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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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reaktionär und alt und verknöchert er auch sein mag, das ist er wirklich, ich finde, er hatte recht. Er hätte, als der Vater gestorben war, das Sorgerecht für die Kinder auf keinen Fall bekommen, und er wußte, daß es tödlich gewesen wäre, sie der Mutter auf Gedeih und Verderb zu überlassen; also überredete er sie, bei ihm zu wohnen, und bestach sie mit viel Geld, das sie für Schuhe aus Krokodilleder und Mäntel aus Seehundsfell ausgab. Das allein hätte Angelica schon das Herz brechen können, wäre es nicht schon durch soviel anderes gebrochen gewesen – sie setzt sich nämlich sehr für die Erhaltung der Natur ein. Er hat wenigstens dafür gesorgt, daß seine Enkel gute Schulen besuchen und vernünftig aufwachsen – und das hat auch alles ziemlich gut funktioniert, bis zu diesem verdammten Krieg. Ich glaube, Angelica wußte, daß ihr Großvater das Richtige tat, auch wenn sie es als Kind vielleicht noch nicht ganz verstanden hat, und er war feinfühlig genug, nie etwas gegen ihre Mutter zu sagen; daher hatte Angelica auch keinen Loyalitätskonflikt, wie das Leute immer haben, wenn es um ihre Mütter geht. Als der alte Mann sich dann von den beiden abwandte, fing allerdings die Seh… hm, der Ärger an.«
    »Ich habe mit dem Großvater gesprochen und verstehe ein bißchen, was du meinst. Ich erwähne das, weil ich dich nicht ausquetschen will, ohne dir zu sagen, was ich weiß.«
    »Für jemanden Ihrer Generation versuchen Sie, ehrlich zu sein, obwohl wir alle der Meinung sind, daß Sie unmöglich so geradeheraus sein können, wie Sie offensichtlich sind.«
    Kate lachte. »Ich habe mich nicht getraut, Mr. Jablon zu fragen, warum er so sehr darauf besteht, daß sein Enkel in einen Krieg zieht, wenn doch sein Vater, Mr. Jablons Sohn, in einem Krieg gefallen ist.«
    »Angelica glaubt nicht daran, daß ihr Vater gefallen ist. Sie glaubt, er hat sich das Leben genommen.«
    »Mein liebes Kind, darüber gibt es doch sicher Unterlagen.«
    »Sie klingen wie Miss Tyringham. Im Bericht steht das so, o.k. Er ging den verlockenden Weg nach Korea und erschoß sich oder tat sonstwas Schlaues, das ihm das purpurne Herz oder die chartreusegrüne Niere einbrachte, oder was man sonst verliehen bekommt, wenn man beim Militär verwundet wird; außerdem war der Krieg schon vorbei, als er dort ankam, und ihm ging es nicht darum, Soldat zu spielen, sondern er wollte fort von seiner schrecklichen Frau und seinem dominierenden Vater.«
    »Meiner Meinung nach hätte es in der ganzen Geschichte nie einen Krieg gegeben, wenn die Männer nicht eine Ausrede gebraucht hätten, um von ihren Frauen wegzukommen.«
    »Glauben Sie das wirklich? Ich dachte, Sie mögen Frauen.«
    »Tu’ ich auch. Aber ich glaube nicht, daß ihre Attraktivität für einen Mann wächst, wenn sie sich in jeder Beziehung von ihm abhängig machen; es erhöht höchstens seine Schuldgefühle, wenn er sie verläßt, und ein Krieg ist da sehr hilfreich.«
    »Glauben Sie an Gruppenehen?«
    »Glauben? Ich weiß nicht einmal, was das ist.«
    »Nun, viele Menschen leben zusammen und wechseln die Partner, wie Fred Astaire in den guten, längst vergangenen Zeiten gesungen hat.«
    »Du mußt wirklich meinen Mann kennenlernen«, sagte Kate; wenn er denn überlebt, fügte sie für sich hinzu. »Das klingt ziemlich problematisch, wie ein Rudel Löwen, das nicht zusammenarbeiten muß, weil es keine Gazellen zu fangen gibt. Ich glaube an freie Beziehungen, aber ich glaube außerdem, daß jede Frau zur gemeinsamen Kasse beitragen und einen Job haben sollte. Klärt das die Frage meiner Aufrichtigkeit?«
    »Glauben Sie, es kann Komödien über Sex geben, wenn es keine Rituale mehr gibt – den Hof machen und all den Scheiß?«
    »Nun, weniger Rituale als jetzt kann es kaum geben, also wäre es einen Versuch wert. Ich spreche mit dir über Sex, wenn du mit mir über Matratzen sprichst, und wenn dir das Angebot unfair vorkommt, dann hast du recht, denn nur du kannst mir etwas über Matratzen erzählen, aber jeder, dich selbst in ein paar Jahren inbegriffen, kann dir etwas über Sex erzählen.«
    »Ehrliche Menschen handeln unredlicher als Lügner, weil sie einen entwaffnen. Somerset Maugham hat gesagt, man könnte eine Figur atemberaubend brillant erscheinen lassen, indem man sie einfach die Wahrheit sagen läßt. Haben Sie schon mal von Esalen gehört?«
    »Dieser Ort in Kalifornien, wo Drogensüchtige geheilt werden?«
    »Das ist Synanon. Esalen hat viele Techniken, und wir, das

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