Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
tatsächlich ein Wegweiser und der Hügel eine Art Wegespinne. Aus der Höhe konnte Max ringsum auf hügeliges grünes Land und mit weißen Zäunen umgrenzte Felder blicken, die sich bis zum Horizont erstreckten. Einige Sekunden lang standen Max und David schweigend da und lasen die fremdartigen Namen auf verwitterten Holzschildern, die in acht Richtungen wiesen:
SIDH FIONNACHAIDH
SIDH BODB
SIDH BRI LEITH
SIDH AIRCELTRAI
SIDH RODRUBÂN
SIDH EAS AEDHA RUAIDH
SIDH MEADHA
SIDH BRUGH NA BOINNE
»Welchen Weg nehmen wir?«, fragte David.
»Keine Ahnung«, antwortete Max und trat vor, um die Wegweiser genauer in Augenschein zu nehmen. Sein Blick blieb auf dem Schild hängen, das nach Brugh na Boinne zeigte – Astaroth hatte gesagt, dass er dort seine Mutter finden würde. Max wollte gerade zu sprechen beginnen, als er spürte, wie etwas seinen Arm hinaufhuschte. Mr Sikes flüsterte ihm drängend etwas zu, wobei seine Schnurrhaare in Max’ Ohr kitzelten.
»Gefahr ist im Verzug, Master McDaniels!«, vermeldete der Kobold mit hoher Stimme.
Max drehte sich um und schaute in die Richtung, aus der sie gekommen waren. In der Ferne war jemand zu sehen; er ging über dieselbe Straße, die auch sie genommen hatten. Etwas an der fernen Gestalt erfüllte Max mit Abscheu. Er zupfte David am Ärmel und deutete auf die Person, die sich jetzt dem Steg näherte, auf dem sie nur wenige Stunden zuvor den Bach überquert hatten.
»Wir müssen weiter«, sagte Max.
»Ich stimme dir zu«, erwiderte David, der im Wind zitterte. »In welche Richtung?«
Max wollte gerade antworten, als das drängende Flüstern des Kobolds ihn innehalten ließ.
»Nicht nach Brugh na Boinne!«, flehte der Kobold. »Noch nicht! Es ist Rodrubân, wohin Ihr Euch wenden müsst!«
Max fuhr mit der Hand über das Schild, das nach Brugh na Boinne zeigte. Er spürte, wie die winzigen Krallen der Maus protestierend an seinem Hals kratzten.
»Ich bin für Sidh Rodrubân«, beugte Max sich schließlich Mr Sikes’ Rat.
»Warum?«, fragte David.
»Zum einen«, erwiderte Max, »führt der Weg direkt von unserem Verfolger weg, wer immer er sein mag. Und zum
anderen wird es schwer sein, uns von hier oben auf diesem Weg zu sehen.« David betrachtete die bewaldeten Pfade unter ihnen, die bald zwischen den Bäumen verschwanden. Er sah noch einmal zu der rätselhaften Gestalt hinüber, die die Brücke inzwischen überquert hatte und stetig näher zu kommen schien.
David nickte und schnalzte zustimmend mit der Zunge. Die beiden Jungen eilten den Hang hinunter und folgten dem Pfad, der in einen Wald aus hohen Buchen und knorrigen Eichen hinabführte.
Ein leichter Sommerregen plätscherte sanft auf die Blätter, während Max und David durch den Wald schlichen. Es kam ihnen so vor, als seien sie seit Stunden unterwegs. Sie hatten sich bemüht, schnell voranzukommen, waren jedoch gelegentlich stehen geblieben, um die Landschaft zu bewundern. Die Luft war rein und wohlriechend, und die Farben waren leuchtender als alles, was Max je gesehen hatte. Er fühlte sich, als sehe er Bäume und Gräser, Blumen und Wolken zum ersten Mal, wundersame Gestalten und Schattierungen, die nur so strotzten von Lebendigkeit und Kraft. Der festgestampfte Lehm des Weges machte sauberen Pflastersteinen Platz, und der Wald wich sanften Hügeln, auf deren kurz gemähten Weiden Herden weißer Schafe grasten.
Die Sonne schwebte direkt über ihnen, als sie den Gipfel eines Hügels erreichten, der mit Kirschblüten gekrönt war. Ein Kaninchen beobachtete sie auf den Hinterbeinen stehend und mit zuckenden Schnurrhaaren. Max beäugte es hungrig, woraufhin es flugs in seinem Bau verschwand.
»Was meinst du, wie weit es noch bis nach Sidh Rodrubân sein könnte?«, fragte Max und dachte an ein Abendessen.
»Keine Ahnung«, antwortete David. »Ist dir aufgefallen, wie trügerisch die Entfernungen sind? Oder vielleicht ist es die Zeit, die trügerisch ist. Ich weiß es nicht.«
Max sah auf seine Armbanduhr, deren Zeiger sich scheinbar willkürlich vorwärts und rückwärts bewegten. Er drehte sich um und versuchte, die Strecke abzuschätzen, die sie bereits zurückgelegt hatten; sein Blick wanderte nach Westen, wo ein silbriger Nebel sich in die Täler senkte.
Dort bot sich ihm ein Anblick, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: Auf einem Hügel stand die dunkle Gestalt.
Max stieß David abrupt zu Boden und drückte sich flach in das Gras abseits des Pfades.
»Was …«, stotterte David
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