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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Es schien, als wäre dieser Hohlraum nicht künstlich geschaffen, sondern auf natürlichem Wege entstanden, etwa durch lange zurückliegende vulkanische Aktivitäten.
    In der Mitte der Höhle befand sich ein hüfthoher Wall aus Felsen und Trümmerbrocken. Er wirkte nicht natürlich, sondern schien erst kürzlich errichtet worden zu sein. Die halbrunde Form erweckte den Eindruck, als habe jemand eine ganz bestimmte Absicht damit verfolgt.
    Starke Lichtstrahlen durchschnitten das Zwielicht. Eileen, der Professor und Morten Gray marschierten mit gezückten Taschenlampen auf den Wall zu und umrundeten ihn.
    Auf der anderen Seite blieb Eileen wie angewurzelt stehen und schlug entsetzt eine Hand vor den Mund.
    »Großer Gott!«
    »Sapper …«, hauchte Professor Albrecht. Dass er nicht einmal bis -lot kam, war kein gutes Zeichen, fand Henry. Er schob seinem Vater einen Rucksack unter den Kopf und erhob sich.
    Die ersten Schritte torkelte er wie ein Betrunkener, hatte Probleme, auf seinen gummiartigen Beinen das Gleichgewicht zu halten. Verbissen steckte er sich zwei weitere Dextrosetäfelchen in den Mund und stolperte weiter.
    Als er neben Eileen ankam, legte diese schützend einen Arm um seine Schulter und versuchte, ihn von dem fortzudrängen, was sich hinter dem Steinwall befand. Doch Henry wehrte sich. Sekunden später erfasste seine Helmlampe, was Eileen und die anderen entdeckt hatten.
    Er erstarrte.
    Der Boden hinter dem steinernen Halbrund war ein See aus geronnenem Blut. Inmitten der unregelmäßig geformten schwarzen Fläche lagen, grotesk verrenkt und kaum mehr als solche zu erkennen, fünf menschliche Leichen.

33
     
    IM TUNNELSYSTEM, 18. APRIL 2013
     
    Die Toten trugen Militärkleidung – oder das, was noch davon übrig war. Der gefutterte Stoff hing in Fetzen an ihren blutüberströmten Leibern. Nur an der Schulter eines Einzigen war genügend Stoff erhalten geblieben, um das gezackte S-Logo der Spyker Corporation erkennen zu lassen.
    Kaum einer der Männer verfugte noch über sämtliche Gliedmaßen. Einem waren beide Arme an den Schultergelenken ausgerissen worden, einem fehlte das linke Bein unterhalb des Knies, zwei anderen Hände beziehungsweise Füße. Die fehlenden Körperteile lagen achtlos hingeworfen zwischen Geröll, Rucksäcken und Bergen leerer Projektilhülsen am Boden.
    Die meisten Körper wiesen darüber hinaus weitere Verwundungen auf. Henry sah einen Brustkorb, aus dem geborstene Rippenbögen hervorstanden wie krumme weiße Finger. Einem anderen Mann hing die Kehle in Fetzen, einem dritten fehlte der halbe Hinterkopf. Weiße, an Hirsebrei erinnernde Masse war aus der unregelmäßig gezackten Öffnung gequollen.
    Henry spürte, wie sich sein Magen hob. Rasch wandte er sich ab. Doch auch als er die Leichen nur noch aus den Augenwinkeln erkennen konnte, unförmige Schemen im grauen Dämmerlicht, wollte der Schock nicht weichen.
    »Allmächtiger«, murmelte Dr. Lamont, der ebenfalls hinzugetreten war. »Das ist ja das reinste Schlachtfeld.« Er ging neben einem der Toten in die Hocke und musterte dessen Verletzungen. »Die Wundränder sind zerfetzt und ausgefranst. Das Gewebe wurde mit enormer Gewalt entzweigerissen.«
    »Stumpfe Gewalteinwirkung – genau wie bei dem exhumierten Leichnam, den wir im Lager obduziert haben«, ergänzte Professor Albrecht leise. »Keine Bissspuren, keine Klauenmale, keine Abdrücke von Krallen oder Ähnlichem.«
    »Das bedeutet?«, erkundigte sich Eileen.
    Henry war nicht sicher, ob er es wissen wollte.
    »Das bedeutet«, mischte sich Boris Golitzin ein, der sich mit Wasser und einem Proteinriegel gestärkt hatte und ebenfalls herübergekommen war, »dass diese Monster in ihren Tentakeln genügend Kraft haben, um einen Ochsen in zwei Hälften zu reißen.«
    »Danke für den anschaulichen Vergleich.« Gray rümpfte angewidert die Nase.
    »Darüber hinaus scheint ihre Haut undurchdringlich für die meisten Schusswaffen zu sein.« Golitzin deutete auf den mit Patronenhülsen gepflasterten Boden und weiter zur nächstgelegenen Höhlenwand. Wohin der Strahl seiner Lampe fiel, war das Gestein zernarbt von zahllosen Geschosseinschlägen. Felsstaub, Steinsplitter und leere Projektile waren überall.
    »Spykers Leute haben einen erbitterten Kampf geliefert«, stellte Gray fest.
    »Sie haben mit Blei nicht gespart«, bestätigte Golitzin. »Trotzdem sehe ich keine einzige tote Kreatur.«
    Suchend ließen auch die anderen die Strahlen ihrer Lampen durch die Höhle

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