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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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ihm und Dr. Lamont auf dem Boden schleiften. Es war, als schleppten sie einen übergroßen, schlecht zu greifenden Sack Mehl.
    »Geht’s?«, erkundigte sich Boris Golitzin von der Seite.
    »Muss«, erwiderte Henry grimmig und stolperte vorwärts.
    Im Korridor hatte der Russe kurz erwogen, den Verursachern des unheimlichen Heulens mit Waffengewalt entgegenzutreten. Eileen gab jedoch zu bedenken, dass nicht einmal eine Truppe kampferprobter, bis an die Zähne bewaffneter Soldaten ein ernst zu nehmender Gegner für diese Bestien gewesen sei. Daraufhin entschlossen sie sich zur Flucht.
    Sie folgten dem Korridor, begleitet von dem gellenden Kreischen, das mit jeder Sekunde lauter zu werden schien, bis sie zum zweiten Mal die lang gestreckte Halle mit der spitz zulaufenden Decke erreichten.
    »Gray«, rief Golitzin über die Schulter, während sie quer durch die Halle rannten und im Eiltempo auf die Tunnelöffnung am anderen Ende zuhielten. »Können Sie schon etwas von unseren Verfolgern sehen?«
    Morten Gray, der am Schluss der Gruppe lief, richtete den Strahl seiner Lampe auf die Mündung des Korridors, aus dem sie gerade gekommen waren. »Nichts!« Keuchend schloss er zu ihnen auf. »Entweder sind die Biester noch zu weit entfernt, oder sie wollen sich uns vorläufig nicht zeigen.«
    »Wie viele sind es?«, wollte Professor Albrecht wissen.
    »Schwer zu sagen.« Gray hatte seine Flinte vom Rücken genommen und hielt sie beim Laufen mit beiden Händen gepackt. »Dem Getöse nach ist es jedenfalls mehr als einer. Wie viele, das wissen nur die Götter!«
    »Hier entlang!« Eileen hatte die gegenüberliegende Tunnelmündung erreicht und leuchtete hinein.
    Der dahinterliegende Gang führte steil abwärts.
    »Aber … dieser Weg führt nach unten«, stieß Henry heiser hervor. »Tiefer ins Labyrinth!«
    »Wir haben keine Wahl. Es ist der einzige Ausgang aus diesem Gewölbe.« Ihre MP im Anschlag, sprang Eileen durch die Öffnung.
    Der Korridor dahinter ähnelte den vorherigen: schwarzes, wie poliert wirkendes Gestein, gemeißelte Friese an den Wänden. Er beschrieb eine sanfte Linkskurve, während er sich immer weiter in die Tiefe fraß.
    An Henrys Seite brach Dr. Lamont in einen keuchenden Hustenanfall aus. Die Anstrengung, einen ausgewachsenen Mann zu tragen, ging auch an dem Mediziner nicht spurlos vorüber.
    Sofort war Golitzin bei ihm. Mit einer hastigen Geste wies er sie beide an, Henrys Vater auf den Boden zu legen. Dann drängte er Lamont zur Seite, schulterte seine MP und packte Donald Wilkins unter den Achseln. »Ich übernehme! Mit meinem verletzten Bein kann ich vielleicht nicht schnell laufen, aber ich habe mehr Kraft in den Schultern als Sie, Doktor. Henry, wenn du noch kannst, pack ihn unter den Kniekehlen.«
    Henry tat wie geheißen, und weiter ging es. Jetzt, da die Beine seines Vaters nicht mehr über den Boden schleiften, kamen sie deutlich schneller voran. Zum ersten Mal seit Beginn ihrer überstürzten Flucht machte Henry sich Hoffnungen, dass sie die unheimlichen Verfolger vielleicht abhängen konnten.
    In diesem Augenblick wurde das winselnde Geheul hinter ihnen um ein Vielfaches lauter. Zugleich klang es mit einem Mal irgendwie hallender, als würde es von einem riesigen Megafon verstärkt.
    »Sie haben die Halle erreicht«, keuchte Eileen. »Das heißt, sie sind nur noch zweihundert Meter hinter uns!«
    Mit der Kraft der Verzweiflung steigerten sie ihr Tempo abermals.
    Henrys Lungen brannten wie Feuer, seine Schultern schmerzten, als würden die Gelenke bei jedem Schritt ein Stückchen weiter aus den Pfannen gezerrt. Aber er lief weiter.
    Der Tunnel mündete in eine breite Passage, die sich schnurgerade in die Ferne erstreckte. Die Decke wurde von zwei Reihen mächtiger schwarzer Säulen getragen, zwischen denen die dunklen Mäuler unzähliger Seitenstollen gähnten.
    Ohne lange zu überlegen, rannten sie los.
    Längst keuchte und hustete jeder in der Gruppe ganz erbärmlich. Als das Licht von Henrys Helmlampe auf Golitzins Gesicht fiel, nahm er besorgt zur Kenntnis, dass es vor Schmerzen verzerrt war. Aber der bärtige Russe dachte gar nicht daran aufzugeben. Mit unvermindertem Tempo humpelte er weiter.
    Sie hatten vielleicht zweihundertfünfzig Meter zurückgelegt, als Motten Gray, der erneut das Schlusslicht bildete, einen erstickten Schrei ausstieß.
    Sekunden später tauchte er neben Henry auf, die Augen panisch aufgerissen, das Gesicht bleich vor Schreck. Er sah aus, als wäre der Teufel

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