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Schulterwurf

Schulterwurf

Titel: Schulterwurf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlueter , Irene Margil
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Ich wäre fast abgestürzt!« Er legte seine ganze Wut
     in die Kraft seiner Arme und zog sich am Sims hoch.
    »’tschuldigung!«, raunte Ilka ihm zu.
    Jabali kam wieder hinter der Mülltonne hervor. Lennart und Linh atmeten tief durch. Und Michael sprang ins Haus.
    Wenige Minuten später riss er unten aufgeregt die Tür auf. »Schnell! Schnell!«
    Linh hatte das Gefühl, ihr blieb das Herz stehen. »Was ist?«
    »Der Großmeister!«, sagte Michael nur und rannte los.
    Linh folgte sofort. Im Wohnzimmer blieb sie abrupt stehen. Im Halbdunkel der verhängten Fenster erkannte sie Yamada Yuuto.
     An den Händen gefesselt
und mit einem Tuch vor dem Mund stand er in der Mitte des Raumes an der Säule, gerade so, als ob er sie innig umarmte. Jabali und Ilka rissen alle Vorhänge auf und öffneten
     die Fenster. Der Gestank war seit dem letzten Besuch noch schlimmer geworden. Das Chaos auch, fiel Ilka auf.
    Lennart zog sein Taschenmesser, das er meistens bei sich trug, und versuchte sofort die Fesseln des Meisters aufzuschneiden.
     Aber der Strick war zu stramm um die Handgelenke gewickelt. Lennart hatte Angst, den Großmeister beim Befreiungsversuch zu
     verletzen. Linh nahm ihm das Messer ab, das zwar nicht so scharf war wie ihr Bonsai-Werkzeug. Aber mit gewohnt ruhiger Hand,
     voller Konzentration und großer Vorsicht, gerade so, wie Linh ihre zartesten Bonsai-Bäume beschnitt, gelang es ihr, die Hände
     ihres Vorbildes und Meisters ohne Schnittwunden zu befreien.
    Zum Glück schien Yamada Yuuto auch ansonsten unverletzt. Ilka entknotete das Tuch um seinen Mund. Erleichtert atmete der alte
     Mann schwer aus.
    »Danke, Kinder«, schnaufte er. »Das habt ihr wirklich gut gemacht.« Er rieb sich die schmerzenden Handgelenke.
    »Was ist passiert? Wer hat sie hier einfach sostehen lassen?«, fragte Linh. Sie stellte sich vor, was passiert wäre, wenn sie nicht noch mal in dieses Haus gekommen wären.
     Vielleicht wäre der Großmeister dann an dieser Säule in den nächsten Tagen schlicht verdurstet.
    »Wasser!«, fiel ihr ein. Bittend schaute sie Lennart an, der sofort in die Küche flitzte.
    Jabali war schneller. Weil er eigentlich immer lief, hatte er auch so gut wie immer eine Wasserflasche dabei. Wie ein Westernheld
     seine Pistole zog Jabali blitzartig seine Wasserflasche hervor und reichte sie dem Meister.
    Linh hob einen der umgekippten Stühle auf und schob ihn direkt hinter den Meister. Mit einem langen Seufzer nahm Yamada Yuuto
     Platz. Erleichterung stand ihm ins bleiche Gesicht geschrieben. Dankend nahm er das Wasser und trank die Flasche fast in einem
     Zug leer.
    »Brauchen Sie noch etwas anderes?«, fragte Ilka besorgt und schaute dabei in ihr Notfalltäschchen, das sie am Gürtel trug.
     Verband, Pflaster, Wundgel oder Eisspray konnte sie jetzt nicht gebrauchen. »China-Öl vielleicht?«
    Ilka schaute Yamada Yuuto mit ihrem fürsorglichen Augenaufschlag an.
    »China-Öl ist immer gut«, unterstrich Linh Ilkas Angebot.
    Dem Meister huschte ein leises Lächeln über die spröden Lippen. »Nein, nein. Vielen Dank!«
    Langsam stieg auch wieder etwas Farbe in sein kalkweißes Gesicht.
    »Wer war das?«, wagte Linh ihre Frage zu wiederholen.
    »Vier Maskierte. Sie müssen mich beobachtet haben. Denn gerade als ich das Buch in diesem durchwühlten Chaos gefunden hatte,
     sind sie hier eingedrungen und haben mich . . .«, er drehte sich um und zeigte auf ein Netz in der Ecke, wie es die Fischer
     zum Fischfang verwenden, ». . . mit diesem Netz gefangen. Ich hab nicht aufgepasst, weil ich hier mit keinem Angriff gerechnet
     hatte. Ein grober Fehler. Einer hat das Buch sofort an sich gerissen und ist damit verschwunden. Die anderen haben mich gefesselt
     und sind ihm dann hinterher. Den Rest kennt ihr.«
    »Ein Buch? Etwa dieses seltsame Buch von Gustav Bruhn?«, fragte Lennart.
    »Ihr wisst davon?«, staunte Yuuto.
    Linh berichtete ihm kurz, was sie bisher herausgefunden hatten.
    Yuuto nickte mit traurigem Blick. »Es ist an der Zeit, euch in das Geheimnis dieses Buches einzuweihen. Vermutlich hätte ich
     es viel eher tun sollen.«
    Jabali und Michael setzten sich auf ein umgekipptes Regal, Ilka packte ihr Notfalltäschchen wieder ordentlich zusammen und
     setzte sich auf den Fußboden vor Jabali, sodass sie sich an seine Beine anlehnen konnte. Lennart hockte auf einem umgestülpten
     Papierkorb und Linh im Judo-Sitz auf dem Sofa. Alle waren gespannt, welches Geheimnis der Meister jetzt enthüllen würde.

Yuutos

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