Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
Spektakel.
Unter ihnen standen sich auf einer breiten Ebene, auf der die Straße sich abermals gabelte, zwei Armeen gegenüber. Rote und grüne Banner flatterten, Helme funkelten und lange Speere glitzerten in der Morgensonne. Beim dritten Schmettern des Horns begann eine erbitterte Schlacht. Es schien etwa eine Stunde zu vergehen, während der Max sprachlos und entsetzt beobachtete, wie Fußsoldaten niedergetrampelt, Pferde aufgespießt und Ritter geköpft wurden. Rufe und Schreie kamen von dem Feld, dessen grünes Gras zu blutrotem Schlamm aufgewühlt wurde.
Plötzlich erklang vom Schlachtfeld das Horn aufs Neue. Jene, die noch standen und Grün trugen, hoben siegreich die Waffen, während die in Rot zum Zeichen der Niederlage den Kopf senkten. Die Überlebenden einer jeden Armee formierten sich neu und marschierten auf gegenüberliegende Enden des Feldes zu. David zischte und zeigte
auf die Opfer des Gemetzels, die auf dem Schlachtfeld zwischen den Parteien zurückgeblieben waren.
»Sieh nur! Sieh dir an, was da geschieht!«
Das Schlachtfeld begann, sich zu kräuseln, als brodele unter der Mittagssonne ein Meer aus Maden. Erschlagene Ritter und Fußsoldaten erhoben sich langsam auf die Füße und griffen nach verlorenen Waffen, Gliedmaßen und Köpfen, während sie sich ihren Kameraden anschlossen. Sobald das Feld geräumt und die Reihen wiederhergestellt waren, erklang das Horn zum fünften und letzten Mal. Die rote Armee brach zu einem geordneten, stillen Rückzug über die linke Straße auf. Die siegreichen Soldaten der grünen Armee dagegen zogen jubelnd auf der Straße nach rechts und ließen dabei Schwerter und Speere auf ihre gewaltigen Schilde krachen. Bald waren sie zwischen zwei Hügeln verschwunden. Max und David folgten ihnen in einiger Entfernung, erklommen Höhen und huschten hinab durch von Bäumen gesäumte Täler, bis sich ihnen der wundersame Anblick Rodrubâns bot.
Erbaut aus weißem Stein auf einem breiten grünen Hügel, reckte die Burg sich hoch und gerade dem Himmel entgegen und ihre sieben Türme blitzten silbern im Sonnenlicht. Von den Mauern hingen die gleichen grünen Banner, die die Armee trug: eine weiße, auf ein jadegrünes Feld gestickte Sonne. Rinder- und Schafherden sprenkelten weiß umzäunte Weiden. Üppige Weizenfelder und Apfelgärten durchzogen das umliegende Tal, das von drei sich windenden Bächen bewässert wurde, die von fernen Hügeln hinabflossen. Die zurückkehrende Armee marschierte die gepflasterte Straße entlang und kam an Reihen strohgedeckter Hütten vorbei, bis sie eine lange Hängebrücke erreichte, die eine tiefe Kluft vor dem Burgtor überwand. Ein Horn erklang, die Zugbrücke wurde herabgelassen,
die Armee marschierte hinüber und verschwand in der Burg.
Max und David eilten ins Tal hinunter, wobei sie sich auf der Straße hielten und einen großen Bogen um die mit langen Hörnern bewehrten Bullen machten, die auf ihren Weiden lagen und schläfrig wiederkäuten. Als sie das erste der vielen Häuser erreichten, sahen sie den ersten Einwohner der Sidh. Es war eine Frau, die sie durch ihre offene Tür beobachten konnten. Sie saß an einem Webstuhl und webte mit schnellen, geschickten Bewegungen ein cremefarbenes Tuch. Die Frau hielt in der Arbeit inne und begegnete ihrem Blick. Dann erhob sie sich von ihrem Hocker, trat in die Tür und sah sie mit leuchtend grünen Augen an. Andere Gesichter erschienen in Fenstern und Türen, einige schön, andere reizlos, alle ruhig und alterslos. Das harte Klirren aus der Schmiede brach ab; Türen wurden aufgerissen, und schon bald war die Straße gesäumt von neugierigen Gesichtern.
»Entschuldigen Sie«, sprach David einen schmerbäuchigen Mann mit einer Schusterschürze an, »wer lebt in dieser Burg?«
Er bekam keine Antwort; der Mann starrte ihn nur an.
»Kennt irgendjemand Bryn McDaniels?«, rief Max und schaute vergeblich von Gesicht zu Gesicht.
»Lass uns gehen«, flüsterte David, während er an Max’ Ärmel zog. Die beiden eilten durch die Stadt, gefolgt von Städtern, die sich ihnen zu einer seltsamen, schweigenden Prozession anschlossen.
Als sie die Brücke erreichten, betrachteten Max und David die weißen Mauern, die über ihnen aufragten. Hoch oben umkreisten Raben die mit silbernen Spitzen gekrönten Türme; hin und wieder ließen sie sich fallen und stießen heisere Rufe aus. Die Städter versammelten sich in
einem breiten Halbkreis im Schatten von Apfelbäumen, deren Zweige schwer von Früchten
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