Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
vorsichtig.
»Nein«, beteuerte David. »Ich brauche nur ein Weilchen Zeit, ohne dass mich alle belästigen. Ich kann euch sagen, was sie als Erstes tun werden: Sie werden mich hinunter zu den Gelehrten schicken, um diese Kugel zu studieren.«
»Aber du hast gerade gesagt, sie sei alles, was zähle«, wandte Max ein.
»Das ist sie auch«, sagte David und sah ihn scharf an. »Aber die Antworten, die wir brauchen, sind nicht in den Archiven zu finden …«
Der Oger schüttelte den Kopf und stemmte sich von seinem Platz hoch.
»Je weniger Bob weiß, umso besser. Ich werde es der Direktorin morgen beim Frühstück erzählen.«
David bedankte sich bei Bob und beobachtete, wie der Oger breitbeinig durch den Raum ging, sich unter dem Bogengang duckte und die Türen hinter sich zuschwingen ließ. Dann wandte er sich wieder Max zu; in seinen geflüsterten Worten lag Dringlichkeit.
»Hast du meinen Rucksack?«, fragte er.
»Ja«, erwiderte Max vorsichtig. »Er ist in unserem Zimmer.«
»Gut«, sagte David. »Fülle ihn mit genug Kleidern für uns beide – genug für eine lange Zeit. Bring deinen Speer mit und das Hemd, das Señor Lorca dir gegeben hat, und warte auf mich auf dem Hauptpfad zwischen dem Obstgarten und der Schmiede. Wirst du das tun?«
»Selbstverständlich«, antwortete Max, dessen Müdigkeit im Nu verflog. Er verspürte das plötzliche Bedürfnis, sich mit Mr Sikes zu beraten. »Wohin gehen wir?«, fragte er.
»Das weiß ich noch nicht«, sagte David. »Aber ich werde es schon sehr bald wissen. Erwarte mich einfach auf dem Pfad!«
Als Max aus dem Raum eilte, schob David sich pflichtschuldig das Thermometer unter die Zunge.
Es war fast elf Uhr, als Max, Davids verzauberten Rucksack fest an sich gedrückt, sich aus dem Herrenhaus stahl und die mit Salz bestreuten Stufen hinunterschlich. Der größtenteils schneebedeckte Campus lag in hellem Mondlicht. In weiter Ferne hörte Max die schwachen, fröhlichen Klänge von Nolans Fidel. Er suchte so rasch wie möglich den Schutz des Obstgartens und bahnte sich lautlos einen Weg zwischen den Klassenbäumen hindurch, bis er unter
dem zarten, seufzenden Baldachin verschwunden war, der die Grenze des Obstgartens und der bewaldeten Pfade dahinter markierte. Hinter einem Baum sah er eine weiße Atemwolke hervorwehen. David erwartete ihn.
Max’ Zimmergefährte, noch immer im Schlafanzug und mit einer Decke um die Schultern, zuckte zusammen, als Max um den Baum herumglitt und ihm auf die Schulter tippte. Der kleine Junge grinste und fragte Max, ob er alles mitgebracht habe, was sie benötigten.
»Ich denke, ja«, flüsterte Max und klopfte auf die Tasche. »Ich habe fast alles, was du besitzt, hier hineingeworfen.«
»Gut«, sagte David, der den Pfad hinaufblickte. »Jetzt hilf mir, nach etwas zu suchen – ich bin mir sicher, dass es hier irgendwo ist.«
»Wonach suchen wir denn?«, fragte Max.
»Nach einer Münze«, erwiderte David. »Ich habe sie letztes Jahr irgendwo hier vergraben.«
»Ich erinnere mich«, sagte Max und dachte an seinen ersten Tag in Rowan zurück, als er seinen seltsamen neuen Zimmergenossen dabei beobachtet hatte, wie er unerklärlicherweise eine Münze dort vergrub, wo ein kleiner Seitenweg in den Wald führte. Er suchte den Boden ab, wo David im Schnee und in der harten, kalten Erde stocherte. »Hast du die Münze nicht an einem Seitenweg vergraben?«, fragte Max, der sechs oder sieben Meter vor ihnen einen überwucherten Pfad sah.
»Ja«, sagte David. »Aber die Pfade bewegen sich. Deshalb habe ich ja die Münze vergraben. In diesen Wäldern gibt es Alte Magie, Max – kannst du sie nicht spüren?«
Max schüttelte den Kopf und strich mit den Fingern über eine uralte Buche. Er spürte nichts, aber er wusste, dass etwas Seltsames in diesen Wäldern war – er selbst war einmal auf merkwürdige Lichter und schwaches Gelächter gestoßen.
Seit jenem Zwischenfall bewegte er sich lieber auf ausgetretenen Wegen.
»Hilf mir suchen«, schnaufte David. »Ich weiß, dass es hier irgendwo sein muss.«
Max hockte sich neben seinen Zimmergefährten und grub die Hände in den kalten Schnee, durch Frost und Blätter und Erde. Zehn Minuten lang hockten sie in der Kälte, während ihre Finger taub im harten Boden scharrten.
»Kannst du nicht einen Zauber wirken oder irgendetwas?«, murmelte Max entnervt.
»Noch nicht«, hustete David. »Ich muss alles aufsparen, was ich kann.«
»Wofür?«, fragte Max. »Du hast mir noch nicht einmal
Weitere Kostenlose Bücher