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Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis

Titel: Schumacher, Jens - Frozen - Tod im Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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brauchen wir denn Hautschuppen?« Aufgeregt wandte sich Henry an Dr. Lamont. »Wenn der Kadaver mehr als zweihundert Kilo wog, wird Dad ihn kaum mitgenommen haben. Steht in dem Bericht, was Dr. Clegg im Anschluss an die Untersuchung damit gemacht hat?«
    »Äh, doch. Hier …« Lamont deutete auf einen Absatz auf der letzten Seite, an dem zuvor bereits Dr. Golitzin hängen geblieben war. »Clegg schreibt, dass der Körper bis zur Rückkehr des Teams im Materiallager verbleiben sollte. Die Kälte werde seinen perfekten Erhaltungszustand sicherstellen, bis Dr. Wilkins und seine Leute auf dem Rückweg wieder vorbeikämen. Dann wollten sie entscheiden, was damit geschehen sollte.«
    »Das Biest ist noch hier?« Lincoln machte große Augen. »Shit! Bin ich gespannt, wie dieses Vieh …«
    »Sie haben es hiergelassen?«, unterbrach ihn Eileen. »Aber im Materialzelt war nichts außer …«
    »… einem umgestürzten Rolltisch«, beendete Henry den Satz für sie.
    Lincoln sah verstört von einem zum anderen. »Was wollt ihr damit sagen?«
    Wie aufs Stichwort wurden die Reißverschlüsse der Eingangsschleuse geöffnet und die dick vermummte Gestalt Dr. Golitzins erschien im Zelt. Er war von oben bis unten weiß gepudert, offenbar hatte leichter Schneefall eingesetzt. Obwohl er nicht lange draußen gewesen war, glitzerten Eiskristalle in seinem Bart.
    Als der Russe seinen Parka abgelegt hatte, reichte ihm Eileen einen Becher Tee. »Wo waren Sie, Dr. Golitzin?«
    »Ich habe eine Angabe aus Dr. Cleggs Bericht überprüft«, erklärte Golitzin rau und blies in seinen Becher.
    »Sie waren im Materialzelt?«, vermutete Henry.
    Golitzin nickte. »Ich habe den Schnee hinausgeschaufelt, der sich angesammelt hatte, und mir das Zelt anschließend gründlich vorgenommen. Dann habe ich die umliegende Gegend abgesucht. Etwa zwanzig Meter weiter, bei den schroffen Felsen, habe ich die Grube entdeckt, aus der Dr. Wilkins’ Männer das Wesen geborgen haben. Sonst nichts. In einem Umkreis von über hundert Metern nichts als Eis.«
    »Und, äh … was bedeutet das?«, erkundigte sich Lincoln stockend.
    »Das bedeutet, was auch immer Dr. Wilkins aus dem Eis ausgegraben hat, ist verschwunden!«

12
     
    ANTARKTIS, 10. AUF DEN 11. APRIL 2013
     
    »Henry. Hey, Henry! Shit, bist du noch wach?«
    Es dauerte einen Moment, bis Henry wusste, wo er war. Er hatte noch nicht richtig geschlafen, aber auch aus seinem halb wachen Dämmerzustand musste er sich erst hochkämpfen. Kurz verwirrte es ihn, dass er Arme und Beine nicht bewegen konnte, dann erinnerte er sich, dass er in einem Schlafsack lag – einem extrem dicken Schlafsack, noch dazu vollständig bekleidet.
    Träge schob er einen Arm aus seinem Kokon und rieb sich die Augen. »Link? Bist du das?«
    »Klar, wer soll’s denn sonst sein? Kann ich reinkommen?«
    Henry sah auf seine Uhr. Es war weit nach Mitternacht.
    »Ja, komm rein.«
    Die Reißverschlüsse der Schleuse wurden geöffnet und Lincoln schob sich ins Innere. Seine Mütze und auch die Augenbrauen waren mit Eis überzogen, obwohl der Weg vom Hauptzelt herüber nicht weit war.
    »Shit, ist das kalt«, fluchte er und mühte sich mit seinen plumpen Handschuhen, den Eingang wieder zu verschließen. »Mein Thermometer zeigt minus neununddreißig, Mann!«
    Henry öffnete seinen Schlafsack ein Stück und richtete sich auf. Im Zelt war es alles andere als warm, obwohl der Heizbrenner auf vollen Touren lief. Der Innenraum hatte vielleicht zwischen fünf und zehn Grad, immer noch ein wahres Wunder angesichts der mörderischen Kälte draußen.
    Interessiert musterte Henry seinen Besucher. »Was treibst du so spät noch im Freien? Hast du etwa wieder gekifft?«
    Lincoln schüttelte den Kopf und zog sich die Mütze herunter. »Nee, zu kalt. Außerdem will ich lieber klar bleiben, jetzt, wo …« Er sah sich nervös in der engen Behausung um, als gäbe es hier irgendetwas zu entdecken, das er nicht bereits aus den anderen Zelten kannte. »Ich, na ja …«, druckste er herum. »Ich bin gekommen, weil … also, die anderen, die blicken’s ja einfach nicht!«
    Beim Anblick seines verstörten Gesichts erinnerte sich Henry daran, wie das Gespräch im Hauptzelt am Abend zuvor weitergegangen war. Er ahnte, worauf Lincoln hinauswollte.
    Nachdem Dr. Golitzin verkündet hatte, dass der fremde Organismus im ganzen Lager nicht aufzufinden sei, waren sie alle möglichen Erklärungen für dessen Fehlen durchgegangen. Dr. Lamont vermutete, der Kadaver könnte von

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