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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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fest.«
    Es fiel Henry nicht leicht, sich die Kräfte vorzustellen, die beim Abrutschen des stählernen Giganten gewirkt haben mussten, die Wucht, mit der die U-196 in dem engen Felsspalt aufgetroffen war. Doch alles deutete darauf hin, dass es sich genau so abgespielt hatte – und das U-Boot nunmehr unverrückbar darin festsaß.
    McKenzie runzelte erneut die Stirn. »Und was hat die ganze Sache mit dem zu tun, was wir durch die Fenster des U-Boots gesehen haben? Mit den schwammigen Schemen, die Irving und Rudd für ein Gesicht hielten?«
    »Ich habe auch ein Gesicht gesehen«, beharrte Becca.
    »Dafür gibt es ebenfalls eine Erklärung«, behauptete Henrys Vater. »Wenn der Rumpf der U-196 in der unteren Hälfte beschädigt wurde, könnte die Kreatur einzelne Gliedmaßen durch das Leck im Boden geschoben haben.«
    McKenzies Augen weiteten sich. »Willst du damit andeuten, da tastet möglicherweise ein überdimensionierter Oktopus im Innern des U-Boots herum?«
    »Wenn ich die Reliefabbildungen richtig deute, trifft es die Bezeichnung ›Oktopus‹ nicht im Entferntesten«, wandte Dr. Willems mit Grabesstimme ein.
    »Wenn es dieses Wesen nicht schafft, das verkeilte U-Boot aus dem Spalt zu drücken, sucht es doch sicher nach einem anderen Weg, sein Gefängnis zu verlassen«, überlegte Henry laut. »Durch das U-Boot zum Beispiel.«
    »Dann kann es aber nicht so gigantisch und furchterregend sein, wie ihr behauptet.« Becca machte ein skeptisches Gesicht. »Ich meine, wenn es sich durch ein popeliges Loch in der Bordwand quetschen kann …«
    »Vorsicht mit solchen Schlüssen, Kind.« Dr. McKenzie wiegte nachdenklich den Kopf. »Wenn das Biest physiognomisch auch nur ansatzweise etwas mit Cephalopoden gemein hat, wie wir sie auf der Erde kennen, könnte es seinen Leib durch eine Öffnung quetschen, die in Relation zu seiner eigentlichen Körpergröße verschwindend klein ist. In Laborversuchen hat man gemeine Oktopusse mit Ködern dazu gebracht, durch Löcher in Glasplatten zu kriechen, die um ein Zweihundertfaches kleiner waren als ihr Körpervolumen.«
    »Dann würde ein Leck von wenigen Quadratmetern ausreichen, um einen wahren Giganten in die Freiheit zu entlassen.« Henry wurde abwechselnd heiß und kalt, als er diese Überlegung aussprach.
    »Wie ich schon sagte, scheint es sich bei diesen Kreaturen um weitaus mehr gehandelt zu haben als um primitive Kopffüßer«, wiederholte Dr. Wilkins mit belegter Stimme. »Die Reliefs beschreiben, wie sie ohne große Anstrengung ganze Landstriche entvölkerten. Horden von Frühmenschen spazierten geradewegs in ihre Mäuler, hypnotisiert oder anderweitig beeinflusst durch Kräfte, die wir uns nicht vorstellen können.« Ihn schauderte sichtlich, als ihm noch etwas einfiel. »Darüber hinaus könnten sie über mutagene Fähigkeiten verfügen, ähnlich wie die Substanz, auf die wir am Südpol stießen. Irgendwoher müssen schließlich die fischköpfigen Geschöpfe gekommen sein, von denen sie sich anbeten ließen. Ein Produkt der irdischen Evolution waren sie jedenfalls nicht.« Er bettete sein Gesicht in die Handflächen, und für einen kurzen Augenblick befürchtete Henry, er könnte aus lauter Verzweiflung zu weinen beginnen.
    »Nicht auszudenken, was geschehen könnte, wenn es diesem Wesen gelänge, an die Oberfläche zu gelangen«, murmelte er zwischen seinen Fingern hindurch. »Der Tod von Millionen unschuldiger Menschen wäre die unausweichliche Folge … möglicherweise der Untergang der gesamten menschlichen Zivilisation.«
    »Allmächtiger!« Beccas Gesicht wurde blass. »Glauben Sie, Professor Hauschildt weiß über all das Bescheid?«
    Henrys Vater schüttelte den Kopf. »Wir haben die Kammer mit den Inschriften ja gerade erst entdeckt.«
    »Aber was hofft er dann im Innern der U-196 vorzufinden?«, wollte McKenzie wissen.
    »Ich habe komische Bücher auf Hauschildts Schreibtisch liegen sehen«, erinnerte sich Henry. »Sie schienen in Deutsch geschrieben zu sein und sahen ziemlich alt aus …«
    Vor der Tür erklang das Stakkato schwerer Stiefelabsätze. Es kam rasch näher, Sekunden später klirrte ein Schlüssel im Schloss.
    Die Tür öffnete sich, und der platinblonde Artur tauchte in der Öffnung auf, wie gewohnt mit einer automatischen Waffe im Anschlag. Er vergewisserte sich, dass die Zelleninsassen in ausreichendem Abstand zur Tür saßen, dann trat er mit einem Grunzen beiseite.
    Eine Frau in weißem Laborkittel erschien im Türrahmen. Sie trug eine

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