Schule für höhere Töchter
neun und elf Uhr gestorben. Der Beamte sagte Reed, natürlich könnte sie den Anfall früher erlitten haben, gestorben sei sie aber nicht wesentlich früher. Es gäbe keine Möglichkeit festzustellen, ob die Leiche nach dem Tod transportiert worden sei, aber nichts deute darauf hin.
Ein ausführliches Gespräch mit dem Arzt des Opfers war nun notwendiges war für den späteren Nachmittag vorgesehen. Aber es schien außer Frage, daß die Tote an einem schweren Herzfehler gelitten hatte und daß sie darüber hinaus ein extremer Hypochonder und ganz allgemein ein nervliches Wrack war. Könnten die Symptome bedeuten, daß sie über zwei bösartig aussehende Hunde zu Tode erschrocken war? Durchaus. Irgendwelche Hinweise auf Drogen, Alkohol et cetera? Sie hatte einen Drink zu sich genommen, wahrscheinlich vor dem Dinner, aber nicht genug, um sie betrunken zu machen. Sie hatte zwei oder drei Stunden vor ihrem Tod gegessen ; stellen Sie, wenn möglich, die genaue Uhrzeit fest. Wir arbeiten ebenfalls daran. Sie hatte auch einen Tranquilizer eingenommen, »Meprobamate«; nach Auskunft ihres Arztes nahm sie regelmäßig dieses Medikament; auf ihrem Badezimmerregal standen neben dem »Meprobamate« auch Schlaftabletten, aber davon hat sie vor ihrem Tod keine genommen. Der Tod muß relativ schnell eingetreten sein. Es stimmte also wirklich, daß sich jemand zu Tode erschrecken kann? Ja, wenn das Herz in entsprechendem Zustand ist und so weiter. Die Gerüchteküche hatte zu brodeln begonnen, aber wenn Reed mehr wissen wolle – solle er anrufen. Selbstverständlich würde er es als erster erfahren, falls die ergänzenden Untersuchungen oder die Rückfrage beim Arzt der Toten neue interessante Aspekte ergäben. Bis bald.
»Was uns auch nicht viel weiterbringt«, sagte Reed abends zu Miss Tyringham, die im Wohnzimmer der Amhearsts saß und an einem Brandy nippte. »Wenn Sie die Dinge richtig handhaben, wird, dessen bin ich ziemlich sicher, beschlossen werden, daß der Anblick der Hunde sie getötet hat. Wenn Sie Glück haben, wird es noch nicht einmal ein Verfahren geben, es sei denn, die Versicherungsgesellschaft spielt sich auf.«
»Warum sollte die Versicherungsgesellschaft sich aufspielen?«
»Die Jablons brauchen nur Schmerzensgeld in ausreichender Höhe von Ihnen zu fordern, und die Versicherungsgesellschaft wird versuchen zu beweisen, daß sie das Opfer irgendeiner infamen Verschwörung war. Werden die Jablons Sie verklagen?«
»Das bezweifle ich sehr. Ich habe nur kurz mit dem alten Mr. Jablon telefoniert, um ihm mein Beileid auszusprechen und mich nach Angelica zu erkundigen.«
»Wie geht es Angelica?« fragte Kate.
»Sehr schlecht, leider. Dies – noch zusätzlich zu dem Erlebnis mit ihrem Bruder – war zuviel. Sie ist offenbar depressiv und schweigsam, nachdem sie vorher hysterische Anfälle hatte. Man hat sie in die Klinik gebracht. Mr. Jablon wußte von den Hunden durch das Erlebnis seines Enkels und fand es ziemlich dumm von seiner Schwiegertochter, daß sie in die Schule gegangen ist. Von Klagen hat er nichts gesagt.«
»Er könnte irgendeinem Rechtsanwalt in die Hände fallen, dieser Fall birgt unendliche Möglichkeiten.«
»Ich bezweifle, daß ein Anwalt Mr. Jablon dazu bringen könnte, etwas zu tun, was er nicht will«, sagte Kate. »Aber man kann nicht wissen, was er für sein Recht hält. Er schien die Schule für Angelicas radikale Auffassungen verantwortlich machen zu wollen, und er könnte aus grundsätzlicher Empörung über das ›Antigone‹ - Seminar klagen, was ich allerdings nicht hoffe.«
Miss Tyringham lehnte sich in ihren Sessel zurück und drehte den Cognac-Schwenker in ihren Händen. »Ich möchte Ihnen eine Hypothese unterbreiten, aber antworten Sie erst, wenn ich damit zu Ende bin.« Die beiden nickten zustimmend.
»Angenommen«, sagte sie, »jeder, der mit der Sache befaßt ist, akzeptiert die Erklärung, die Sie gerade gegeben haben, daß nämlich Mrs. Jablon – aus Gründen, die wir nie erfahren werden, da sie tot ist – zur Schule gegangen ist, sich irgendwie Zugang verschafft hat, gegen Mitternacht plötzlich den beiden Dobermännern gegenüberstand und wegen ihres Herzfehlers einer Herzattacke erlag, die der extreme Schrecken ausgelöst hat. Mal angenommen – ich will nicht drumherum reden – wir könnten allen Einfluß des Theban geltend machen, der ist beträchtlich –, und einen solchen Beschluß erreichen. Der Fall wird fallengelassen, wegen der Hunde werden größere
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