Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
Vom Netzwerk:
Dettweiler nach einem erneuten Kontrollblick zur Tür fort. »Zuallererst wies er uns auf die Verschwiegenheitsklauseln in unseren Verträgen hin und kündigte an, unsere wissenschaftliche Karriere mit allen Mitteln zu zerstören, sollte auch nur ein Wort über das, was er uns anvertrauen wollte, an die Öffentlichkeit dringen.«
    »Geld und Drohungen. Genau wie bei Robbies Vater«, warf Henry ein.
    »Er berichtete uns vom Fund eines U-Boots aus dem Zweiten Weltkrieg, das im Sundagürtel gesunken sei, erläuterte uns die Geschichte der U-196 und die Bedeutung ihrer Missionen damals. Dann wechselte er wie nebenbei das Thema und referierte eine geschlagene Stunde über esoterische Geheimbünde zur Zeit des Dritten Reiches.«
    »Geheimbünde?«, wiederholte Becca.
    »Die Hinwendung zu Okkultismus und Mystik war in Deutschland seit den Neunzehnhundertzwanzigerjahren sehr verbreitet«, bestätigte die Wissenschaftlerin.
    Henrys Vater nickte. »Die wissenschaftlichen Durchbrüche der damaligen Zeit, darunter die Relativitätstheorie, veränderten das Weltbild der Menschen stark. Vieles war für den Normalbürger auf einmal fremd, nicht mehr fassbar. In diesem Klima florierten pseudowissenschaftliche Strömungen, mit denen die Leute ihre Verständnislücken zu stopfen versuchten.«
    »Man sagt, Adolf Hitler höchstpersönlich hätte eine umfangreiche Bibliothek mit okkulten Büchern besessen«, erinnerte sich McKenzie. »Und sein stellvertretender Parteichef Rudolf Hess hatte angeblich einen ausgeprägten Hang zur Astrologie.«
    »Hauschildt erzählte uns von der Thule-Gesellschaft«, ergriff Susann Dettweiler wieder das Wort, »deren Mitglieder im Himalaja nach einer Stadt namens Shamballah suchten in dem Glauben, dort auf Meister der schwarzen Magie zu treffen, die gemeinsam mit ihnen etwas herbeiführen sollten, das sie ›die große Zeitwende‹ nannten. Und von der Vril-Gesellschaft, die sich der Erforschung übernatürlicher Energien verschrieben hatte, um mit ihr innovative neue Fluggeräte zu betreiben.« Die Genetikerin seufzte. »All das war durchaus interessant und fundiert vorgetragen. Das Dritte Reich ist Hauschildts Domäne, es dürfte nicht viele Historiker geben, die sich auf diesem Gebiet mit ihm messen können. Dennoch begannen wir uns nach einer Weile zu fragen, worauf der Professor eigentlich hinauswollte. Da schlug er einen Bogen und kam erneut auf das U-Boot zu sprechen, genauer: auf Oberleutnant zur See Werner Striegler, den letzten Kommandanten der U-196.«
    »Striegler?« Henry runzelte die Stirn. »Diesen Namen hat Hauschildt vorhin auch erwähnt.«
    »Striegler war Mitglied einer streng geheimen Loge, die sich aus höchsten Nazikreisen rekrutierte. Der ›Orden des ewigen Lichts‹, wie die Vereinigung sich nannte, hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Prozess des physischen Alterns aufzuhalten, das Leben mithilfe obskurer Methoden zu verlängern. Ihr Ziel war ein Zustand annähernder Unsterblichkeit.«
    »Der alte Traum!« McKenzie verzog abfällig das Gesicht.
    »Wie gesagt, zur Zeit des Dritten Reiches waren ›wissenschaftliche‹ Forschungen wie diese an der Tagesordnung«, rief ihm Dr. Dettweiler ins Gedächtnis. »Werner Striegler, so erfuhren wir, war vor seiner Versetzung auf die U-196 Ordensführer dieser Vereinigung gewesen. Er war wie besessen von ihrer Forschung und unternahm aufwendige, zum Teil gefährliche Experimente.« Die Genetikerin geriet ins Stocken. Ihrer verkrampften Miene war anzusehen, dass es ihr nicht leichtfiel fortzufahren. »Es bereitete Professor Hauschildt sichtliches Vergnügen, uns diese Versuche zu beschreiben. Er zeigte uns Fotos von einigen der grotesken Rituale … eine Mischung aus finsterstem Aberglauben und realen medizinischen Erkenntnissen der damaligen Zeit. Vieles war schlicht und ergreifend albern, anderes abscheulich.« Sie schloss die Augen. »Die Bilder der jüdischen Kinder, die man in einer unterirdischen Krypta sogenannten ›Ewigkeitsstrahlen‹ aussetzte, einer Kombination aus ultrakurzen elektromagnetischen Wellen und schwach dosierter Radioaktivität, werde ich wahrscheinlich mein Leben lang nicht mehr vergessen.«
    »Ich begreife immer noch nicht, wieso Hauschildt Ihnen all das erzählte«, wunderte sich Henrys Vater.
    »Und ich frage mich, wieso Sie den ganzen Quatsch stillschweigend über sich ergehen ließen«, brummte McKenzie.
    Susann Dettweiler strich sich fahrig mit der Hand über die Stirn. »Was uns bei der Stange hielt, war, dass

Weitere Kostenlose Bücher