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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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sein.« Professor Albrecht füllte seinen Becher mit dampfendem Tee. »Wären Sie so freundlich, uns in knappen Worten zu berichten, was darin steht?«
    Lamont nickte begeistert. »Gern. Dr. Golitzin, wenn Sie mir …«
    Doch der Russe hielt die Blätter nach wie vor fest. Er hatte zur letzten Seite geblättert, sein Blick war auf einen bestimmten Textabsatz geheftet. Nachdem er ihn gelesen hatte, überließ er Lamont widerwillig das Dokument. Während sich der Mediziner auf einer Kiste niederließ und die Papiere durchzugehen begann, stand Golitzin auf, zog Parka und Handschuhe über und verließ mit raschen Schritten das Zelt.
    »Was ist denn mit dem los?« Ratlos sah Eileen dem Russen nach.
    »Vielleicht geht er eine rauchen«, vermutete Lincoln. »Ausgerechnet jetzt, wo’s spannend wird.« Er machte eine auffordernde Geste in Lamonts Richtung. »Fangen Sie schon an, Doc! Wie sah das Ding aus?« Er schloss die Augen und hob in einer unfreiwillig komischen Geste eine Hand an die Schläfe. »Lassen Sie mich raten: Es hatte einen Wasserkopf und schwarze, mandelförmige Augen? Und an seinem zierlichen Körper klebten noch Fetzen einer silbrigen Weltraummontur. Richtig?«
    Dr. Lamont überflog mit konzentriertem Blick die ersten beiden Seiten. »Ich fürchte, ich muss dich enttäuschen, Link«, sagte er dann. »Von so etwas ist hier nicht die Rede.« Er sah kurz auf und räusperte sich, bevor er vorzutragen begann: »Gemessene Größe des Organismus: zweihunderteinunddreißig Zentimeter. Geschätztes Gewicht: vier bis fünf Zentner. Körperhau rhombenförmig …«
    »Rhombenförmig?« Lincoln runzelte die Stirn.
    »Ein Rhombus ist ein lang gestreckter geometrischer Körper, der an den Enden schmaler ist als in der Mitte«, erklärte Professor Albrecht ruhig.
    »Shit, das trifft quasi auf jeden der Säufer aus Onkel Eds Kneipe in Vermont zu.« Lincoln klang enttäuscht.
    »Epidermis grau, von ledrig-zäher Beschaffenheit, erinnernd an Pachydermen«, fuhr Lamont fort.
    »Sie sollten doch übersetzen«, erinnerte ihn Eileen lächelnd.
    »Pachydermen sind Dickhäuter«, mischte sich Henry ein. »Elefanten und Nashörner zum Beispiel.«
    »Wie? Oh ja, genau.« Dr. Lamont überflog die nächsten Zeilen. »Senkrechte, armdicke Wülste, verlaufend von einem Ende des Rumpfes zum anderen, ähnlich den Dauben eines Fasses. Insgesamt elf Gliedmaßen …« Lamont stockte. »Sonderbar. Hier steht tatsächlich ›elf‹. Ich habe noch nie von einem Lebewesen mit einer ungeraden Anzahl von Extremitäten gehört. Sie?«
    Professor Albrecht schüttelte den Kopf. Mit einer ungeduldigen Geste forderte Eileen den Doktor auf fortzufahren.
    »Vier gefaltete Schwingen (Flossen?) aus ledrigem Hautgewebe, angeordnet rings um den Körper, in Taschen zwischen den Wülsten; fünf Arme, zwei davon muskulös und extrem kräftig, drei in Form vielfach verästelter, weicher Tentakel, ebenfalls rund um den Körper verteilt. Am unteren Ende zwei dicht nebeneinandersitzende Extremitäten, ähnlich den Schwanzflossen einer Robbe. Zwischen fünf sternförmig auseinanderstehenden Zehen feste, schwimmflossenartige Haut, Standfläche erinnert im gespreizten Zustand an einen Seestern.«
    »Was ist mit dem Kopf?«, erkundigte sich Lincoln nervös. »Hatte das Ding keinen verdammten Kopf?«
    »Am oberen Ende des Rumpfes eine einzelne fünfstrahlige Verwachsung, wiederum ähnlich einem Seestern; Durchmesser etwa fünfzig Zentimeter. Senkrecht nach oben ausgerichtet wie bei einer Blume. Im Zentrum: knorpelige Verdickung, in der zwei rudimentär entwickelte Augen zu erkennen sind. Flacher, zum Teil in Hautfalten eingebetteter Schnabel, erinnernd an einen Kalmar oder Kraken.« Lamont überflog die folgenden Absätze schweigend. Als er den Blick erneut von den Papieren hob, drückte seine Miene Fassungslosigkeit aus. »Dr. Clegg wagt keine Prognose, ob es sich um ein Land- oder ein Wassertier handelte. Die gefalteten Hautlappen schienen sowohl Charakteristika von Flügeln wie auch von Flossen aufzuweisen, ebenso die unteren Extremitäten.«
    »Und wegen des sternförmigen, nach oben gerichteten Kopfes dachte er zunächst an eine Pflanze«, fügte Eileen hinzu.
    Stille senkte sich über das Zelt. Die einzigen Geräusche waren der Wind, der um die äußere Schicht der Plane strich, sowie das gedämpfte Brummen der beiden Heizgeräte.
    Schließlich hielt Henry die Ungewissheit nicht mehr aus. »Aber was war es denn nun? Was hatte Dad da

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