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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Beruhigendes. Henry spürte, wie eine bleierne Müdigkeit ihn übermannte. Er streckte sich auf der harten Pritsche aus, um sich ebenfalls eine Mütze Schlaf zu genehmigen. Da ertönte vor der Tür unvermittelt ein leises Klimpern.
    Abrupt richtete sich Henry wieder auf. Auf dem Flur waren keine Schritte zu hören gewesen. Er bezweifelte, dass der schwere Artur in der Lage war, sich so lautlos fortzubewegen.
    Ein Schlüssel drehte sich im Schloss.
    Nun wurden auch Henrys Vater und McKenzie aufmerksam. Neugierig richteten sie ihre Blicke auf die Tür.
    Als diese sich wenige Augenblicke später öffnete, hob nicht nur Henry überrascht die Brauen.
    Im Türrahmen stand Dr. Susann Dettweiler.

26
     
    UNTERWASSERHABITAT NEUSCHWABENLAND,
    27. SEPTEMBER 2013
     
    »Dr. Wilkins? Donald Wilkins aus Toronto?« Als Henrys Vater nickte, trat die Wissenschaftlerin in die Zelle. Die Tür lehnte sie hinter sich an, ohne das Schloss einrasten zu lassen. »Ich habe mich also nicht getäuscht. Mein Name ist Susann Dettweiler.«
    »Ich weiß«, erwiderte Dr. Wilkins. Als sie fragend die Brauen hob, fügte er hinzu: »Die Verleihung des Jefferson im vergangenen Jahr. Aber woher wissen Sie, wer ich bin?«
    Sie schien einen Augenblick überlegen zu müssen, wo sie beginnen sollte. McKenzie hatte sich in der Zwischenzeit von seinem Stuhl erhoben und näherte sich der Frau unauffällig.
    »Was immer Sie vorhaben, lassen Sie es bleiben.« Susann Dettweiler schüttelte den Kopf. »Draußen steht ein bewaffneter Wächter. Der Mann dürfte zwar nicht so darauf versessen sein wie Kroll, anderen Schmerzen zuzufügen, aber er wird nicht zögern, Sie niederzuschießen, wenn Sie zu fliehen versuchen.«
    »Kroll?« McKenzie blieb stehen. »Sie meinen dieses blonde Riesenbaby?«
    »Artur Kroll, ein ehemaliger Schwergewichtsboxer aus Ostdeutschland und Professor Hauschildts rechte Hand«, bestätigte die Wissenschaftlerin. »Ein gefährlicher Mann. Während seiner aktiven Zeit als Sportler wurde er ›der Bär von Bebra‹ genannt.« Sie seufzte leise. »Kroll hält den fragwürdigen Rekord, während seiner Karriere die meisten Gegner im Ring zu Tode geprügelt zu haben – den letzten noch, nachdem der Ringrichter den Kampf längst abgebrochen hatte. Er musste dem Boxsport daraufhin den Rücken kehren. Nach allem, was man sich hier erzählt, verdiente er sich anschließend als Leibwächter und Auftragsschläger in der Berliner Halbwelt seine Brötchen. Dort muss ihn der Professor aufgegabelt haben.«
    »Wo ist Kroll jetzt?«, wollte McKenzie wissen.
    »Er assistiert dem Professor bei der Einweisung der Taucher, die heute Nacht die U-196 öffnen sollen.«
    »Heute Nacht?«, wiederholte Henrys Vater erschrocken.
    Susann Dettweiler nickte. »Eine gewisse Eile ist durchaus angebracht. Seismische Messungen haben ergeben, dass es vor elf Tagen in diesem Bereich zu tektonischen Aktivitäten des Meeresbodens gekommen ist. Professor Hauschildt hat Angst, dass das U-Boot bei einem Nachbeben beschädigt werden oder tiefer in die Unterwasserschlucht rutschen könnte.« Die Wissenschaftlerin wandte sich wieder an Henrys Vater. »Auf der Reise hierher habe ich mich im Internet ein wenig über Java schlaugemacht. Dabei entdeckte ich auf einer wissenschaftlichen Website einen Bericht über Ihre Expedition. Das dort abgebildete Foto von Ihnen muss allerdings schon älter gewesen sein, deswegen habe ich Sie nicht gleich erkannt, als ich Ihnen vorhin das Essen brachte.«
    Dr. Wilkins winkte ab.
    »Nachdem ich mir sicher war, dass Sie es sind, habe ich ein wenig recherchiert – wissenschaftliche Netzwerke angezapft und so weiter. Ihr Renommee ist ausgezeichnet, Sie sind ein angesehener Wissenschaftler.« Sie zögerte. »Umso schwerer fällt es mir zu glauben, was der Professor uns über Sie erzählt hat und warum er Sie hier hinter Schloss und Riegel halten müsse.«
    »So?« Henrys Vater verengte die Augen. »Und das wäre?«
    »Er sagte, Sie und Ihre Mitarbeiter hätten versucht, seine Arbeit am U-Boot-Wrack zu sabotieren. Die Walküre, einer von zwei Unterwasserscootern an Bord von Neuschwabenland, wurde angeblich beim Kontakt mit Ihrem Tauchboot schwer beschädigt. Bei der anschließenden Unterredung wären Sie dann gewalttätig geworden. Er hätte sich gezwungen gesehen, Sie wegzusperren.«
    McKenzie stieß ein höhnisches Schnauben aus und berührte instinktiv seine Beule.
    Henrys Vater schüttelte den Kopf. »Sie müssen uns glauben, Dr. Dettweiler: Diese ganze

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