Schule für höhere Töchter
das ist eine Mama oder ein Papa, den keiner auf Anhieb erkennt, so würden die sich wohl kaum das Namensschild von Mr. oder Mrs. Jones anstecken und riskieren, neben jemandem zu sitzen, der Mrs. beziehungsweise Mr. Jones ganz genau kennt. Ich hoffe, du kannst mir folgen.«
»Wie alle Arrangements im Theban ist es leichter zu handhaben als zu beschreiben; ich behaupte noch immer, daß, wenn sich jemand ein Namensschild macht, auf dem Mrs. Montmorency steht, sie niemand belästigen wird. Jeder wird annehmen, sie gehöre dazu. Das ist immerhin etwas, das man im Auge behalten sollte. Wir wollen mal davon ausgehen, daß Eindringlinge es nicht leicht hätten. Tut mir leid, wenn ich Sie unterbrochen habe, Mr. O’Hara, aber wir müssen alles klarstellen und in eine Reihenfolge bringen. Bitte fahren Sie fort.«
»Womit?« brummte Mr. O’Hara, und das Grollen in seiner Stimme erinnerte an Rose und Lily.
»An normalen Tagen ist es acht, an Versammlungstagen elf Uhr, und Sie schicken die Hunde los.«
»Ich habe nicht gesagt, daß ich sie um elf auf ihre Runden schicke. Ich habe gesagt, daß ich, wenn alle die Versammlung verlassen haben, die Stockwerke prüfe, in denen die Versammlungen stattgefunden haben. Dann bringe ich alles ein wenig in Ordnung, öffne die Türen und so. Dann fahre ich beide Aufzüge nach oben, und erst danach lasse ich die Hunde hinaus.«
»Wie ist das mit der Runde, die Sie durch das Gebäude machen, nachdem die Putzkolonne fertig ist, auf der Sie die Türen öffnen, und so weiter?« fragte Kate.
»Damit bin ich schon fertig, jeden Tag zur selben Zeit. Wenn eine Zusammenkunft stattfindet, lasse ich einen der Aufzüge unten, das ist alles. Mit dem bringe ich dann die Eltern nach oben und so.«
»Angenommen«, fragte Reed, »ein Elternteil oder jemand, der sich dafür ausgibt, schleicht sich nach oben und versteckt sich nach dem Treffen?«
»Die Hunde würden denjenigen finden. Dazu sind sie ja da. Wenn ich jede Nacht durch das Gebäude gehen müßte, würde ich ja die Hunde nicht brauchen, oder? Außerdem kann ich niemanden mit der Nase ausfindig machen, sie aber schon.«
»Jeden? Ohne Ausnahme?«
»Ja, verdammt noch mal, genau das habe ich doch allen immer wieder gesagt, der Polizei, der Schule, Miss Tyringham – alle stellen mir dieselbe blöde Frage. Wenn sich diese verrückte Dame im Gebäude versteckt hätte, hätten die Hunde sie gefunden. Sie war nicht hier.«
»Sie wurde hier gefunden«, sagte Reed.
»Verdammt noch mal, das weiß ich. Ich habe sie gefunden. Jemand hat ihre Leiche hier hingelegt, nachdem die Hunde fertig waren, entweder, als ich mit ihnen im Park war oder als sie schon wieder oben waren.«
»Mr. O’Hara, die Leichenstarre hatte bereits eingesetzt. Zu der Zeit, zu der Sie mit Ihren Hunden draußen waren, war sie schon steif wie eine Statue, wie ein Stück Marmor. Glauben Sie wirklich, jemand könnte morgens eine lebensgroße Statue in dieses Gebäude schleppen, ohne beim Hineingehen oder Herauskommen gesehen zu werden?«
»Sie haben es getan, das ist alles, was ich weiß. Man kann doch in der Leichenstarre die Gelenke brechen, oder? In der Armee…« Er wurde sich Kates Gegenwart bewußt und klappte den Mund zu.
»Das kann man, wenn auch schwerlich alle Gelenke. Egal wie, man hat es nicht getan. Das heißt, die Leiche war ganz eindeutig stocksteif.«
»Trotzdem, sie war nicht im Gebäude versteckt, sonst hätten die Hunde sie gefunden.«
»Wie Sie immer wieder betonen. Vielleicht war sie in einem großen Raum, dessen Tür geschlossen war.«
»Das hätten sie gemerkt. Sie hätten davor gewartet, bis ich gekommen wäre, nachdem das übliche Signal ausgeblieben war. Außerdem, wie hätten die Hunde sie zu Tode erschrecken können, wenn sie in einem verschlossenen Raum war? Warum versuchen Sie nicht mal, sich zu verstecken, und finden das raus?«
»Was soll ich versuchen?«
»Sich in einem Zimmer zu verstecken. Stellen Sie sich einfach hin und warten Sie ab, was passiert. Suchen Sie sich ein Versteck, in dem sie Sie nicht finden können. Ich werde wissen, wann die Hunde Sie gefunden haben und kommen. Wenn Sie ruhig stehenbleiben, tun die Hunde Ihnen nichts. Versuchen Sie es. Suchen Sie sich das netteste Plätzchen, das Sie finden können. Verdammt noch mal, diese Hunde sind so perfekt ausgebildet wie West-Point-Kadetten, und sie stellen keine Fragen.«
»Wie wissen Sie, wann die Hunde Mr. Amhearst gefunden haben?« fragte Kate nervös.
Mr. O’Hara fletschte
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