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Schule für höhere Töchter

Schule für höhere Töchter

Titel: Schule für höhere Töchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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Jemand müßte zu Fuß heraufkommen, wissen, wo der Schlüssel für die Fahrstuhltür ist, und den Fahrstuhl runterfahren.«
    »Haben Sie den anderen Fahrstuhl – den, der nicht oben war – auch benutzt, um die Eltern und Lehrer wieder hinunterzufahren?«
    »Klar. Punkt Viertel nach zehn war ich oben und habe auf sie gewartet. Das hat Miss Tyringham so angeordnet.«
    »Angenommen, jemand wollte früher gehen?«
    »Der hätte zu Fuß gehen oder die Fahrstuhlklingel drücken müssen.«
    »Haben Sie im Fahrstuhl gesessen?«
    »Ich war in der Nähe.«
    »Was bedeutet ›in der Nähe‹? Waren Sie ständig im Gebäude, ständig im Parterre?«
    »Oder direkt vor der Eingangstür. Ein paar Chauffeure warteten dort auf die Eltern, und ich habe mich ein bißchen mit ihnen unterhalten. Meine Aufgabe ist es, den Eingang zu bewachen, nicht den Butler zu spielen.«
    »Bleiben die Fahrer der Eltern hier und warten auf sie?«
    »Manchmal. Meistens fahren sie weg und haben den Auftrag, um zehn zurück zu sein. Normalerweise kommen sie etwas früher zurück und stehen dann herum.«
    »O.k.«, sagte Reed. »Wissen Sie zufällig, welche Eltern mit Chauffeur kommen? Wenn nicht, kann ich das vermutlich auch von Miss Tyringham erfahren; die Chauffeure könnten etwas gesehen haben.«
    O’Hara kannte die Fahrer vom Sehen, und natürlich ihre Wagen, aber das war auch schon alles. »Ich gebe Ihnen nach Ihrem Anruf noch zehn Minuten«, sagte er und ging mit Lily und Rose zum Treppenhaus.
    »Übrigens«, sagte Reed, »wenn die Hunde von unten ein Geräusch hörten, würden sie dann ihre normale Runde unterbrechen und nachsehen?«
    »Natürlich. Sie finden denjenigen, egal wo. Dann bliebe eines der Routinesignale aus, und ich würde nachsehen; das kann natürlich etwas länger dauern.« Er verschwand im Treppenhaus.
    Reed lief die vielen Etagen hinunter bis zur Halle, unterwegs blieb er kurz stehen, drückte seine Zigarette aus und steckte den Stummel in die Tasche. Er knipste das Licht in der Halle an und sah sich um. Der Eingangsbereich, fast so breit wie ein Theaterfoyer, hatte an jeder Seite eine zweiflügelige Tür und führte zur eigentlichen Halle. Er entdeckte sofort hinter einer Glastür in der Halle das, wonach er gesucht hatte; die Tür führte zu einer Nottreppe, die vom Keller heraufführte. Er zündete sich eine neue Zigarette an und rief O’Hara an.
    »Wozu dient diese Karre?« fragte Reed, als O’Hara sich gemeldet hatte. »Die in der Halle unter einer Abdeckplane?«
    »Zum Transport von Geräten und so. Papiere, Bücher, eben alles. Wenn die Sachen geliefert worden sind.«
    »O.k.«, sagte Reed. »Ich gehe jetzt. Mit einer letzten Frage.« Und er stellte sie.
    Von der Telefonzelle an der Ecke rief er Kate an, um ihr zu sagen, daß er unbeschadet der Höhle der Löwen entronnen war. Es waren gut abgerichtete Löwen. »Ich weiß jetzt, was in der Schule passiert ist«, sagte er. »Aber ich weiß noch nicht, was zuvor passiert ist und wie sie dorthin gekommen ist. Rose und Lily lassen dich ganz lieb grüßen, so habe ich sie wenigstens verstanden. O’Hara hat offenbar überhaupt nicht an dich gedacht, zum Ausgleich habe ich die ganze Zeit nichts anderes getan. Hast du dich wirklich in deiner Zeit als wilde höhere Tochter zum Spaß an diese Ringe gehängt?«

Zehn
     
    A m nächsten Tag, einem Tag ohne Seminar, wachte Kate früh morgens auf in der unangenehmen Gewißheit, sich eine bestimmte Sache vorgenommen zu haben, an die sie sich nicht mehr erinnern konnte. Wahrscheinlich habe ich, wenn die Episode am Theban vorbei ist, die Fähigkeit verloren, morgens lange schlafen zu können, dachte sie unglücklich. Ich werde zu Reed in die Dusche gehen und alle Liedertexte von Cole Porter lernen müssen. Sie erzählte Reed, der gerade aufgestanden war, von dieser traurigen Aussicht. »Ausgezeichnet«, sagte der und verschwand ins Badezimmer, aus dem kurz darauf die Melodien aus ›Kiss Me, Kate‹ zu hören waren.
    Kate sammelte ihre Gedanken so weit, daß ihr erstens wieder einfiel, was sie tun wollte, und daß sie zweitens, was schwerer war, entscheiden konnte, wie sie es angehen sollte. Je länger sie darüber nachdachte, um so mehr schien ihr dieser Tag eine Unmenge von Gesprächen mit sich zu bringen; ehrlichen Gesprächen, hoffentlich; außerdem würde sie sich einfach umhören. Als erster Punkt auf ihrer recht umfangreichen Liste der Nachforschungen stand ein Anruf bei Miss Tyringham.
    Kate hatte gehört, daß Miss Tyringham

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