Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
holte einen Stapel Briefe hervor, die sie ihm in die Hand drückte. »Erinnerst du dich an die?«
Max nahm die Briefe und drehte sie um. Sie waren in seiner Handschrift an dieses Mädchen adressiert, abgestempelt im vergangenen Sommer. Er griff in einen der Umschläge, zog den Brief heraus und las ihn. Einige Sekunden später errötete er und seine Ohren begannen zu brennen.
»Das war der netteste Brief, den ich je erhalten habe«, seufzte das Mädchen. »Ich vermisse den Jungen, der ihn geschrieben hat.«
Max faltete den Brief schnell zusammen und stopfte ihn zurück in den Umschlag.
»Das verstehe ich nicht«, sagte er leise. »Ich erinnere mich nicht an dich, und ich erinnere mich nicht daran, das geschrieben zu haben.«
»Es ist etwas Seltsames passiert«, erwiderte Julie. »Im letzten Sommer träumte ich immer wieder und wieder denselben Traum. Ein kleiner blauhäutiger Mann mit Katzenaugen erschien mir und erzählte mir, dass schreckliche Dinge geschehen würden, wenn ich auch nur ein einziges Wort mit dir spräche. Er kam so oft, dass ich anfing, ihm zu glauben.«
»Sein Name ist Mr Sikes«, murmelte Max. »Du darfst niemals auf ihn hören, Julie. Er ist sehr böse.«
»Warum sollte er meine Träume besuchen?«, fragte sie. »Warum sollte er mich von dir fernhalten wollen?«
»Ich denke, er wollte, dass ich allein war«, antwortete Max und blickte auf die Briefe. »Ich denke, er wollte, dass ich mich ihm anvertraute – dass ich von ihm abhängig war. Das hat funktioniert. Es tut mir so leid, dass ich mich nicht an dich erinnere … mir tut überhaupt alles leid.« Max gab ihr die Briefe zurück.
»Ich erinnere mich an den Tag, an dem ich gehört habe, dass du und David verschwunden wärt«, sagte sie, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Niemand wusste, wohin ihr gegangen wart. Es gab so viele Gerüchte – dass die Wiccas euch geholt hätten, dass Cooper euch ermordet hätte. Anna Lundgren meinte sogar, ihr wäret zum Feind übergelaufen – ich wusste nicht, was ich glauben sollte. Und dann seid ihr zurückgekommen, und bevor ich mit dir reden konnte, bist du wieder verschwunden – auf der Kestrel davongesegelt. Ich glaubte, ich würde dich nie wiedersehen.«
Max dachte an das Schicksal, das David, Connor und seine Mutter widerfahren war.
»Vielleicht wäre das ganz gut so gewesen«, sagte er leise. »Ich trage die Schuld an all unseren Problemen.«
»Wie schrecklich, so etwas zu sagen, Max McDaniels«, protestierte Julie und legte eine Hand auf seine. »Du klingst wie Anna Lundgren und das ist unter deiner Würde. Du hast Größe … ich kann es spüren.« Sie tätschelte seinen Arm und ihr Atem war eine weiße Wolke in der Nachtluft. »Meine Familie ist im Sanktuarium – sie haben alle von dir gehört. Nach all den Geschichten und Gerüchten denkt mein Bruder jetzt, du seiest der wiedergeborene Achilles!«
Bei diesen letzten Worten zog Max eine Augenbraue hoch und sie lächelte.
»Wenn wir noch einmal von vorn beginnen müssen, dann werden wir das eben tun«, erklärte sie. »Ich bin Julie Teller. Freut mich, dich kennenzulernen.«
Sie beugte sich vor, drückte Max’ Arm und legte den Kopf an seine Schulter. Max schloss die Augen und lauschte den Glocken des Alten Tom, die mit ihren hohlen, besänftigenden Klängen Mitternacht läuteten. Fragen flatterten wie Phantome durch seinen Sinn. Als das letzte Läuten verklang, öffnete Max die Augen und blickte wieder aufs Meer hinaus.
Weit draußen auf dem Ozean, beinahe verloren inmitten der dünnen Nebelbänke, entdeckte Max ein unruhiges Licht. Es sah beinahe aus wie ein fernes Leuchtfeuer, aber Max hatte dort noch nie ein Leuchtfeuer gesehen. Er blinzelte und rieb sich die Augen. Ein weiteres winziges Licht erschien neben dem ersten. Und dann noch eines. Immer mehr Lichter tauchten aus der Finsternis auf, bis es den Anschein hatte, als seien Hunderte winzige Sterne vom Himmel gefallen und wie Diamanten auf den Horizont herabgeregnet. Max beobachtete sie schweigend und seltsam fasziniert, während sie funkelten und größer wurden. Der Mond kam hinter den Wolken hervor und hüllte das Meer in milchiges Leuchten. Was Max beobachtete, ließ sein Herz einen Schlag aussetzen. Langsam stand er auf.
»Julie«, murmelte er und zog sie hoch. »Lauf zurück zum Sanktuarium.«
Sie öffnete den Mund, um zu widersprechen, hielt jedoch inne, als sie Max’ Blick über das Meer folgte.
Hunderte von Schiffen kamen auf den Strand zugesegelt und
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