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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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jedoch irgendwie missgestaltet wirkte. Inmitten des chaotischen Gewirrs aus Tentakeln waren unzählige Augen und Mäuler zu erkennen, zu viele für ein einzelnes Lebewesen.
    »Donald, jetzt sag doch etwas! Du machst mir Angst.«
    Doch Donald Wilkins konnte nicht antworten. Sein Gehirn war vollständig damit ausgelastet, eine Tatsache zu verarbeiten, die sich mit dem gesunden Menschenverstand unmöglich erklären ließ.
    Er kannte diese sternköpfigen Wesen. Er hatte sie mit eigenen Augen gesehen, war ihnen näher gekommen, als es ihm oder sonst einem lebenden Menschen lieb sein konnte. Und um ein Haar hätte er sich selbst in eines von ihnen verwandelt.
    Es waren die Diener der außerirdischen Rasse, deren Saat vor hundert Millionen Jahren in der Antarktis gekeimt war!

7
     
    CILACAP, 24. SEPTEMBER 2013
     
    »Hallo? Hallo? Ist jemand zu Hause?«
    Hartnäckig donnerte Beccas Faust gegen das Milchglas im oberen Drittel der Tür. Henry, der sie von der Seite beobachtete, konnte nicht anders, er musste grinsen. Wenn dieses Mädchen sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann war sie so schnell nicht wieder davon abzubringen, so viel stand fest.
    Obwohl Becca die Landessprache nur gebrochen beherrschte, hatte sie die beiden Indonesier vor dem Tauchladen ohne Zögern angesprochen und sich nach den Wracktauchern erkundigt, über die sie sich unterhalten hatten. Die Männer waren zunächst etwas verschlossen gewesen, hatten dann aber bereitwillig Auskunft gegeben. Becca und Henry erfuhren, dass die Schatzsucher das U-Boot nicht beim Tauchen entdeckt hatten, sondern mit einer Art ferngesteuerter Kamera. Zwar erinnerte sich der Kerl mit dem Pferdeschwanz nicht mehr an ihre Namen, dafür wusste er, dass die beiden ein kleines Unternehmen am Hafen betrieben. Er beschrieb Becca, wo es sich befand.
    Kaum eine Viertelstunde später standen sie und Henry vor einem betagten Wellblechbau direkt am Wasser. Über einem geschlossenen Rolltor mit abblätterndem Lack, breit genug für einen Lkw, hing ein Schild mit zweifacher Beschriftung, einmal in Englisch, einmal in der Landessprache.
     
    I RVING & R UDD , T AUCHGÄNGE ALLER A RT
    L OKALISIERUNG & B ERGUNG GESUNKENER W ASSERFAHRZEUGE
     
    Ein Stück weiter gab es eine stählerne Tür mit Milchglaseinsatz. Becca probierte den Knauf, aber es war abgeschlossen. Sofort begann sie, mit der Faust gegen das Glas zu hämmern. Was sie mittlerweile seit gut fünf Minuten tat.
    »Gib’s auf. Es ist niemand da.« Nur mit Mühe unterdrückte Henry ein Gähnen. Der Tag war lang und ereignisreich gewesen, und nachdem Becca beschlossen hatte, dass die angekündigten Weltklasse-Burger fürs Erste warten mussten, hatte sich Henry im Vorbeigehen an einer Imbissbude ein fettiges Sandwich gegönnt, das ihm nun wie ein Stein im Magen lag. Zu gerne hätte er sich auf einer der Bänke am Hafenkai niedergelassen und ein wenig gedöst. Aber daran war nicht zu denken, solange Becca auf Abenteuer aus war. Ganz davon abgesehen, dass ihn die Geschichte um die mysteriöse U-Boot-Entdeckung ebenfalls interessierte.
    »Warte noch«, beharrte Becca. »Ich bin sicher, dass sich hinter einer der Gardinen im ersten Stock gerade etwas bewegt hat.«
    Henry reckte den Hals, doch das Einzige, was er sah, war eine Reihe schmaler, dreckiger Fenster, deren blickdichte Stoffvorhänge ohne Ausnahme zugezogen waren. Niemand war zu sehen, nichts regte sich.
    »Du musst dich getäuscht haben. Hier ist …«
    Da ertönte das Klackern eines Sicherheitsriegels, einen Moment später wurde die Stahltür schwungvoll nach innen aufgerissen.
    Ein schlanker, blonder Mann erschien in der Öffnung, eine Bierdose in der Hand. Sein Gesicht wirkte verzerrt, beinahe manisch.
    »Was zum …?« Er starrte Becca und Henry einen Moment lang an, dann schüttelte er wütend den Kopf. »Könnt ihr nicht lesen? Wir haben geschlossen!« Mit der Bierdose deutete er auf die Außenseite der Tür.
    Becca quittierte die Geste des Mannes mit einem freundlichen Lächeln. »Es tut uns leid, aber an Ihrer Tür steht nichts dergleichen.«
    Der Blonde glotzte verwirrt an die Tür, die tatsächlich mit keinem Wort verriet, dass der Betrieb geschlossen sein könnte.
    »Robbie?«, brüllte er über die Schulter ins Innere des Gebäudes. »Wo ist das verdammte Schild? Dein Dad hat dir doch schon vor Tagen gesagt, du sollst es raushängen!«
    Henry betrachtete den Mann aufmerksam. Sein gestreiftes T-Shirt war von häufigem Waschen und viel Sonne ausgeblichen, die

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