganz schläfrig machte. Er stand still da und streichelte Mayas silberfarbene Schnauze.
YaYa ließ den mächtigen Leib auf den Pfad sinken.
»Weißt du, dass du genauso bist wie er?«, fragte sie nach einem langen Schweigen. »In deiner jungen Stimme klingen die Worte und der Geist meines Herrn wider.«
»Wer war dein Herr?«, fragte David. »Ich wusste gar nicht, dass die Große Matriarchin einen Herrn hatte.«
»Mein Herr war das Licht, das sich gegen Astaroth erhob. Ich war bei ihm, als er den Feind niederstreckte. Elias Bram war mein Herr. Ich habe versucht, ihm zu helfen, aber der Feind war zu gewaltig. Mein Horn brach an den Rippen des Dämons ab. Ich wurde weit fortgeschleudert, bevor sie die Hallen niederrissen und das Land unter ihnen zerstört wurde.«
»Aber wurde Astaroth vernichtet?«, fragte David noch einmal.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass man etwas so Altes und Böses vernichten kann«, antwortete YaYa leise. »Das ist Alte Magie und sie ist mit dem Herzen und den Wurzeln dieser Welt verwoben. Ich habe gehört, dass der Körper des Dämons gefunden wurde, aber ich weiß nicht, was weiter damit geschehen ist. Als ihr Herr fiel, ist YaYa mit den anderen gen Westen gesegelt und hat diese dunklen Tage hinter sich gelassen...«
Von dem gewundenen Pfad hinter ihnen erklang jetzt Glockengeläut und Gelächter. YaYa drehte sich um und tappte weiter den Pfad hinauf, bis sie hinter der nächsten Biegung verschwand. David hatte Maya gerade an den Rand
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